Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
Vom Netzwerk:
sagend hinzu.
    »Sicher haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns etwas genauer mit dem einen oder anderen Ihrer Mitarbeiter unterhalten müssen. Ach ja. Es wäre gut, wenn Sie morgen bei uns im Präsidium vorbeischauen könnten. Sagen wir gegen elf Uhr? Mich interessiert doch stark, ob Sie den Schlüssel noch finden.«
     
    Als die beiden Beamten das Büro des Geschäftsführers und Inhabers der Firma LoBauTech verlassen hatten, holte Friedhelm Lorsow eine Cognacflasche aus dem Barfach und goss sich einen Schwenker halb voll. Er trank den Schnaps in zwei Zügen und griff zum Telefon.
    »Frau Müller, verbinden Sie mich mit Notar Schlüter.«
    Friedhelm Lorsow schenkte sich noch einen Cognac ein. Als sein Apparat klingelte, sagte er aufgeregt in den Hörer: »Hans-Joachim, die Polizei war eben wieder bei mir. Sie haben den Mercedes gefunden – Sie suchen den dritten Schlüssel… – Ja, das weiß ich jetzt auch. Aber was sollte ich denn machen? Die Geschichte erzählen? – Eben. Sie haben mich morgen ins Präsidium bestellt. – Elf Uhr. Kannst du nicht mit mir gemeinsam… – Nein, nicht deine Tochter. Sie ist ja ein nettes Mädchen, aber… – Jetzt hörst du mir zu, Hans-Joachim. Ich bezahle dich seit Jahren dafür, dass du meine Interessen vertrittst. Deine Tochter oder andere Angestellte können von mir aus meine Strafmandate wegen zu schnellen Fahrens bearbeiten, in dieser Sache verlange ich aber von dir persönlich… – Das kann ich verstehen. – Meinetwegen, dann bringe sie in Gottes Namen mit. – Aber die Fäden behältst du in der Hand, klar? Bis morgen dann.«
    Lorsow legte auf. Dann schüttete er den zweiten Cognac auf ex hinunter.
     
    14
    Aleksander Graf von Rabenstein war bei seinem zweiten Besuch in Eschs Kanzlei fast komplett in existenzialistisches Schwarz gehüllt, nur die Seidenkrawatte und das Brusttaschentuch waren gelb-schwarz. Esch hoffte, dass die Farbwahl des Aristokraten nicht mit einer Affinität zu dem Fußballklub einer bekannten Bierstadt im Osten des Reviers zusammenhing.
    »Herr von Rabenstein«, leitete Rainer das Gespräch ein, als der kerzengerade vor Eschs Schreibtisch saß. »Ich habe in den Unterlagen, die Sie mir überlassen haben, einen ablehnenden Rentenbescheid der Bundesanstalt für Angestellte gefunden und musste zur Fristwahrung Widerspruch einlegen.
    Außerdem habe ich Akteneinsicht beantragt.«
    Rabenstein brauste auf. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie ohne meine Zustimmung – ich betone: ohne meine ausdrückliche Zustimmung – nichts unternehmen sollten. Wie können Sie…?« Der Graf nestelte aufgeregt an seiner Krawatte.
    »Bitte hören Sie mir doch zunächst zu. Fristablauf war am 30. November. Ich musste zur Fristwahrung Widerspruch einlegen. Der Bescheid wäre sonst rechtskräftig geworden und Ihre Rente perdu gewesen.« Rainer verschwieg wohlweislich, dass sie es nach seiner Auffassung ohnehin war.
    Erwerbsunfähig wegen Computerphobie! Das würde in die Rechtsgeschichte eingehen.
    »Keine Rente? Aber Herr Esch, ich bitte Sie. Das kann doch einem von Rabenstein nicht passieren. Aber gut. Ihre Eigenmächtigkeit ist ja nun leider nicht mehr rückgängig zu machen. Was haben Sie als Nächstes vor?« Rabenstein lächelte wissend.
    »Den Widerspruch begründen und weitere Gutachten einholen.«
    »Sie meinen, ich muss mich erneut von so einem Doktor befragen lassen?« Der Gesichtsausdruck des Grafen sprach Bände. »Auf keinen Fall! Ich weiß besser als jeder Arzt, was mir fehlt.«
    Der Narziss lässt grüßen, dachte Rainer. »Ich befürchte allerdings, dass wir ohne erneutes Gutachten ziemlich schlechte Karten haben. Eine Erwerbsunfähigkeitsrente dürfte nicht drin sein. Wir sollten deshalb hilfsweise Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente stellen.« Esch war stolz auf sich. Auf diesen Schachzug musste man erst einmal kommen! Der gestrige Anruf bei einem befreundeten Juristen, der seine Brötchen als Sekretär für Rechtsschutzaufgaben – Fachgebiet: Sozialrecht – beim Deutschen Gewerkschaftsbund verdiente, trug erste Früchte.
    »Berufsunfähigkeit? Was heißt das?«
    »Sie können nicht mehr in Ihrem Beruf arbeiten, sind aber noch auf anderen Arbeitsplätzen einsetzbar, zum Beispiel als…
    äh… Telefonist.« Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, wusste Esch um seinen Fehler. Rabensteins Gesicht verfärbte sich erst rot, dann wurde der Graf leichenblass, dann wieder rot, diesmal allerdings mit einem Stich ins Violette.
    »Sagten Sie:

Weitere Kostenlose Bücher