Zweyer, Jan - Rainer Esch 02
klarstellen. Wir haben als EXIMGO auf Basis des Transferrubels Geschäfte gemacht, das ging ja damals gar nicht anders. Aber den Vorwurf der Illegalität weise ich mit aller Entschiedenheit zurück. Und die Staatsanwaltschaft hat nicht gegen die Geschäftsführung, sondern gegen den Geschäftsführer Grohlers ermittelt. Ein Verfahren, im Übrigen, das nie zur Anklageerhebung geführt hat. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis.«
»Nehmen wir, nehmen wir. Wussten Sie eigentlich, dass Grohlers ein Geheimversteck in seiner Wohnung hatte?«, wechselte Edding abrupt das Thema.
»Woher sollte ich? Dann wäre es ja wohl kein Geheimversteck gewesen, oder?«
»Da haben Sie recht. Tja, Herr Rallinski, ich habe keine Fragen mehr. Wenn mein Kollege keine…«
Brischinsky schüttelte den Kopf.
»Dann verabschieden wir uns jetzt. Auf Wiedersehen. Ach, Herr Rallinski, was ich noch fragen wollte, hatten Sie eigentlich früher Kontakt zur Stasi?«
Völlig gelassen antwortete Rallinski: »Sicher nicht bewusst.
Aber wer von uns gelernten DDR-Bürgern wusste schon, ob sein Gesprächspartner Mitglied der Staatssicherheit war, nicht wahr, Herr Edding? Das müssten Sie doch eigentlich viel besser wissen.«
Der Berliner Kommissar schloss die Tür. »Aalglatt der Kerl«, sagte er zu Brischinsky. »Aalglatt. Und gefährlich, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
29
Das Berliner Planet Hollywood befand sich ganz in der Nähe der Friedrichstadt-Passage. Esch lief ungeduldig vor dem Gebäude auf und ab und war zutiefst befriedigt, nicht mit dem Auto nach Berlin gekommen zu sein. Das lag nicht nur daran, dass er beabsichtigte, mit Carola ein gepflegtes Glas Wein zu trinken, sondern auch an der Tatsache, dass zahlreiche Fahrzeuge mit Berliner Kennzeichen zum dritten oder vierten Mal den Häuserblock in der Hoffnung umkreisten, einen Parkplatz zu finden, ein anscheinend vergebliches Unterfangen. Aber an freien Parkplätzen sollte es ja sogar in der Stoßzeit in Recklinghausen mangeln.
»‘n Abend, Herr Detektiv.«
Esch zuckte zusammen. Die Beobachtung des stehenden und fließenden Straßenverkehrs hatte in dermaßen in Anspruch genommen, dass er Carola völlig übersehen hatte.
»Was gibt’s denn auf der anderen Straßenseite so interessantes?«
Ȁh, wieso Interessantes? Ich hab nur die Autos beobachtet.
Schön, dass du da bist. Sollen wir?«
»Klar. Du hast doch reserviert, oder?«
»Natürlich.« Die Reservierung des Tisches im Planet Hollywood hatte Rainer mehr an die Beantragung eines Bankkredits bei einer der Telefonbanken erinnert als an eine Tischbestellung. Da waren nicht nur gewünschtes Datum und Uhrzeit, Name, Anschrift und Telefonnummer anzugeben, sondern zu Eschs Verblüffung erfolgte eine halbe Stunde später in seiner Pension ein Rückruf, bei dem er alle Daten zu Kontrollzwecken erneut nennen musste.
Sie betraten das Restaurant. Die Wände der Eingangshalle waren mit Accessoires aus Hollywoodfilmen vor allem der Kneipen-Inhaber Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger geschmückt. Da war der Bogen aus Rambo soundsoviel genauso wie die Winchester aus dem gleichnamigen Western. Der Rennwagen von Steve McQueen aus Le Mans hing an der Decke. Dazu fanden sich hinter Glas die entsprechenden Erläuterungen.
Esch fragte sich, über wie viele Unikate der Fundus einer Hollywoodproduktion eigentlich verfügte. Er erwog, dem Planet im CentrO in Oberhausen zu Kontrollzwecken einen Besuch abzustatten.
Von der Eingangshalle aus konnte man einen Blick nach unten ins eigentliche Restaurant werfen. Esch kam die Lautstärke in dem Laden etwas überzogen vor, er tröstete sich jedoch damit, dass es im Drübbelken auch nicht immer leise zuging. Auf Leinwänden, die er von der Balustrade sehen konnte, liefen Ausschnitte aus Kinofilmen.
»Da vorne«, Carola stieß ihn in die Seite, »da müssen wir uns anmelden.«
»Wieso anmelden?«
»Nun komm schon.«
Rainer schaute in die angegebene Richtung. Da stand hinter einer Art Empfangspult ein Farbiger mit einer Kombination aus Kopfhörer und Kehlkopfmikrophon auf dem Schädel und machte einen ungemein wichtigen Eindruck. Der Kerl sah aus wie Sidney Poitier als Sicherheitsbeamter in einem amerikanischen Actionfilm.
»Abend. Ich hab ‘nen Tisch reserviert.«
»Guten Abend«, antwortete der Zerberus mit unverkennbar amerikanischen Akzent. »Wie heißen Sie?«
»Esch.«
»Ihre Telefonnummer bitte.«
»Was wollen Sie?« Rainer war völlig geplättet. Sie wollten doch
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