Zweyer, Jan - Rainer Esch 01
Tag.
Das muß man sich mal vorstellen! Da is nix mit verbrennen oder so. Weggekippt wird das! Ventil auf, Öl raus, Ventil zu, Erde drauf. Fertig.«
»Mensch.« Entgeistert starrte sie ihren Freund an. »Das ist ja Umweltverseuchung. Da müssen wir was machen.«
Cengiz schaltete sich ein. »Da hast du recht. Aber nicht jetzt und nicht hier. Jeden Moment kann der Tankwagen zurückkommen. Es wäre wirklich klüger, wir würden unsere Unterhaltung an einem sichereren Ort fortsetzen. Rainer, du warst doch schon mal hier. Wohin?«
»Zurück auf die Hauptstraße da vorne, würde ich sagen.
Dann rechts runter, Richtung Hoyerswerda. Wir fahren vor«, sagte er zu Stefanie gewandt.
Kurz hinter dem Ortseingang von Hoyerswerda entdeckte Esch ein Hamburger-Restaurant. Sie bogen ab und hielten nebeneinander auf dem Parkplatz des Fast-Food-Tempels.
»Jemand Hunger?« grinste Esch.
»Nur über meine Leiche«, antwortete Stefanie. »Das Zeug macht nur dick und ist ungesund. Ohne mich. Aber ihr könnt ja gerne was essen.«
Cengiz, der sich oft von solchen und ähnlichen lukullischen Kostbarkeiten ernährte, war nicht abgeneigt, hielt sich aber mit Rücksicht auf seine Begleiter zurück. »Nee, muß nicht sein.
Aber was essen will ich heute noch.«
»Was uns zu der Frage kommen läßt«, warf Esch ein, »wie wir den Rest des Tages gestalten? Es ist gleich zwei. Wenn wir jetzt zurückfahren, können wir, sofern wir nicht in einen Stau kommen, gegen zehn heute abend wieder zu Hause sein.«
»Gegen zehn? Ich kann mich schon jetzt kaum noch rühren«, beschwerte sich Cengiz. »Ich schlage vor, wir suchen uns hier
‘ne Bleibe, pennen uns erst mal richtig aus und fahren morgen.«
»So geht’s mir auch. Ich bin auch fürs Hierbleiben«, unterstützte ihn Stefanie. »Ich brauch dringend ‘ne Dusche.«
»Beschlossen und verkündet. Also ab ins Achat. Das ist das Hotel, in dem ich schon mal war. Ich kenn sowieso kein anderes.«
Der Hotelportier verzog keine Miene über die drei Gäste ohne Gepäck. Er machte nicht den Eindruck, daß er sich sonderlich wunderte. Vielleicht, so dachte Rainer, erkennt er mich auch wieder und gewöhnt sich daran. Sie bezogen ein Doppel-und ein Einzelzimmer.
Als Stefanie und Rainer allein waren, ließ sie keinen Zweifel daran, daß ihr Einverständnis, mit ihm ein Zimmer zu bewohnen, lediglich der nackten ökonomischen Vernunft geschuldet war. Etwaige andere Hoffnungen seinerseits zerstörte sie erbarmungslos. Esch war bedient.
Nach einer Stunde trafen sie sich an der Hotelbar. Rainer, der den Forster Schnepfenflug, einen Pfälzer Riesling, schon probiert hatte, machte einen Vorschlag.
»Ich hab nachgedacht. Wir sollten versuchen, etwas mehr über die Millionenkippe zu erfahren. Und mich würde auch interessieren, warum die nicht mit dem Tankwagen der Firma Dekontent hier hinfahren. Warum wird das Öl umgepumpt?
Das müßte doch rauszukriegen sein.«
»Und wie willst du das machen?« fragte Stefanie.
»Zeitung. Zumindest zum Teil. Die WAZ bei uns beschäftigt sich doch auch mit jedem Kleinkram. Warum sollte das hier anders sein?« Er wandte sich an den Barkeeper: »Sagen Sie mal, gibt’s hier eine Lokalzeitung?«
»Eine? Eigentlich zwei. Die Sächsische Zeitung und vor allem die Lausitzer Rundschau.«
»Haben die in Hoyerswerda Lokalredaktionen?« fragte Esch weiter.
»Bei der Sächsischen weiß ich das nicht. Aber die Lausitzer Rundschau hat eine. Ist gar nicht weit von hier. Wenn Sie aus dem Hotel kommen, rechts, Richtung Lausitz Centrum… «
»Kenn ich«, unterbrach ihn Rainer, »da war ich schon mal.«
»Dann an der ersten Ampelkreuzung wieder rechts, in die Albert-Einstein-Straße. An der Ecke steht ein Hochhaus, die Redaktion ist in einem Ladenlokal untergebracht.«
»Danke. Das finden wir.«
Der Barmann beschäftigte sich wieder mit Gläserspülen.
»Kommt, da gehen wir jetzt hin.«
Rainer wollte schon aufbrechen, als ihn seine Noch-Freundin aufhielt.
»Du bist hier nicht der Obermacker. Wir entscheiden gemeinsam. Bis jetzt haben wir das jedenfalls so getan. Ich weiß nicht, ob das was bringt. Meiner Meinung nach sollten wir zur Polizei gehen.«
»Können wir morgen auch noch machen. Ich will doch nur ein paar Erkundigungen einholen.«
»Wegen deiner paar Erkundigungen sitzen wir jetzt hier am Arsch der Welt in einem Hotel ohne Zahnbürste und frische Sachen«, erwiderte Stefanie. »Von mir aus geh dahin. Ich habe nicht vor, mir da eine Abfuhr zu holen. Ich
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