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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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Telefonist?« Der Graf sprach das Wort mit so viel Verachtung aus, dass Rainer befürchtete, Rabenstein würde nie wieder in seinem Leben einen Hörer in die Hand nehmen. »Sie sind wohl nicht bei Trost?«, brüllte der Verwandte soundsovielten Grades der Romanows los. Seine Stimme überschlug sich: »Telefonist, ich. Ein von Rabenstein!
    Erst die Kündigung bei LoBauTech und dann das hier. Ein Mitglied einer der ältesten deutschen Adelsfamilien.« Völlig übergangslos brach Rabenstein sein Gekeife ab, fiel auf seinem Sitz in sich zusammen und begann leise zu weinen. »Warum immer ich?«, schluchzte er. »Warum nur immer ich? Alle bekommen Rente, nur ich nicht. Warum konnte ich nicht bei LoBauTech bleiben?«
    Zerknirscht versuchte Rainer zu retten, was zu retten war.
    »Ich glaube, Ihnen wurde wirklich übel mitgespielt. Aber warum sind Sie denn auf den Abfindungsvorschlag Ihrer früheren Firma eingegangen? Sie hätten doch auch klagen können?«
    »Rausgeschmissen hat mich dieser Pleb, einfach rausgeschmissen.« Der Graf ignorierte Rainers Frage. »Aber nicht mit mir! Der wird sich noch wundern. Das kann der mit einem von Rabenstein nicht machen!«
    Er straffte sich und hatte sich wieder vollständig unter Kontrolle. »Herr Rechtsanwalt, ich glaube nicht, dass wir unsere Zusammenarbeit länger fortsetzen sollten.«
    Der legitime Vertreter des europäischen Hochadels stand entschlossen auf und griff zu Hut, Mantel und seinem Aktenordner. »Übersenden Sie mir bitte Ihre Kostennote. Ich werde Sie aufmerksam prüfen und unverzüglich begleichen, wenn ich Ihre Forderung für angemessen halte.«
    Aleksander Graf von Rabenstein sprachs und verschwand.
    Und ließ einen ziemlich perplexen Rainer Esch zurück.
     
    15
    »Hast du den Blick gesehen, mit dem die Müller ihren Chef angeguckt hat, als du ihr das Foto von Pawlitsch gezeigt hast?«, fragte der Hauptkommissar seinen Assistenten, als sie das Büro verlassen hatten. »Wie ein waidwundes Reh. Aber das hat möglicherweise nichts zu sagen. Wenn ich als perfekte Chefsekretärin so einen Reinfall wie eben erlebt hätte, würde ich wahrscheinlich auch so gucken.«
    Brischinsky blieb unvermittelt stehen, stierte einen Moment an Baumann vorbei auf einen drittklassigen Druck von Salvatore Dali, der die Wand zierte, und sagte dann: »Heiner, wir müssen wissen, ob Lorsow den Pawlitsch gekannt hat. Die Geschichte mit dem verlorenen Schlüssel stinkt doch zum Himmel. Wir besorgen uns morgen ein Foto von Lorsow. Das Bild zeigen wir dann den Verwandten und Freunden von Pawlitsch.«
    »Wir? Das sind ja ganz neue Töne. Sonst bin doch immer ich…«
    »Danke für den Hinweis. Du machst das. Du gehst mit dem Foto hausieren. Ich werde mich in Ruhe mit unserem Doktor beschäftigen. Außerdem sollten wir versuchen, den letzten Tag von Pawlitsch so genau wie möglich zu rekonstruieren. Wo war er, mit wem hat er sich getroffen, mit wem geredet und dann…«
    Die Eingangstür des Verwaltungsgebäudes der LoBauTech, die inzwischen in Sichtnähe der Beamten war, wurde heftig aufgerissen und etwa drei Dutzend Männer in Arbeitskleidung drängten herein. Einige von ihnen trugen rote Fahnen mit dem Logo der Industriegewerkschaft Metall, andere Dachlatten mit aufgenagelten Pappschildern, auf denen Parolen zu lesen waren: Wir wollen arbeiten – LoBauTech muss bleiben! –
    Keine Entlassungen!
    An der Spitze der Demonstranten diskutierte ein etwa 40
    Jähriger hitzig mit dem Pförtner, der sich wild gestikulierend mit in Richtung Treppe bewegte. »Aber so geht das doch nicht.
    Sie müssen sich doch erst anmelden. Sie können doch nicht so einfach…«
    »Und ob ich kann. Das sehen Sie ja.« Der Wortführer trug wie der Pförtner keinen Blaumann. Allerdings hatte er einen weißen Arbeitsschutzhelm auf dem Kopf, auf dem gut sichtbar ebenfalls das Emblem der IG Metall prangte.
    »Herr Doktor Lorsow ist möglicherweise nicht in seinem Büro.«
    »Doch, ist er.«
    Die Gruppe erreichte die Treppe, während sich die Polizeibeamten an die Wand drückten, um die empörten Arbeiter vorbeizulassen.
    »Dann wollen wir mal« rief der Anführer, griff in seine Tasche und steckte sich eine Trillerpfeife in den Mund. Die Blaumänner folgten seinem Beispiel. Ein infernalischer Lärm ertönte.
    »Aber das geht doch nicht, das geht doch nicht«, jammerte der Pförtner, dessen weinerliches Gestammel im lauten Gepfeife unterging.
    Auf den oberen Etagen wurden Türen aufgerissen.
    Brischinsky erkannte kurz das

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