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Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glück ab Glück auf
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verabscheute Stefanie Schlägereien. Und Rainer war sich – wenn er ehrlich war – auch nicht ganz sicher, wer sich darüber eigentlich mehr freuen sollte: er oder Pilsbauch.
    »Gut. Drei Ouzo. Einen für mich, zwei für die da«, schrie Pilsbauch dem Kellner zu, der noch einige Meter entfernt war.
    Pilsbauch stierte Rainer an.
    »Du bist selbstverständlich eingeladen«, schnaubte der wütend und erntete für diese diplomatische Großtat unter dem Tisch einen anerkennenden Stups von Stefanie.
    Pilsbauch ließ sich ächzend in einem der noch freien Sessel nieder. »Gut. So kommen wir uns näher«, lachte er. »Ich heiße übrigens Adolf. Meine Freunde nennen mich Adi.«
    Der Kellner brachte die Getränke, und der unerwünschte Tischpartner schnappte sich ein Glas: »Jamas. Hau weg die Scheiße, wie wir im Kohlenpott sagen.« Er kippte den Ouzo in sich rein, ohne darauf zu warten, daß seine Gastgeber angetrunken hatten. »Gut, wa? Hör ma Teufel«, rief er Richtung Kellner, »mach ma noch drei.« › Adi‹ hielt das Ouzoglas und drei Finger hoch. »Und drei Bier. Birra, verstehn? Drei.« Wieder hielt er die drei Finger hoch.
    »Eigentlich trink ich kein Bier«, protestierte Rainer.
    »Jetzt scheiß dich hier nich an. Is für lau. Ich geb einen aus.
    Heute ist mein letzter Abend. Morgen früh geht’s ab zu Mama.
    Oder hasse was dagegen, mit mir einen zu trinken?« fragte er gefährlich leise.
    Wieder kam ein Rempler von Stefanie. Und wieder spielte Rainer Diplomat. Sollte er jemals sein Studium beenden, schwor er sich, würde er nie in den auswärtigen Staatsdienst eintreten. Er an einem Tisch mit Idi Amin. Oder mit Karadzic.
    So in etwa wie jetzt mit dem Spinner. Das wäre ja widerlich.
    »Nee, so hab ich das nicht gemeint. Schon in Ordnung.«
    »Prost«, mischte sich Stefanie ein.
    »Prost, meine Süße«, meinte Adolf.
     
    Nach weiteren vier Runden Ouzo und Bier leerte Stefanie ihre Gläser heimlich über die Mauer. Rainer, dessen Sitzplatz zu weit von der Mauer und zu nah bei Pilsbauch lag, hatte so ein Privileg nicht. Tapfer hielt er Runde um Runde mit, bis er der Meinung war, daß Bier und Ouzo in Kombination getrunken geradezu göttlich schmeckte. Auch Idi Amin erschien ihm schon bei weitem nicht mehr so unzumutbar.
    Stefanie beobachtete mit Sorge den körperlichen und geistigen Verfall ihres Freundes.
    »Rainer, meinst du nicht, wir sollten so langsam ins Bett gehen?«
    »Wiescho Bett. Warum en dasch? Hier issches doch scho schön. Lasch uns noch wasch bleiben.«
    »Genau«, assistierte Adolf.
    »Genau«, bestätigte Rainer.
    »Außerdem sind wir jetzt Freunde.« Pilsbauch hob sein Glas.
    Rainer versuchte das gleiche. »Und Freunde bleiben zusammen.«
    »Genau«, bekräftigte Rainer. »Wir schind Freunde. Genau.«
    »Genau. Weil dat so is, erzähl ich euch gezz, wie ihr schnell zu jeder Menge Kohle kommen könnt.« Adi beugte sich nach vorne. »Dürft ihr abba nich drüber reden. Klar?«
    »Genau«, meinte Esch.
    »Also, schon ma wat von Take off gehört?«
    Stefanie stockte der Atem. Ihr Freund starrte mit glasigen, leicht stieren Augen auf sein Gegenüber.
    »Wat hasche gesacht?« nuschelte er.
    »Take off. Der Knüller überhaupt. Kann ich euch verkaufen.
    Abba erst ma Prost.« Adi hob erneut das Glas.
    Mit Todesverachtung leerte Rainer seinen Halben, ohne abzusetzen.
    »Mann, du hast ja richtig wat drauf«, bewunderte ihn sein Saufkumpan.
     
    »Genau«, sagte Esch. Dann fiel er vom Stuhl.
    Den nächsten Morgen, den er erlebte, würde er so schnell nicht wieder vergessen. Stefanie behauptete zwar, es handele sich um den späten Nachmittag, aber für Rainer war es zum Zeitpunkt seines Aufwachens immer Morgen. Er folgte da einer eisernen Regel, in langen Jahren mit äußerster Disziplin antrainiert. Sein Herz raste, sein Kreislauf, sofern er überhaupt noch einen hatte, jagte Wogen von Übelkeit durch seinen Körper, da, wo normalerweise sein Kopf saß, befand sich eine hämmernde Pauke, kurz: Rainer war völlig am Ende.
    »Ich sterbe, Stefanie, sofort. Ruf den Notarzt, Rettungsflieger, Lazarettschiffe, irgendwas.«
    »Mußt du auch soviel saufen?«
    »Nicht so laut, bitte. Gibt’s in diesem Land Aspirin?«
    »Neben dir auf dem Tisch. Die Apotheke unten neben der Pension verkauft anscheinend nur Aspirin, Durchfallmittel und etwas gegen Sonnenbrand. Um Nachschub jedenfalls mußt du dir keine Sorgen machen.«
    Er löste zwei Brausetabletten in einem Glas Wasser auf und trank das Gebräu. »Was heißt

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