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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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Dort zog er den Rollladen hoch und durch die halb offen stehende Küchentür fiel Licht in den dunklen Flur.
    Die Beamten erstarrten.
    Altehuus fasste sich am schnellsten. »Herr Wübber«, rief er mit seiner tiefen Stimme und ging in die Küche. »Sie sollten besser hier bleiben.«
    Der Bremer Geschäftsmann dachte nicht im Geringsten daran, der Empfehlung dies Inselpolizisten zu folgen. Er drängte sich an Altehuus vorbei in den Flur.
    »Herr Wübber…« Buhlen versuchte, sich dem Mann zu nähern, der mit weit aufgerissenen Augen mitten im Flur stand, den Blick nach vorne gerichtet. Mit fahrigen Handbewegungen wehrte er Buhlen ab. Der Teehändler zitterte am ganzen Körper. Wübber hob wie in Zeitlupe die rechte Hand und zeigte nach oben.
    »Nein!«, stöhnte er. Und dann schrie er auf wie ein Tier, das entsetzliche Qualen aushalten muss: »Neeiiin!«
     
    13
    Elke und Rainer frühstückten ausgiebig. Rainer hatte sich am Büfett den Teller mit den Köstlichkeiten beladen, die sein Magen nicht vertrug, und wollte sich für den Rest des gemeinsamen Mahles hinter der Morgenzeitung verstecken, als ihm Elke in der ihr eigenen liebenswürdigen Art klarmachte, dass für sie ein gemeinsames Urlaubsfrühstück nicht bedeutete, dass sich einer der Teilnehmer in das Studium der Sportnachrichten vertiefte. Rainer legte seufzend das Blatt beiseite.
    Sie verständigten sich darauf, dass er den Verkaufskandidaten und natürlich damit auch sich selbst zunächst ein geruhsames Weihnachtsfest gönnen würde.
    Grundstücke ließen sich – so ihre einhellige Meinung – viel besser nach den Feiertagen erwerben.
    Allerdings wollte der Anwalt versuchen, Kontakt mit der örtlichen Polizeibehörde aufzunehmen, um Schwiebus zu beruhigen und ihm so ebenfalls ein möglichst ungestörtes Fest zu ermöglichen.
    Die Wache war, als die beiden gegen halb zwölf bei strahlendem Sonnenschein Einlass begehrten, verschlossen. Es öffnete auch niemand, als Rainers Zeigefinger sich auf dem Klingelknopf ausruhte.
    Esch erwog, dem Hinweisschild zu folgen und die seitlich angebrachte rote Notrufsäule in Anspruch zu nehmen, ließ es aber doch, nachdem seine Freundin auf die unabsehbaren Folgen hingewiesen hatte: Möglicherweise fingen alle Sirenen an zu kreischen oder irgendwo auf dem Festland würde eine Horde hochgerüsteter GSG-Neun-Beamter in bereitstehende Hubschrauber springen und die Insel heimsuchen. Nein, ein solches Risiko wollten sie nicht eingehen. Lachend spazierten sie zum Strand.
    Es war Flut. Sie hatten siebzehn Kilometer unberührte Natur für sich alleine. Der kräftige Wind pustete ihnen die Köpfe klar. Elke wollte unbedingt an der Wasserkante entlanglaufen, da dort, hinter der Aerosolgrenze, der Anteil von Salz, Jod und Brom in der Luft am höchsten sei – behauptete zumindest eine Werbebroschüre der Kurverwaltung, die sie gelesen hatte.
    Rainer hatte zwar so seine Zweifel, da er der Werbung grundsätzlich nichts glaubte, behielt sie aber für sich und tat seiner Freundin den Gefallen.
    Sie gingen in Richtung Osten, dem Kalfamer entgegen. Die weißen Hochhäuser der Nachbarinsel Norderney grüßten in der Ferne. Elke zitierte einen Spruch, den sie im Hotel aufgeschnappt hatte: »Wo liegt der schönste Punkt Norderneys? Im äußersten Westen, da, wo Juist zu sehen ist.«
    Rainer verstand, was sie meinte. Und wenn er ehrlich war, begeisterte ihn dieser Strandspaziergang ebenso wie Elke.
    Diese Erkenntnis behielt er aber für sich. Schließlich war er nicht zum Vergnügen hier.
    Auf dem Rückweg versuchten sie erneut ihr Glück bei der Polizeiwache. Zwar war die Tür immer noch verschlossen, aber auf Rainers energisches Klingeln hin öffnete sich im ersten Stock ein Fenster und eine Stimme rief: »Moin. Mein Vater ist nicht da.«
    Die beiden Recklinghäuser traten zwei, drei Schritte zurück und blickten nach oben.
    Ein etwa Dreißigjähriger mit Bart und blonden, kurz geschorenen Haaren schaute freundlich nach unten. »Im Notfall ist er über sein Handy zu erreichen.«
    Der Anwalt schüttelte den Kopf.
    »Kann ich ihm etwas ausrichten?«
     
    Esch überlegte. »Nein, danke. Ich komme später noch mal wieder.«
    »Heute werden Sie aber vermutlich kein Glück mehr haben.
    Und in den nächsten Tagen…« Er beendete den Satz nicht.
    Rainer wusste auch so, was er meinte. Über die Feiertage spielte sich in Sachen Polizeiarbeit auf der Insel vermutlich nicht sehr viel ab. Deshalb würden sich die Grünen bei ihrer Fahndung nach

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