Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
Vom Netzwerk:
Frisia Luftverkehr GmbH wegen der Vereisung des Flugfeldes ihren Betrieb ein.
    Mittags blieben die Fähren im Hafen Norddeich. Rund 2.000
    Urlauber saßen fest.
    »Und wann komme ich jetzt wieder von dieser Insel herunter?« Dieter Buhlen schlief schon seit Tagen schlecht, weil er sich immer noch ausmalte, wie seine Freundin Bärbel in Hamburg diese einsamen Nächte verbrachte.
    »Spätestens im Frühjahr. Da taut es«, erwiderte Müller mit breitem Grienen.
    »Sehr komisch, wirklich.«
    »Warum schreibt der Mörder das Wort ›Hure‹ an die Flurwand? Warum nicht ›Nutte‹? Was würdest du schreiben?«
    Müller sah seinen Kollegen an. »Hure oder Nutte?«
    »Wahrscheinlich Nutte. Aber normalerweise schneide ich Frauen nicht mit einem Messer die Kehle durch. Meine Erfahrungen mit blutigen Wörtern halten sich demnach in sehr engen Grenzen.«
    »Warum Nutte?«, insistierte Müller erneut.
    Buhlen zögerte. »Was weiß ich. Das sagt man eben so.«
    »Genau. Und deshalb wundert mich, warum der Mörder genau dieses Wort benutzt hat. Da hätte er ja auch
    ›Prostituierte‹ schreiben können. Das wäre noch gestelzter.«
    »Vielleicht hat er Abitur.« Als Buhlen das verblüffte Gesicht seines Kollegen sah, ergänzte er: »Sollte ein Witz sein.«
    Müller winkte ab. »Nein, lass. Du könntest Recht haben.
    Vielleicht ist er es wirklich nicht gewohnt, sich derb auszudrücken, und Nutte gehört nicht zu seinem Wortschatz.
    An deiner Überlegung ist vielleicht etwas dran.« Er nahm einen Schluck Tee. »Also schließen wir die Möglichkeit nicht aus, dass wir es mit einem gebildeten Killer zu tun haben.«
    Das Faxgerät summte. Müller schnappte sich die eingehende Nachricht. »Aurich. Der Kurzbericht der Spurensicherung.« Er überflog die zwei Seiten. »Das Haus Wübbers ist eindeutig der Tatort. Deine Vermutung war richtig: Die Leiche ist auf die Terrasse des Hauses gezogen und dann weggeschafft worden.
    Es gibt einen eindeutigen Fußabdruck im Blut, Größe 45. Aber sonst keine weiteren brauchbaren Spuren. Wir können also über den Abtransport nur spekulieren.«
    »Der Täter wird sich die Tote ja kaum auf die Schulter geladen haben. Und da es keine Fahrzeuge auf Juist gibt, bleibt nur ein Handkarren.«
    »Oder ein Pferdefuhrwerk.«
    »Nachts? Glaube ich nicht. Das macht zu viel Lärm.«
    Günter Müller las weiter. »Jede Menge Fingerabdrücke. Von der Toten und anderen Personen. Aber keine davon in unseren Datenbanken. Schade.«
    »Wäre auch zu schön gewesen. Was noch?«
    »Im Keller haben sie Reste der Folie gefunden, mit der die Tote eingewickelt war. Leider ohne brauchbare Fingerabdrücke. Keine mutmaßliche Tatwaffe im Haus oder auf dem Grundstück, keine Einbruchsspuren. Entweder hat Marlies Wübber ihren Mörder ins Haus gelassen oder es stand ein Fenster oder eine Tür offen.«
    »Haben wir das übersehen?«
    »Nein. Es war nichts offen. Es finden sich auch auf keinem Fenster-oder Türrahmen Fingerabdrücke, die nicht von Marlies oder ihrem Vater stammen.«
    »Hm. Unterstellen wir, dass sie nicht selbst geöffnet hat.
    Dann muss der Täter Handschuhe getragen haben.«
     

Müller kratzte sich am Kinn. »Vermutlich.«
    »Warum schließt er nach der Tat wieder alles?«
    »Eine offene Tür oder ein offenes Fenster fällt auf. Ich denke, er wollte eine frühzeitige Entdeckung vermeiden.«
    Buhlen wirkte nachdenklich. »Möglich. Aber warum schafft er dann die Tote vom Tatort fort und riskiert, mit der Leiche im Gepäck angetroffen zu werden? Da ist doch die Gefahr einer Entdeckung viel größer. Das ist nicht sehr einleuchtend.«
    »Hältst du es für normal, einen Menschen umzubringen? Was wissen wir schon, was in einem solchen kranken Hirn in diesem Moment vor sich geht? Da liegt eine tote junge Frau in ihrem Blut und du erwartest, dass der Täter sich rational verhält. Das ist irrational.« Müller schüttelte den Kopf.
    »Mag sein. Ich werde den Mörder trotzdem fragen, wenn wir ihn haben. Sonst irgendetwas in dem Haus? Briefe, Bilder oder so?«
    »Nicht von Marlies Wübber. Ihre Kleider natürlich. Aber sonst nichts. Keine Platten, keine Bücher, keine Zeitschriften.«
    »Ungewöhnlich.«
    »Ja. Es sieht so aus, als ob sie dort nur zeitweise übernachtet hat. Von dem Festnetzanschluss im Haus wurde seit Wochen kein Gespräch geführt.«
    »Bleibt nur ihr Handy. Wurde das Gerät im Haus gefunden?«
    Müller überflog den Bericht der Spurensicherer. »Nein.«
    »Irgendwo habe ich die Nummer aufgeschrieben,

Weitere Kostenlose Bücher