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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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Ich, oder besser, meine Eltern, die hier in diesem System aufgewachsen sind, haben sich doch nicht als Bestandteil eines Experiments gefühlt, wie du mit einem solchen Begriff unterstellst. Das wir wie einen Versuch beliebig wiederholen können. Also quatsch nicht so ‘n Scheiß über ein gescheitertes Modell. Es ist schlimm genug für viele zu sehen, wie ihre Ideale den Bach runtergehen, auch wenn die Ideale vielleicht falsch gewesen sein mögen. Hattest du nie Ideale, Rainer?«
    Er schwieg.
    Sie fragte: »Möchtest du einen Tequila vor dem Essen?«
    Esch mochte.
    Carola bestellte die Getränke, die John zusammen mit ihrem Essen brachte. Die Rippchen waren in Honig mariniert und schmeckten ausgezeichnet.
    Nach dem Essen erzählte Carola unvermittelt: »Die Polizei war heute bei uns.«
    »Und?«
    »Nichts und. Zwei Beamte in Zivil. Wollten Rallinski sprechen. Ich hab sie angemeldet und in sein Büro geführt. Das war alles.«
    »Das war alles?« Esch war enttäuscht. »Du hast sonst nichts mitbekommen?«
    »Nein.«
    »Schade. Da hätte ich gerne Mäuschen gespielt.«
    »Montag kommt übrigens der Lopitz zu Rallinski.«
    »Lopitz? Wer ist das denn?«
    »Das hab ich dir doch erzählt. Der seltsame Anrufer von der BvS.«
    »Stimmt. Und was will der?«
    »Rainer, ich bin Sekretärin, keine Hellseherin. Meinst du im Ernst, dass mir Lopitz oder Rallinski das erzählen? Lopitz hat heute, kurz nachdem Rallinski das Haus verlassen hat, angerufen. Er wollte dringend Rallinski sprechen. Als ich ihm sagte, dass der nicht mehr da sei, hat er mich gebeten, ihm auszurichten, dass er Montag gegen fünfzehn Uhr bei uns ist.
    Das war alles. Rallinski weiß das noch nicht. Das sage ich ihm Montag früh.«
     
    Esch überlegte. »Ich komme Montagnachmittag auch zur EXIMCO. Ich möchte mir den Vogel mal angucken. Du kannst mich ja anrufen, wenn Lopitz das Haus verlässt.«
    »Wie soll ich dich denn erreichen? Hast du ein Handy?«
    »Ja, hab ich.« Rainer stockte. »In Recklinghausen. Scheiße.«
    Er dachte nach. »Ist da eine Telefonzelle in der Nähe?«, wollte er dann wissen.
    »Ja, schräg gegenüber in der Chausseestraße.«
    »Dann ruf ich dich um kurz nach drei an. Du sagst mir, wie Lopitz angezogen ist.«
    »Und wenn ich nicht mitbekomme, wenn Lopitz kommt?«
    »Ruf ich dich ‘ne halbe Stunde später noch mal an.
    Ansonsten hab ich eben Pech gehabt.«
    »Wenn du meinst.« Sehr überzeugt schien Carola nicht von seinem Plan zu sein.
    »Lass uns noch irgendwo hingehen, wo es etwas ruhiger ist«, schlug sie dann vor.
    Esch stimmte zu, bezahlte die Rechnung und sie bummelten über den Gendarmenmarkt in Richtung Nikolaiviertel, wo sie in einer Weinstube noch einen Schoppen tranken.
    »Ein schöner Abend, nicht?«, sagte sie auf dem Rückweg.
    »Find ich auch«, antwortete Esch und legte seinen Arm um ihre Schulter.
    Carolas spätere Einladung, den Abend bei ihr ausklingen zu lassen, fand er dann nur folgerichtig.
     
    30
    Kommissar Baumann wollte gerade sein Mittagessen, bestehend aus Currywurst und Pommes Schranke, beenden, als es an seiner Bürotür klopfte. Er schluckte hastig den letzten Bissen herunter, knallte das Plastikschälchen in den Papierkorb und beschmierte dabei sein Hemd mit Currysauce. Er rief:
    »Herein« und verwandelte bei dem Versuch, den Klecks mit der Serviette zu entfernen, selbigen in einen großen Fleck.
    »Gutän Tag«, begrüßte ihn ein alter, gebeugter Mann. »Ich suchän Polizeiinspektör. Weil, ich möchte Aussage machen, bittä sähr.«
    »Guten Tag. Wer sind Sie? Und um was geht es?« Baumann bot dem Mann einen Sitzplatz an.
    »Ich bin Göliner, Josef. Ich kommä aus Neumarkt an der Mieresch. Also, nein, eigentlich kommä ich aus Haltern. Also jetzt komme ich aus Haltern, frühär komme ich aus Tirgu-Muresch, bittä sähr.«
    Baumann hatte dem alten Mann mit einer Mischung aus Belustigung und Verwunderung zugehört. Jetzt fragte er: »Mal ganz langsam. Sie heißen Göliner?« Er notierte sich den Namen. »So, wie man’s spricht?«
    »Ja, Göliner, Josef. Aus Neumarkt an der Mieresch. Dahär ich kännen auch Dimitri Porfireanu, bittä sähr.«
    »Und Sie wohnen in…«
    »Jätzt? Jätzt wohne ich bei Tochtär. In Haltern. In der Näher von Sää. Schönäs Wohnung. Bei Tochtär.«
    Baumann begann, ungeduldig zu werden. »Wie lautet Ihre Anschrift?«
     
    »Anschrift? Habä ich Ausweis. Steht drin.« Der Alte nestelte umständlich an seiner Jackentasche und zauberte schließlich einen bundesdeutschen

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