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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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Portion Spaghettieis und zwei Cola später kannte Rainer den Grund, warum sich Sven Gröner vor Paul Mühlenkamp fürchtete. »Der ganze Kellerraum stand voller Kisten?«
    »Sag ich doch. Un alle originalverpackt. Wenn Se mich fragen, allet geklaut. Kein Wunder, dat der so ausgerastet is.«
     
    Impulsiv fragte Rainer: »Würdest du mir die Kasten zeigen?«
    Einen ganzen Keller voller Diebesgut? Nein, das traute er dem dicken Säufer nicht zu. Trotzdem blieb ein Funken Misstrauen. Und deshalb wollte er selbst nachsehen. Eigentlich ohne Grund, einfach so. Er konnte nicht anders. Er musste seine Nase immer in anderer Leute Angelegenheiten stecken.
    Sven schüttelte heftig den Kopf. »Nee, da geh ich nich nochma rein.«
    »Du sagtest, der Kellerraum habe ein Fenster. Kann man da von außen reingucken?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht.«
    »Es ist der Raum links neben dem Eingang?«
    »Wenn Se von hinten vorm Haus stehen.«
    »Wie komme ich in den Garten?«
    Schwarze Feder erzählte ihm von dem Weg über das Nachbargrundstück. »Abba vor der alten Oma in Parterre müssen Se keine Angst haben. Die kann nur an Krücken laufen. Damit is die nich schnell genug.«
    Das beruhigte den Anwalt immens.
    »Seit wann warst du nicht mehr zu Hause?«
    »Seit gestern Nachmittag.«
    Rainer erschrak. »Deine Eltern machen sich doch bestimmt Sorgen?«
    »Meine Mutter. Mein Alter is schon seit drei Jahren wech.
    Abba wir ham ihr eine Nachricht überbracht, dat es mir gut geht.«
    »Und wie?«
    »Mit ‘m Zettel im Briefkasten.«
    Rainer konnte sich lebhaft vorstellen, welche Reaktion das bei Svens Mutter ausgelöst hatte. »Pass auf, wir machen das so. Wir fahren zurück nach Recklinghausen, ich schließe das Verdeck und du machst dich ganz klein im Sitz. Falls Mühlenkamp vor eurem Haus wartet, verwickele ich den in ein Gespräch und lenke ihn ab. Du schleichst dich derweil ins Haus und ich bringe dir die Bücher später. Ist Mühlenkamp nicht da, gehen wir beide zusammen rein.«
    »Wenn er mich abba sieht?«
    »Passiert doch nichts. Er wird dir doch wohl kaum etwas tun, wenn ein Erwachsener dabei ist, oder? Außerdem bin ich Anwalt. Das ist so etwas Ähnliches wie ein Polizist. Du kannst dich auf mich verlassen.«
    Sven blieb skeptisch, willigte aber ein.
    Mühlenkamp lauerte natürlich nicht vor dem Haus, um den Jungen abzufangen. Und wenig später schloss eine überglückliche Mutter ihren Sohn in die Arme. Rainer übergab die Bücher, verabschiedete sich und fuhr in die Leusbergstraße.
    Er parkte seinen Wagen etwa hundert Meter vom Haus Mühlenkamps entfernt, ging zum Eingang und schellte mehrmals. Mühlenkamp war entweder nicht anwesend oder betrunken. In beiden Fällen konnte er Rainer bei seinem Vorhaben nicht überraschen.
    Den Weg zum Nachbarhaus und durch den verwilderten Garten fand Rainer problemlos. Svens Beschreibung seines Kriegspfades war äußerst präzise gewesen.
    Rainer stand vor der Hinterfront des Hauses. Das Kellerfenster war völlig verdreckt. So sehr sich Rainer auch bemühte, er konnte nichts in dem Raum erkennen. Als er sich wieder aufrichtete, fiel sein Blick auf den Kellereingang. Die Tür stand einen Spalt offen.
    Vorsichtig schlich er die Steinstufen hinunter, blieb dann aber vor der Tür stehen. Es gab zwei gute Gründe umzudrehen: Vor einigen Stunden erst hatte er ein Haus durch einen nicht verschlossenen Eingang betreten und einen Toten gefunden.
    Ein solches Erlebnis reichte ihm eigentlich für ein Wochenende. Zum anderen würde er, falls ihn Mühlenkamp erwischte, eine gute Erklärung für diesen Hausfriedensbruch benötigten. Schließlich siegte doch seine Neugier. Zögernd betrat Rainer den Kellerflur, machte drei Schritte und lugte in den Raum, den ihm Sven beschrieben hatte. Der Keller war leer. Anscheinend war mit dem Jungen die Fantasie durchgegangen. Leise und auch erleichtert verließ der Anwalt den Keller.
    Mittlerweile war es fast sieben Uhr. Rainer setzte sich in den Mazda und versuchte über sein Handy, Cengiz zu erreichen, um sich mit ihm für den Abend zu verabreden. Er traute sich immer noch nicht, Elke unter die Augen zu treten. Cengiz und er vereinbarten ein Treffen in einer halben Stunde im Neokyma.
    Vor Mühlenkamps Haus hielt ein dunkler Passat und Mühlenkamp stieg aus. Rainer war verwundert. Er hatte wie selbstverständlich angenommen, dass ein Schnapsfass wie Paul Mühlenkamp nie eine Führerscheinprüfung bestanden hatte.
    Und wenn doch, hätte ihm die Fleppe schon längst wieder

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