Zweyer, Jan - Rainer Esch 02
Ermittlungsarbeit zu erleichtern. Und dann hat mir der Herr Staatssekretär durch die Blume mitgeteilt, dass schnelle Erfolge nicht nur im Interesse der Bundesrepublik Deutschland liegen, sondern sich auch vorteilhaft auf das Ansehen der Kriminalpolizei in Recklinghausen auswirken würden.«
»Meint der damit«, unterbrach ihn Brischinsky, »dass wir uns beeilen sollen, weil er uns ansonsten den Arsch aufreißt?«
»Herr Brischinsky, ich muss doch sehr bitten. Aber genau das meint der Herr Staatssekretär.«
»Scheiße«, bemerkte Rüdiger Brischinsky trocken.
»Da haben Sie ausnahmsweise mal vollkommen Recht«, unterstützte ihn sein Vorgesetzter. »Also passen Sie auf: Brischinsky, Sie fahren so bald wie möglich nach Berlin.«
»Nach Berlin?«
»Sind Sie taub oder gibt’s hier ein Echo? Ja, nach Berlin. Ich habe Sie schon avisiert. Die Ermittlungen dort leitet ein gewisser Edding, Hauptkommissar Edding. Wenden Sie sich an den.«
»Was soll ich denn in Berlin? Die haben doch dort, soweit mir bekannt ist, ‘ne eigene Polizei, oder?«
»Jetzt hören Sie mit Ihren dämlichen Witzchen auf! Ich möchte, dass Sie bei den Ermittlungen der Berliner Kollegen dabei sind. Sozusagen als teilnehmender Beobachter. Aber denken Sie daran, dass die Federführung bei den Berlinern liegt. Also halten Sie Ihren Mund, wenn Ihnen irgendwas nicht passt.«
»Na ja, wenn’s der Wahrheitsfindung dient.«
»Das hoffe ich doch schwer. Übrigens, auf die Reisekostenordnung brauchen Sie keine Rücksicht zu nehmen.
Sie dürfen das Flugzeug benutzen. Economic-Class, nicht Business, versteht sich. Morgen, meine Herren.«
Wunder ging zur Tür, blieb dann aber noch mal kurz stehen.
»Und, Herr Kriminalhauptkommissar Brischinsky, zitieren Sie bitte zukünftig nicht mehr rechtskräftig verurteilte Staatsfeinde. Es hat nicht jeder so viel Humor wie ich.«
Kriminalrat Wunder machte Anstalten zu gehen.
»Herr Wunder«, rief Brischinsky schnell, »woher kennen Sie denn diesen Ausspruch?«
»Ich habe schließlich in den sechziger Jahren Jura in Berlin studiert, was meinen Sie, was man da alles gelernt hat.«
Wunder drehte sich um und verließ schmunzelnd das Büro.
»Was für ein Zitat meint der denn?«, fragte Baumann, der das ganze Gespräch schweigend mitangehört hatte.
»Wie alt bist du jetzt?«
»Neunundzwanzig, warum?«
»Na ja, dann. Der Teufel war ja auch keine Person, deren Leben und Werk im Geschichtsunterricht behandelt wird.«
»Was für ‘n Teufel? Glaubst du an den Teufel?«
»Mann, Baumann, nur gut, dass ich fünfzehn Jahre älter bin als du. Was wäre mir sonst schon alles entgangen.«
»Ich versteh kein Wort.«
»Macht nichts, mein Junge, macht nichts. Vielleicht später, okay? Und jetzt besorg mir für morgen früh einen Flieger nach Berlin.«
16
»Heh, Rainer. Hier hinten. Hier bin ich.«
Esch hörte die Stimme Cengiz Kayas deutlich aus dem Stimmengewirr der Menschenmenge vor dem
Ankunftsflugsteig im Terminal C des Düsseldorfer Flughafens heraus. Er blieb stehen, sah sich suchend um, konnte Cengiz aber nicht entdecken.
Plötzlich verspürte er einen schmerzhaften Stoß an seiner Wade. Im Gedränge der aus dem Zollbereich herausflutenden Urlauber war ihm sein Hintermann mit dem Kofferkuli in die Hacken gefahren.
»‘tschuldigung. Konnte ja nicht ahnen, dass Sie einfach stehen bleiben«, bat der Mann um Verzeihung.
»Schon gut, schon gut.« So hatte Rainer sich das vorgestellt.
Zehn Minuten zurück in Deutschland und schon geht das Geschiebe und Gedränge und die ganze Hektik sofort wieder los. Was für ‘n Scheißland. Und auch viel weniger Sonne als in Griechenland. Das Vernünftigste wäre, er würde sofort zurückfliegen. Esch ließ sich von der Menge durch den Gang, der durch Absperrgitter begrenzt war, weiterschieben, bis er schließlich mitten in der Halle des Terminals stand. Cengiz hatte er immer noch nicht gesehen.
»Na, Alter. Alles klar?«, hörte er die vertraute Stimme.
»Schönen Urlaub gehabt?« Cengiz stand unmittelbar hinter ihm.
»Mann, in dem Chaos hier ist das ja wie ‘n Sechser im Lotto, jemanden zu finden.« Esch schlug Kaya freundschaftlich auf die Schulter. »Urlaub war toll, wie Urlaub eigentlich immer ist.
Viel Sonne, Sand, blauer Himmel.«
»Und Mädchen?«
»Nix Mädchen. Dafür hab ich aber andere Bekanntschaften gemacht, auf die ich gut verzichten könnte. Ich erzähl’s dir gleich. Lass uns erstmal abhauen. Wo steht dein Wagen?«
»Im Parkhaus
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