Zweyer, Jan - Rainer Esch 02
ich, dass die beiden mein Hotelzimmer in Griechenland durchsucht haben. Und in meine Wohnung eingebrochen sind.«
»Bei Ihnen wurde eingebrochen? Wann?«
»Samstag vor zwei Wochen.«
Baumann blätterte in seinem Kalender. »Also am 23.
August? Haben Sie den Einbruch gemeldet?«
»Klar, ich bin am Abend von der Schicht gekommen und da hab ich die Bescherung entdeckt. Ich habe sofort die Polizei angerufen. Die sind dann auch noch am Abend gekommen.«
»Einen Moment bitte, Herr Esch.« Baumann griff zum Telefonhörer. »Baumann hier. Sag mal, ihr hattet am 23.
August einen Einbruch in der… wo wohnen Sie?«
»Westerholter Weg 12.«
»… im Westerholter Weg 12.« – »Ja, richtig. Esch. Rainer Esch.« – »Hast du selbst bearbeitet? Sag mal, schickst du mir die Akte mal hoch? Sofort, wenn’s geht?« – »Ja. Danke.«
Baumann legte auf. »Und jetzt Herr Esch, schildern Sie mir doch bitte den Vorfall von Anfang an. Und bitte mit allen Einzelheiten. Wann war das genau?«
»Gestern.« Rainer Esch erzählte zum zweiten Mal an diesem Tag von seiner Begegnung mit den Männern, die er für die Mörder von Grohlers hielt. Baumann machte sich Notizen und fragte zwei-, dreimal nach.
Als Esch geendet hatte, wollte der Kommissar wissen: »Das Paar, das Sie kennen gelernt haben – haben Sie die Anschriften?«
»Nee, ich weiß nur die Vornamen und dass die in der Nähe von Bonn wohnen. Aber die kommen morgen aus dem Urlaub zurück. Landen auch in Düsseldorf.«
»Das reicht mir schon. Jürgen und Hiltrud, sagen Sie?«
»Ja, genau.«
»Herr Esch, leider ist das, was Sie sagen, nicht konkret genug, um Sie unter Personenschutz zu stellen. Es sind ja nur vage Andeutungen und Vermutungen. Allerdings, und das will ich Ihnen schon zugestehen, ist es sehr mysteriös, dass Sie auf einer griechischen Insel von Unbekannten angesprochen werden. Und Sie sind sich wirklich ganz sicher, dass die beiden den Namen Grohlers genannt haben? Sie haben sich nicht verhört? Immerhin hatten Sie auch was getrunken.«
Baumann sah Esch prüfend an.
»Jetzt passen Sie mal auf, Herr Baumann. Ich hab zwei Halbe getrunken. Da spiel ich vielleicht nicht mehr so gut Schach, aber ich bin nicht betrunken. Ich hab mir das mit Grohlers auch nicht eingebildet, wenn Sie das meinen«, empörte sich Rainer.
»Ist ja in Ordnung. Ich habe noch eine Bitte. Ich hätte gerne ein Phantombild der beiden Männer. Das dauert etwas, würde uns aber sehr helfen, Herr Esch.«
Nachdem Rainer Esch das Büro verlassen hatte, holte sich Baumann einen Kaffee, um in Ruhe über das eben Gehörte nachzudenken. Wenn die Geschichte von Esch stimmte, und Baumann zweifelte eigentlich nicht daran, sprach einiges dafür, dass Grohlers tatsächlich von den beiden Unbekannten ermordet worden war. Da Esch keine Ahnung hatte, was die beiden Männer von ihm wollten, lag die Schlussfolgerung nahe, dass Grohlers sich mit einem Dritten kurz vor seiner Ermordung getroffen und diesem Dritten das übergeben hatte, was die Mörder bei Esch vermuteten. Wenn die möglichen Täter im Gegensatz zu ihm jedoch Eschs Versicherungen keinen Glauben schenken würden, mussten sie eigentlich davon ausgehen, dass Esch sie austricksen wollte.
An diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen, wurde Kommissar Baumann schlagartig klar, dass Rainer Esch in Gefahr war. In großer Gefahr sogar. Er schnappte sich den Telefonhörer und rief bei der Fahndung an, leider etwas zu spät. Esch hatte das Präsidium unmittelbar vor seinem Anruf verlassen. Dann versuchte der Kommissar, seinen Vorgesetzten in Berlin über dessen Handy zu erreichen. Auch das erfolglos.
Baumann hinterließ eine Nachricht in der Mailbox und wartete auf den Rückruf von Rüdiger Brischinsky.
18
Die WAZ von heute lag vor seiner Wohnungstür. Rainer klemmte sich die Zeitung unter den Arm und schloss auf. Im Flur stand seine Reisetasche. Cengiz war also schon hier gewesen.
Seine Wohnung sah noch so aus, wie er sie vor dem Urlaub verlassen hatte. Das beruhigte Rainer ungemein. Auf dem Tisch in der Küche hatte Cengiz, wie versprochen, seine Post gestapelt. Links fanden sich Tageszeitungen, verschiedene Illustrierte und seine Modelleisenbahnzeitschriften, rechts Berge von Umschlägen. Er schnappte sich den Stapel, zündete sich eine Zigarette an und begann, die Post durchzusehen.
Cengiz hatte Recht. Das war fast nur Altpapier. Die Werbung für Modellbau legte Rainer beiseite, er würde sie sich später genauer zu Gemüte
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