Zwergenzwist im Monsterland
unterstreichen.
»Was?« schrie Hubert begeistert. »Du hast noch nicht den Geist des Liedes in dir. Je länger es dauert, desto besser wird es. Hör dir das mal an.«
Drache und Maid huben erneut an:
Und wenn wir treu und tapfer sind
und glauben, daß die Wahrheit siegt,
dann kommt mit Mann und Weib und Kind,
und tanzt zusammen, lacht und liegt.
»Weiter!« schrie Guxx als Antwort. Brax hieb auf die Trommel ein.
Unfufadoo, erregter Dämon,
befiehlt, hört auf mit dem Gewimmer,
befiehlt, wandert weiter in Stille,
oder es wird Ärger geben.
»Hat da jemand was gesagt, Maid?« fragte Hubert.
»Nichts, was an meine Ohren gedrungen wäre, Drache«, gab Alea zur Antwort und drehte anmutig eine Pirouette.
»Ah, gut.« Hubert blies einen Rauchring in Form einer Schleife. »Muß wohl ein Insekt gewesen sein. Aber singen wir doch weiter!«
»Wir haben noch Hunderte und Aberhunderte von Reimpaaren!« fügte die Maid hinzu. Und weiter sangen sie:
Damit wir klug und mächtig bleiben,
hört man’s auf der Straße tönen,
komm doch, begleite unser buntes Treiben,
beklag dich nicht mit dumpfem Stöh…
»Fester!« Unter Guxxens Schrei bogen sich die Bäume. Brax bearbeitete die Trommel, so fest er nur konnte.
Unfufadoo, wütender Dämon,
sagt jetzt denen, die da noch singen,
bald werden ihre Stimmen
zertrampelt von Dämonenfüßen!
»Maid?« lächelte der Drache. »Ich glaube, ich fühle einen neuen Vers in mir aufsteigen.«
»In der Tat!« brüllte ich lauter als jeder andere. »Ich habe genug von…«
Ich hielt inne und senkte meine Stimme auf ein erträgliches Maß. »Ich habe genug von eurem ewigen Streit. Dies ist eine Queste, und wir führen sie zusammen durch. Und deshalb wird es, bis wir die Östlichen Königreiche erreichen, kein Varietegeträller und kein niederhöllisches Rezitieren mehr geben. Wem das nicht paßt, der kann uns ja verlassen. Haben das alle verstanden?«
Guxx und Hubert durchbohrten sich mit Blicken, wanderten aber beide mit dem Rest der Gruppe weiter.
Das Einhorn trabte an meine Seite und schüttelte seine wundervolle Mähne in einer eleganten, fließenden Bewegung.
»Diese Seite von dir habe ich noch nie kennengelernt«, raunte das goldgehörnte Geschöpf in mein Ohr. »Das ist ja eine richtige Offenbarung.« Seine dunklen, seelenvollen Augen blickten tief in meine. »Oh, ich liebe es, wenn du herumkommandierst!«
Ich bemerkte, daß mich der Rest der Gruppe wieder beobachtete.
»Vielleicht«, bemerkte Alea zu Hubert, »wird er nach allem doch noch ein Zauberer.«
Ich marschierte vorneweg, die anderen folgten. Sie begannen meine Führungsrolle wohl zu akzeptieren. Alea hatte gesagt, daß ich dabei wäre, ein Zauberer zu werden. Und für kurze Zeit war ich geneigt, ihr zu glauben, bis wir die nächste Lichtung erreichten – eine Lichtung mit einem großen Schild:
Sie befinden sich im Herrschaftsbereich der
ÖSTLICHEN KÖNIGREICHE
Wollen Sie da wirklich hin?
Der Schuhbert kletterte auf meine Schulter, um besser sehen zu können. »Was bedeutet das?«
»Ich glaube«, sagte Alea, »es könnte in Verbindung mit den Riesen und den Brötchen stehen.«
»Unsinn!« erwiderte ich. Ich wollte nicht, daß sie den Mut verlören, so kurz vor dem Ziel. »Das Schild kann alles mögliche bedeuten.«
»Zum Beispiel?« fragte der Schuhbert.
Spontan fiel mir nichts ein.
Und aus der Dunkelheit der Bäume jenseits des Schildes ertönte eine Stimme, und diese Stimme sagte:
»Verdammnis!«
Kapitel Vierzehn
»Warum zählt man Zauberer zu seinen Freunden? Sicherlich in dem Glauben, daß große Summen schimmernden Goldes aus dem Nichts erschaffen werden können. Sie stimmen mir nicht zu? Dann doch wohl wegen der erstaunlichen Genauigkeit, mit der Zauberer den Besuch des Königlichen Steuereintreibers oder der Königlichen Schwiegermutter vorauszusagen vermögen? Immer noch falsch? Dann bleibt nur noch die Tatsache – oder eigentlich eher ein bösartiges, auf keinen Fall zutreffendes Gerücht, daß Magier diejenigen Personen, die sie nicht zu ihren Freunden zählen, hin und wieder in Schweine oder Mäuse verwandeln. Sie verstehen nun sicher, worauf ich hinaus will. Wenn nicht, kann ich es auch einfacher ausdrücken: Würden Sie lieber Ihr restliches Leben grunzen?«
– Exzerpt einer Vorlesungsreihe WARUM ZAUBERER GUTE FREUNDE SIND, in Teilen gehalten von Ebenezum, dem größten Zauberer der Westlichen Königreiche [i]
»Verdammnis.«
Diese
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