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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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hatte Schwiebus gesagt. Davon gab es zwei. Und an jedem Ende standen zwei Häuser. Machte vier. Der Anwalt hatte es erst erfolglos in dem Bereich versucht, der näher zu den Tennisplätzen lag. Nun stampfte er durch den Sand des unbefestigten Teils der Straße auf eines der Gebäude zu, das am anderen Ende lag.
    Esch rekapitulierte das Telefongespräch, das er kurz nach seinem Besuch bei der Polizei mit Dezcweratsky geführt hatte.
    Er hatte seinem Auftraggeber mitgeteilt, dass er sich angesichts des Mordes und der Verwicklung von Schwiebus in den Fall außerstande sehen würde, weiter für ihn zu arbeiten.
    Davon war der Immobilienhai zwar nicht gerade begeistert gewesen, schien aber zu Rainers Überraschung nicht sonderlich beunruhigt. Er gab ihm durch einige Andeutungen zu verstehen, dass er über die Vorkommnisse auf der Insel informiert war. Dezcweratsky bat Rainer darum, Schwiebus zu unterstützen und – auch im Interesse des Unternehmens –
    jeden Verdacht gegen den Makler auszuräumen. Seine Spesen würden natürlich weiter gezahlt, was Rainer ehrlich freute. Er fragte sich aber, ob Schwiebus bereits selbst mit Dezcweratsky gesprochen hatte.
    Der rote Ziegelbau stand erhöht hinter knorrigen Bäumen auf einer Düne und der Anwalt musste etwas suchen, bis er den seitlich gelegenen Zugang zu dem Haus entdeckte. Die Dämmerung kroch schon den Strand hoch, als Rainer auf einen der unbeschrifteten Klingelknöpfe drückte. Er wartete einen Moment, aber es rührte sich nichts in dem Gebäude. Dann sah er sich um, ging zu einem Erdgeschossfenster und versuchte erfolglos, ins Innere des Gebäudes zu sehen. Er kehrte zur Eingangstür zurück und legte zaghaft seine Hand auf die Klinke. Die Tür war zu seiner Überraschung nicht verschlossen. Rainer öffnete sie einen Spalt, gerade weit genug, dass er seinen Kopf hindurchstecken konnte, und rief:
    »Hallo? Herr Schwiebus?«
    Er erhielt keine Antwort. Rainer entschloss sich, hineinzugehen. Hausfriedensbruch hin oder her. Einen Moment beschäftigte er sich mit der Frage einer plausiblen Entschuldigung für sein unbefugtes Eindringen, sofern er in diesem Haus überrascht werden würde. Da ihm keine überzeugende Erklärung einfallen wollte, schob er diesen Gedanken wieder beiseite und betrat den Hausflur.
    Es roch muffig. Rainer identifizierte die Ursache des Miefs als abgestandenen Rauch und verdorbene Lebensmittel.
    »Herr Schwiebus, sind Sie hier?«
    Es blieb still.
    Rainers Linke suchte den Lichtschalter. Als sie ihn gefunden hatte, tauchte eine Neonleuchte den Raum in ein grelles Licht.
    Er sah auf drei geschlossene Türen und eine Treppe im hinteren Bereich des Hausflures, die sich nach oben wendelte.
    Die Wände waren mit zahlreichen Juistfotos geschmückt. Hier hatte sich ein Hobbyknipser ausgetobt und die Produkte seines Schaffens ausgestellt. Ganz besonders hatte es dem unbekannten Künstler das Kurhaus angetan. Der Anwalt konnte den Prachtbau aus verschiedenen Blickwinkeln und zu unterschiedlichen Tageszeiten bewundern. Links an der Wand stand ein schmaler Tisch. Ansonsten war der Flur unmöbliert.
    Die erste Zimmertür rechts war verschlossen, ebenso die zweite. Auch der linke Eingang widerstand Rainers Bemühungen.
     
    Esch betrat die Wendeltreppe. Die Stufen knarrten leise, als er einige Schritte aufwärts machte.
    »Hallo, ist da jemand?« Dämliche Floskel, dachte Rainer.
    Wenn jemand im Haus wäre, hätte dieser sich vermutlich bereits zu erkennen gegeben. Und wenn nicht, konnte er sich den Spruch schenken.
    Der obere Flur wurde durch fahles Licht dürftig beleuchtet, das durch eine offene Tür aus der Küche fiel. Rainer warf einen Blick in den Raum und entdeckte den Quell des fauligen Geruchs: In mehreren Schüsseln und auf ungespülten Tellern schimmelte etwas, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Kartoffelbrei, Rotkohl und Gulasch hatte, stinkend vor sich hin. Ein Aschenbecher voller Zigarettenkippen wartete auf Leerung. Neben der Spüle stapelten sich leere Flaschen, und eine halb volle Mülltüte lehnte am Türpfosten. Rainer schüttelte es. Sehr ordentlich schien der Bewohner dieser Wohnung nun nicht gerade zu sein.
    Das nächste Zimmer, welches er inspizierte, war das Schlafzimmer. Das Bett war ungemacht, auf einer großen Reisetasche lag achtlos hingeworfene Unterwäsche, am Schrank hing auf einem Bügel der Anzug, den Schwiebus bei ihrem ersten Aufeinandertreffen getragen hatte. Zwei Paar Halbschuhe standen vor dem Bett.
    Esch öffnete die Tür,

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