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Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glück ab Glück auf
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der Hauptversammlung von Take off, der Investorengemeinschaft der Zukunft.«
     
    Beifall.
    »Ich darf Ihnen jetzt die Tagesordnung bekanntgeben. Im Anschluß wird uns Herr Professor Doktor Guacho von der Universität Ecuador einen interessanten Einblick auf die Entwicklung der lateinamerikanischen Computerindustrie geben. Ich freue mich ganz besonders, daß es uns gelungen ist, mit Herrn Professor Doktor Guacho einen ausgewiesenen Experten für unsere heutige Veranstaltung zu gewinnen. Herr Professor Doktor Guacho wird…«
    Cegiz Kaya war verblüfft. Alles hatte er erwartet, nur nicht das. Die ganze Aufführung erinnerte schon jetzt eher an die liturgische Feier einer religiösen Sekte und nicht an die Werbeveranstaltung illegaler Abzocker. Er schaute vorsichtig nach rechts und links zu seinen Nachbarn. Manche hingen mit fast überwältigter Hingabe an den Lippen des Redners, und Kaya meinte, in ihren Augen wie bei Dagobert Duck Dollarzeichen zu erkennen. Andere nickten unaufhörlich mit dem Kopf, ein Hinweis auf ungeteilte Zustimmung.
    Bei fast jeder Banalität über Geld, Reichtum und Zukunft, die Fasenbusch am Rednerpult von sich gab, applaudierte die Versammlung im Saal. Es schien so, als ob lediglich der Gedanke an die Knete, die sie verdienen könnten, die Anwesenden in eine Art ekstatische Verzückung geraten ließ.
    Der Redner kam zum Schluß: »Und deshalb sage ich Ihnen: Wenn wir wollen, werden wir reich sein. Sie haben es selbst in der Hand. Sie sind Ihres Glückes eigener Schmied. Kaufen Sie Take off- Anteile. Und werben Sie für den Kauf von Take off-Anteilen. Kaufen Sie Zukunft. Werden Sie reich. Ich danke Ihnen.«
    Es hielt niemand mehr auf den Sitzen. Alle sprangen auf und spendeten Fasenbusch stehend Ovationen. Auch Cengiz konnte sich dem Gruppendruck nicht entziehen und applaudierte mit, was ihn noch Monate später ärgern sollte.
     
    Der nachfolgende Professor Doktor Guacho entpuppte sich als kleiner, unscheinbarer Mensch, der fehlerfreies Deutsch mit leichtem Akzent, wenn auch ohne Betonung, sprach. In seiner dreißigminütigen Rede versicherte er den faszinierten Zuhörern, daß der Computer auch in Lateinamerika weiter auf dem Vormarsch sei und deshalb auch dort die Zukunft bedeuten würde. Immer mehr internationale Konzerne investierten in dieser Region, und daher…
    Kaya schaltete ab. Der Informationsgehalt dieser Rede tendierte gegen Null, und das wenige, was über der Nullinie lag, konnte er in jeder Tageszeitung nachlesen. Trotzdem waren die anderem Besucher sehr angetan. Es fehlte zwar die Begeisterung, die dem charismatischen Fasenbusch entgegengebracht worden war, aber auch Guacho hatte durchaus interessierte Zuhörer und bekam am Schluß heftigen, zustimmenden Beifall.
    Danach erfolgte erneut ein Auftritt des Vorsitzenden der Hauptversammlung, der genauso in Szene gesetzt wurde wie der erste. Im Grunde erzählte Fasenbusch der jubelnden Menge den gleichen Sermon wie bei seiner Begrüßungsrede, nur in anderer Reihenfolge. Das hielt seine Anhänger jedoch nicht im geringsten davon ab, jedes seiner Worte wie eine Heilsbotschaft überschwenglich zu feiern.
    Fasenbusch endete unter tosenden Beifallsstürmen, wie er begonnen hatte: »Take off. Innovative Investments für intelligente Investoren. Vergessen Sie das nicht. Vielen Dank für Ihr Kommen. Die Versammlung ist geschlossen.
    Selbstverständlich sind Sie alle zu einem kleinen Imbiß eingeladen. Auf Wiedersehen. Und viel Erfolg. Wir sind Take off.«
    Licht durchflutete den Saal. Cengiz schien es, als würden einige aus einer Art Trance erwachen. Auch er hatte sich ja nicht die ganze Zeit unter Kontrolle gehabt und war der geschickten Inszenierung einmal erlegen. Die hübschen Frauen öffneten die Türen. Im Foyer entpuppte sich der kleine Imbiß als opulentes Büffet, unter dem sich die Tische bogen.
    Kaya zögerte keine Minute. Sein in langen Jahren der Evolution entwickelter Überlebensinstinkt ließ ihn als einer der ersten nach einem der größten vorhandenen Teller greifen und sich einen repräsentativen Querschnitt der angebotenen Speisen auf denselbigen schaufeln. Cengiz scheute sich auch in keinster Weise, einen zweiten und auch dritten Gang ans Büffet zu wagen, als die Warteschlange vor den Tischen erfolgversprechend klein war. Er hatte gerade mit Genuß ein kleines Stück Gorgonzola als Abschlußhappen verzehrt, als ihn jemand von hinten ansprach.
    »Hat’s geschmeckt?«
    Kaya drehte sich um und erkannte den

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