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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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Zimmer, als es schellte. Elke muss aufgedrückt haben. Und dann stand der plötzlich da und bedrohte sie mit der Waffe. Ich bin sofort zurück in dein Büro und habe die Tür verschlossen.«
    Rainer ließ vor Schreck seine Tasche fallen. Die unbearbeiteten Akten, die er seit Wochen hinund herschleppte, verteilten sich auf den Stufen.
    »Mühlenkamp hat sie angebrüllt und irgendetwas von Fotos geschrien, die er haben wollte. Dann hat er Elke in ihr Büro bugsiert.« Sie fing an zu weinen. »Ich bin, als die Luft rein war, abgehauen. Ich konnte ihr doch nicht helfen. Was sollen wir jetzt machen?«
    Esch war bleich geworden. Wie hatte Mühlenkamp bloß von ihrer nächtlichen Aktion erfahren? Die Angst um Elke raubte ihm fast den Verstand. Hektisch kramte er sein Handy aus der Jacke und drückte es Martina in die Hand. »Ruf die Polizei«, sagte er und rannte los.
    Die Tür zu ihrer Kanzlei stand weit offen. Ohne Zögern durchquerte Rainer den Flur und blieb schließlich vor Elkes Bürotür stehen. Vorsichtig legte er sein Ohr an das Türblatt. Er hörte nichts. Zitternd versuchte er, durch das Schlüsselloch etwas auszumachen. Gott sei Dank! Elke schien, soweit er das erkennen konnte, unverletzt. Sie saß wie ein Häuflein Elend hinter ihrem Schreibtisch. Mühlenkamp konnte Rainer nicht ausmachen.
     
    Rainers Gedanken rasten. Die Tür zu ihrem Büro war mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verschlossen. Vor Wochen war der Schlüssel verlegt worden und seitdem nicht wieder aufgetaucht. Rainers rechte Hand schob sich auf die Klinke.
    Vielleicht sollte er in einer Art Überraschungsangriff die Tür aufreißen, sich auf den Angreifer stürzen und versuchen, ihn zu überwältigen? Leider wusste er nicht, in welchem Winkel des Raumes sich Mühlenkamp aufhielt. Und es bedurfte nicht sehr viel Zeit, einen Finger zu krümmen. Außerdem öffnete sich die Tür in seine Richtung. Nein, das war keine Erfolg versprechende Strategie. Aber er konnte Elke und sein Kind auch nicht dort drinnen allein lassen.
    An diesem Punkt seiner Überlegungen angelangt, holte er tief Luft und betrat den Raum.
    »Was machen Sie hier für einen Scheiß, Mühlenkamp?«, brüllte er.
    Elke sah auf. Ein Hoffnungsschimmer zog über ihr tränen
    überströmtes Gesicht. Rainer verspürte den unwiderstehlichen Drang, zu ihr zu gehen und sie in die Arme zu nehmen.
    Mühlenkamp hockte rechts von ihm auf einem der Besucherstühle und fuchtelte wild mit einer Waffe durch die Luft.
    Wie kommen diese Kerle eigentlich immer wieder an diese Knarren?, dachte Rainer.
    »Ah, da bist du ja endlich.« Der Fettkloß schraubte sich schwer atmend hoch und richtete die Waffe nun auf Rainer.
    »Komm nur her. Auf dich ham wir beide gewartet.« Er grinste widerwärtig.
    Esch machte zwei Schritte auf Mühlenkamp zu.
    »Du meinst wohl, du könntest dich mit mir anlegen, wa?
    Abba nich mit mir, dat sach ich dir. Mit mir nich!«
    Schweißgeruch und Alkoholausdünstungen stiegen Rainer in die Nase. Mühlenkamp war sturzbetrunken. Das konnte sich als ein Vorteil erweisen.
    »Un dat sach ich dir gleich: Wenn eure Tippse die Bullen holt, seid ihr tot, is dat klar?«
    »Keine Polizei. Das regeln wir unter uns.« Rainer war jetzt bis auf Sprungweite an den Betrunkenen herangekommen.
    »Dat reicht«, ordnete der umgehend an. »Bleib da stehen.«
    Rainer gehorchte.
    »So is dat gut. Gezz woll’n wir uns ma etwas unterhalten.«
    »Gerne.« Esch bemühte sich, gelassen zu wirken. »Um was geht es?«
    »Um wat et geht?« Mühlenkamp blickte empört zu Elke hinüber. »Da fragt der Mistkerl, um wat et geht. Erst will er mir für die Schlampe Schollweg mein Erbe wechnehmen, dann macht er ‘nen Bruch in meine Garage un fotografiert meine Klamotten. Haste abba die Videokamera nich gesehen. Haste nich mit gerechnet, wa? Haste gedacht, ich war blöd, oder wat?
    Wat wollteste mit die Bilder? ‘nen Käufer suchen?« Er schüttelte heftig den Kopf. »Abba nich mit mir, dat sach ich dir.«
    »Ich hatte nicht vor, Sie zu bestehlen.«
    Elke hatte den Dialog mit zunehmendem Unverständnis verfolgt und warf ihrem Freund einen fragenden Blick zu.
    »Wat denn dann?«, schnaubte Mühlenkamp.
    Rainer entschloss sich, die Wahrheit zu sagen. »Wenn ich ehrlich bin, weiß ich das nicht so genau.«
    Sein Gegenüber lachte giftig. »Erzähl nich sonnen Mist. Dat glaubt dir doch sowieso keiner.« Der Dicke machte mit der Waffe eine winkende Bewegung. »An die Wand da. Un keine dummen Sachen. Sonst knallt’s. Ich

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