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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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führen. Der Rest landete auf dem Fußboden. Neben der Reklame enthielt der Haufen Papier einige Rechnungen, einen Urlaubsgruß von entfernten Bekannten aus London und die Aufforderung der Bochumer Universitätsbibliothek, ein Buch mit dem Titel Zur Psychopathologie des Alltagslebens in den nächsten Tagen zurückzugeben, da dieses Werk bereits für andere Interessenten vorgemerkt sei und anscheinend sehnsüchtig erwartet wurde.
    Esch zermarterte sein Gedächtnis, konnte sich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, dieses Buch ausgeliehen zu haben. Genau genommen konnte er sich eigentlich noch nicht einmal daran erinnern, wann er das letzte Mal die Unibibliothek aufgesucht hatte. Der Titel des Werkes war ihm völlig fremd, er hatte nicht die geringste Ahnung, was sich dahinter verbarg. Und deshalb war es für ihn nur schwer vorstellbar, dass so ein Buch Leser fand. Er zuckte mit den Achseln und legte das Schreiben auf den Stapel, der zukünftig abzuarbeiten war. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit den Printmedien.
    Modelleisenbahnzeitschriften und Illustrierte kamen ebenfalls auf den Noch-zu-erledigen-Stapel. Die jüngsten Ausgaben der WAZ lagen obenauf, so dass Rainer, um halbwegs chronologisch vorzugehen, unten mit der Durchsicht der Zeitungen anfangen musste. Einige Artikel über Schalke und deren Erfolge im UEFA-Cup las er sorgfältig und mit Interesse, den Rest blätterte er im Schnellgang durch, um die Zeitungen auch auf dem Fußboden zwischenzulagern. Zuletzt griff er zur aktuellen Ausgabe der WAZ. Im Lokalteil blieb er an einer kurzen Presseerklärung der Recklinghäuser Polizei hängen, die darüber informierte, dass eine Belohnung von fünftausend Mark für Hinweise ausgesetzt war, die zur Ergreifung der Täter im Mordfall Grohlers führte. Daneben schilderte die Redaktion in einem Beitrag noch einmal die ihr bekannten Fakten. Esch lachte bitter.
    Er stand auf, um einen Kaffee aufzubrühen, da klingelte sein Telefon.
    »Esch«, meldete er sich.
    »Hallo, Herr Esch. Schön, dass Sie wieder zu Hause sind.«
    Esch erstarrte. Er erkannte die Stimme eines der beiden mutmaßlichen Killer.
    »Glauben Sie mir, wir sind ein wenig ungehalten über den Ablauf unserer Unterhaltung am schönen Strand auf Mykonos.« Die Stimme wurde hart und kalt. »Seien Sie sicher, wir werden diese Unterhaltung fortsetzen. Wir wollen unser Eigentum zurück. Schnell. Und halten Sie die Bullen da raus, Herr Esch.«
     
    Im Hintergrund hörte Rainer Geräusche, die ihm bekannt vorkamen, die er aber in seiner Aufregung nicht zuordnen konnte. »Ich hab’s Ihnen doch schon gestern gesagt. Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden. Ich habe nichts, was Ihnen gehören könnte. Lassen Sie mich in Frieden, hören Sie!«
    Gesprächsfetzen in einer fremden Sprache fielen ihm auf.
    »Herr Esch, wir sehen uns wieder. Bald.« Der Anrufer legte auf.
    Panisch lief Rainer einige Mal in seiner Wohnung auf und ab.
    Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mit zittrigen Fingern steckte er sich eine weitere Reval an. Das Rauchen beruhigte ihn etwas. Er musste die Polizei verständigen, sofort.
    Aufgeregt wählte Esch die Nummer von Hauptkommissar Brischinsky.
    Ein ihm unbekannter Polizist meldete sich. »Lohkamp. Guten Tag.«
    »Guten Tag, ich möchte Hauptkommissar Brischinsky sprechen.«
    »Tut mir Leid«, entgegnete der Beamte, »der ist für einige Tage nicht zu erreichen.«
    »Und Herr Baumann?«
    »Macht Mittag. Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    Esch dachte fieberhaft nach. »Nein, danke. Aber warten Sie, könnten Sie Herrn Baumann mitteilen, dass Rainer Esch angerufen hat? Er möchte sich bitte dringend mit mir in Verbindung setzen.«
    »Natürlich. Ihre Nummer hat Kollege Baumann?«
    »Ja, hat er. Vielen Dank. Halt, warten Sie.« Ein Gedanke schoss im durch den Kopf. »Bitte notieren Sie auch meine Handy-Nummer.« Er nannte dem Kripobeamten die Nummer, verabschiedete sich und legte auf.
    Er musste einen klaren Kopf behalten und sorgfältig nachdenken. Von der Polizei, befürchtete Rainer, konnte er nicht viel erwarten. Was hatte Baumann gesagt? Zu wenig Konkretes, um ihn unter Personenschutz zu stellen.
    Um sich abzureagieren, begann er, seine Reisetasche auszupacken. Die dreckige Urlaubswäsche warf er in die Badewanne, die mitgenommene Urlaubslektüre landete im Bücherregal. Seine Hygieneartikel kamen zurück ins Bad. Von den Tragegriffen der Reisetasche riss er die Banderolen ab, die beim Einchecken von der Bodencrew angebracht worden

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