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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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Schwiebus – wenn es denn überhaupt so etwas gab, was diese Bezeichnung verdient hätte – auch nicht gerade ein Bein ausreißen. Wenn sein Mandant etwas in Deckung blieb und sich nicht auf dem Präsentierteller offerierte, dürfte er ein geruhsames Weihnachtsfest auf der Insel verbringen.
    »Hat Ihr Vater keinen… äh… Stellvertreter?«, erkundigte sich der Anwalt sicherheitshalber. Das war er Schwiebus schuldig.
    »Nee, hat er nicht. Aber das ist nicht das Problem. Seit im Kalfamer die ermordete Frau gefunden wurde, ist er ständig mit den Kripoleuten aus Norden auf Achse.«
    Esch spürte den festen Griff seiner Freundin am Arm. »Ein Mord? Hier auf Juist? Das ist ja entsetzlich!« Elke war erschüttert.
    »Ja, Stand heute in der Zeitung. Das erste Mordopfer auf Töwerland seit fast zwanzig Jahren. Damals hat ein Saisonarbeiter eine Touristin… Ist ja auch egal. Eine junge Frau mit durchschnittener Kehle. Haben Sie es nicht gelesen?«
    Dank Elke war Rainer bei seiner Morgenlektüre nicht über die Sportseiten hinausgekommen. »Nein.«
    »Sie lag halb vergraben in den Dünen. Die Kripo sucht nach Zeugen und nach Hinweisen auf die Identität der Toten.
    Schreiben jedenfalls die Journalisten.«
    »Und Ihr Vater…?«
    »Redet mit mir nicht über seine Arbeit, wenn Sie das wissen wollten.«
     
    »Entschuldigung. Geht mich ja auch nichts an. Vielen Dank.
    Und schöne Feiertage.«
    Die beiden drehten sich um und wollten gehen, als sie Hendrik Altehuus noch einmal anrief. »Sagen Sie, sind Sie nicht der Rechtsanwalt, der im großen Stil Grundstücke kaufen will?«
    Überrascht blieb Rainer stehen. »Ja. Aber woher…«
    Altehuus lachte. »Sie sind hier in einem Dorf. Hier bleibt nur wenig lange verborgen. Das hat sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass ein Anwalt aus dem Ruhrgebiet mit viel Geld groß in das Immobiliengeschäft einsteigen will.
    Und? Erfolg gehabt?« Als Rainer nicht sofort antwortete, winkte der Polizistensohn ab. »Lassen Sie. Ich weiß auch so Bescheid. Die Leute hier auf Juist hängen an ihrem Boden.
    Dürfte nicht leicht werden. Vor allem, wenn Sie genau die Flurstücke interessieren, die in der Nähe des geplanten Golfplatzes liegen.«
    Rainer war baff. »Woher wissen Sie…?«, stotterte er erneut.
    »Ich sagte doch eben: Juist ist ein Dorf. Freunde machen Sie sich im Übrigen nicht gerade mit Ihren Kaufabsichten. Und ich an Ihrer Stelle wäre ich mir nicht so sicher, ob dieser Golfplatz wirklich gebaut wird. Möglicherweise wird Ihr Investment notleidend.«
    Der junge Mann griente breit. »Aber das kann mir ja egal sein. Ihnen auch frohe Weihnachten.« Altehuus machte Anstalten, das Fenster zu schließen.
    »Einen Moment bitte noch«, rief der Anwalt hastig. »Wie meinen Sie das?«
    »Wie meine ich was?«
    »Dass ich mir keine Freunde machen würde.«
    »Am Tag nach Weihnachten ist im Haus des Kurgastes eine Bürgerversammlung. Ich glaube um fünf. Kommen Sie und Sie werden verstehen, was ich meine.« Altehuus verschwand.
     
    »Gehst du hin?«, fragte Elke, als der Polizistensohn nicht mehr zu sehen war.
    »Zu der Versammlung?«
    »Wohin sonst?«
    »Mal sehen«, knurrte Rainer, obwohl er die Entscheidung bereits getroffen hatte.
     
    14
    Fassungslos blickten die vier Männer in den Flur. Eine dunkelrote, getrocknete Blutlache bedeckte fast ein Viertel des Bodens. Die weißen Wände waren übersät mit Spritzern, ebenso wie der Spiegel und die Kommode. Und von der Wand sprang ihnen in großen blutroten Buchstaben das Wort ›Hure‹
    entgegen.
    »Ich, ich kann nicht…« Wübber schwankte. Buhlen griff geistesgegenwärtig unter seine Arme und verhinderte so, dass der Teehändler zusammenklappte.
    »Mein Gott, was ist hier passiert?«, stammelte Wübber. »Wer macht denn…?«
    »Wir bringen Sie zum Wagen.« Buhlen nickte Altehuus zu, der sofort verstand und Wübber stützend nach draußen führte.
    »Geh mit«, raunte der Kommissar seinem Kollegen Müller zu.
    »Für ihn brauchen wir einen Arzt. Und wir benötigen die Bereitschaft der Spurensicherung. Ach ja, frag Altehuus nach Handschuhen und Schuhschützern.«
    Als er allein war, sah sich Dieter Buhlen prüfend um. Die Buchstaben an der Wand wirkten seltsam verschmiert, sie erinnerten ihn an Kindergartenfeste, wenn die Kleinen Farbe mit den Fingern… Er musterte den Schriftzug genauer.
    Tatsächlich. Der Kommissar schüttelte sich angewidert. Der Mörder hatte das Schmähwort mit blutigen Fingern an die Wand gemalt.
    Buhlen wartete

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