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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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sehr interessant. Besonders die Eisschollen. Mit der Unterscheidung von Ebbe und Flut müssen wir zwar noch ein wenig üben, aber als Wattführer bist du wirklich große Klasse«, maulte Elke, als sie sich mit ihrem Schal nach der erfolgreichen Durchquerung des Priels vorsichtig die schmerzenden Füße abtrocknete. »Ebbe. Das ist nicht lache!«
    »Was soll ich jetzt machen? Mich aus Scham in selbstmörderischer Absicht in die Fluten stürzen? Es tut mir Leid, okay? Außerdem ist mir kalt.«
     
    Seine Freundin hatte ihre Anziehprozedur bewältigt und musterte Rainer, der mit Jeans, die bis zu den Knien hochgekrempelt waren, den schweren Wanderschuhen in der Rechten und seinen Socken in der Linken im feuchten Sand stand und einen zutiefst unglücklichen Eindruck machte.
    »Ich werde mir den Tod holen«, jammerte er und ähnelte in diesem Moment einem kleinen Jungen, der seinen Schnuller verloren hat und nach seiner Mama schreit.
    Unwillkürlich musste Elke lachen. Rainer sah einfach hinreißend komisch aus. »Das wirst du bestimmt, wenn du dir nicht bald wieder die Schuhe anziehst.«
    Sie stiefelten durch den Düneneinschnitt südlich Richtung Wilhelmshöhe und wanderten dann an der ersten Wegkreuzung nach Westen, ihrem Hotel entgegen.
    »Lass uns im Lütje Teehuus noch etwas trinken«, schlug Rainer vor, als sie auf der Höhe der Tennisplätze angelangt waren. »Vielleicht ergattern wir ja den Tisch direkt am Kamin.«
    Das älteste Haus der Insel, das früher Wilhelmine Marie Focker Raß und ihrer Tochter Ehmine, zwei Originale der Insel und zu ihrer Zeit bekannt wie die sprichwörtlichen bunten Hunde, als Wohnstätte gedient hatte, duckte sich am Janusplatz hinter den Dünen. Sie hatten Glück. Die Nischenplätze an den kleinen Fenstern mit Blick auf den Park waren zwar besetzt, der von ihnen favorisierte Tisch war aber noch frei. Sie setzten sich und rückten ihre Stühle näher ans Feuer. Mit einem leisen Knacken platzten die brennenden Holzscheite und schickten Wolken glimmender Teilchen durch den Kamin. Eine wohlige Wärme ging von den Flammen aus. Rainer orderte einen Grog, Elke entschied sich für Tee und einen friesischen Likör.
    Kurz nachdem die Bedienung die Getränke gebracht hatte, ließ Rainers Handy Mozarts Kleine Nachtmusik ertönen –
    elektronisch verzerrt und ziemlich laut. Die anderen Gäste warfen ihnen missbilligende Blicke zu. Mit einem entschuldigenden Schulterzucken nahm Esch das Gespräch entgegen.
    »Ach, Herr Brischinsky. Ja, ich bin ganz Ohr.« Dann sagte er für Minuten nichts mehr, sondern machte nur ein sehr überraschtes Gesicht. Er verabschiedete sich und verpackte das Telefon umständlich in der Innentasche seiner Jacke.
    Elke beobachtete ihn ungeduldig. »Was ist nun?«, wollte sie wissen.
    Rainer griff zur Revalpackung. »Über Wübber haben sie nichts Besonderes. Brischinsky konnte aber auch nicht sehr gründlich recherchieren, sagt er. Nur Routineabfragen.«
    »Und dieser Steiner?«
    Ihr Freund inhalierte tief und spielte mit dem ausströmenden Rauch. »Steiner ist wegen Anlagebetruges vorbestraft. Er hat naive Investoren damit geködert, für Büroobjekte in Ostdeutschland hohe Verlustzuweisungen in Anspruch nehmen zu können. Zwei Jahre ist das gut gegangen. Dann ist er aufgeflogen. Einer der Investoren ist nach Cottbus gefahren, um sich seine Büroetage anzuschauen. Es gab aber keine Büroetage. Es gab auch kein Bürohaus. Das waren alles reine Luftnummern. Die Gebäude existierten nur auf dem Papier.
    Steiner hat die Anleger um knapp zwei Millionen geprellt.
    1996 ist er nach zwei Jahren wegen guter Führung vorzeitig entlassen worden. So, und jetzt kommt’s: Steiner hatte einen Partner. Der ist in die ganze Sache mehr oder weniger reingeschliddert, deshalb musste er auch nur ein Jahr sitzen.
    Und jetzt rate, wer Steiners Partner war.«
    »Wübber?«
    »Quatsch. Dann gäbe es eine Akte über ihn.«
    Elke dachte nach. »Sag bloß nicht, dein Mandant Dezcweratsky. Zuzutrauen wäre es ihm.«
    »Auch Fehlanzeige.«
     
    »Komm, jetzt lass mich nicht dumm sterben.«
    »Halt dich fest: Schwiebus war es. Der hat die Werbeanzeigen im Auftrag Steiners geschaltet und die ersten Kontakte zu den Geldgebern hergestellt.«
    »Schwiebus? Der kannte Steiner?«
    »Ja.« Esch schlürfte den mittlerweile nur noch lauwarmen Grog. »Und weißt du, was ich inzwischen für möglich halte?«
    »Woher?«, kam die prompte Antwort. Wer dumm fragt…
    »Ich habe dir doch von dem Vertragsentwurf

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