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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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Sachen waren wahrscheinlich zu schwer und zu auffällig zu transportieren.«
    »Was für ein Urlaubsticket?«, fragte der andere Beamte, der kurz zuvor das Wohnzimmer betreten hatte.
    »Ich wollte Dienstag in den Urlaub fliegen«, erwiderte Esch,
    »aber das kann ich mir wohl jetzt ohne Ticket von der Backe putzen.«
    »Ich glaube nicht. Was sollen die Einbrecher mit einem Flugticket? Die können ja schlecht auf Ihren Namen fliegen, oder? Wahrscheinlich liegt das hier«, der Polizist machte eine kreisende Armbewegung, »irgendwo unter den Sachen. Am Schloss der Eingangstür sind Spuren, die von einem Dietrich oder Ähnlichem stammen könnten. Ich habe Fingerabdrücke gefunden, die sind aber vermutlich von Ihnen, Herr Esch. Die Einbrecher haben mit Sicherheit Handschuhe getragen.
    Trotzdem, das waren keine Profis. Die hätten nicht so eine Unordnung hinterlassen. Ich tippe auf Gelegenheitstäter.« Er wandte sich an seinen Kollegen. »Paul, gehst du mal zu den Nachbarn? Das muss hier doch einiges an Lärm verursacht haben. Vielleicht haben die was gehört.«
    Der Beamte verschwand im Hausflur. Esch hörte ihn bei seinen Nachbarn schellen. Der Kollege machte sich derweil mit Pulver und Folie am Vitrinenschrank zu schaffen, um auch dort Fingerabdrücke zu sichern. »Herr Esch, Sie müssten Montag zu uns aufs Präsidium kommen. Wir nehmen dann ein Protokoll auf und Sie geben uns die Liste der gestohlenen Sachen. Es kann ja sein, dass Sie, wenn Sie erstmal Ordnung geschaffen haben, noch etwas vermissen. Sicherheitshalber nehme ich jetzt noch Ihre Fingerabdrücke, um die vergleichen zu können. Man weiß ja nie.«
    »Ist gut.«
    Der Polizeibeamte rollte Eschs Finger auf einer Art Stempelkissen und dann auf einem weißen Blatt Pappe aus, auf dem Felder für die Abdrücke der einzelnen Finger markiert waren. »Sie können sicher sein, nach Überprüfung wird das Blatt vernichtet«, meinte der Polizist.
    »Hoffentlich«, antwortete Esch.
    Der andere Beamte kehrte von seinen Recherchen bei Eschs Nachbarn zurück. »Fehlanzeige. Die haben zwar Geräusche gehört, sich aber nichts dabei gedacht, weil es hier öfters sehr laut hergeht. Der junge Mann«, er sah Esch mit einem Grinsen an, »scheint nicht der ruhigste Mieter zu sein.«
    »Böswillige Verleumdung«, protestierte Esch. »Ich bin die Ruhe selbst.«
    »Nicht unser Problem. Hast du alles?«, fragte er seinen Kollegen.
    »Alles im Kasten. Wir können. Also, Herr Esch, dann bis Montag.«
    Die beiden Kripobeamten ließen Esch in seiner ruinierten Wohnung allein. Er schnappte sich den Staubsauger, um die weißen Abdrücke aus feuchtem Mehl und nassen Federn zu beseitigen, musste aber bereits nach kurzer Zeit einsehen, dass blinder Aktionismus fehl am Platz war. Der Staubsauger nahm zwar die Flecken vom Teppichboden auf, der aus dem Motorgehäuse austretende Luftstrom jedoch blies die verbleibenden trockenen Federn dermaßen durcheinander, dass er sich wie Frau Holle vorkam. Resigniert schaltete er das Gerät aus und das Radio ein, um auf Stefanie zu warten. Hier war, meinte Rainer, die ordnende Hand eines weiblichen Wesens erforderlich.
    »Hübsch hast du’s hier. Wirklich anheimelnd.« Stefanie Westhoff stand in der Wohnzimmertür und schaute sich um.
    »Mir würde das so zwar nicht gefallen, aber ich kenne dich ja.«
    »Stefanie, bitte. Ich finde das nicht besonders komisch.«
    Trotz ihres Sarkasmus’ war Esch froh, seine Freundin zu sehen. Ihre Beziehung hatte zwar in sexueller Hinsicht stark gelitten, aber er konnte sich ihrer Unterstützung und Hilfe in Momenten wie diesem immer noch sicher sein. Und wenn es nach ihm ging, würde auch dem Austausch körperlicher Zärtlichkeiten nichts im Wege stehen.
    »Hast ja Recht.« Sie blickte mit ehrlicher Anteilnahme in seine Augen.
    Er schmolz dahin und hätte sie am liebsten sofort und ohne Umschweife in sein Bett gezerrt.
    »Wurde viel geklaut?«
    Sein sexuelles Trugbild löste sich ins Nichts auf. »Na ja, wie man’s nimmt. Die Kamera und meine Loks. Und mein Urlaubsticket ist weg.«
    »Da hat der böse Einbrecher dem Jungen sein Spielzeug weggenommen«, spottete Stefanie. »Waren die Dinger wenigstens versichert?«
    »Ich hab zwar ‘ne Hausratversicherung, glaube aber nicht, dass die für Eisenbahnmodelle aufkommt«, antwortete er.
    »Pech«, bemerkte sie lakonisch. »So, und jetzt lass uns aufräumen.«
     
    Kurz vor Mitternacht entdeckte Stefanie im Schlafzimmer unter dreckigen Pullovern und Hemden das Ticket, wo es

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