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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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musste.
    Da kein Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen in das Haus vorlag, gingen die Beamten davon aus, dass Lehmann seinen Mördern die Eingangstür geöffnet und sie in das Wohnzimmer begleitet hatte. Ob er dabei bereits mit einer Waffe bedroht worden war, hatten die Spurensicherer natürlich nicht feststellen können. Auch blieb offen, ob die Täter im Haus nach etwas gesucht hatten. Wenn das der Fall gewesen war, hatten sie jedenfalls alle Schubladen und Schränke wieder ordentlich verschlossen. Es waren zahlreiche Fingerabdrücke und Faserspuren gefunden und sichergestellt worden. Ob die der Täter darunter waren, blieb weiteren Ermittlungen vorbehalten. Solange sie der beiden Verdächtigen nicht habhaft wurden, konnten aus den Spuren keine Beweise werden.
    »Unsere Leute haben noch etwas Spannendes entdeckt.«
    Brischinsky blickte Baumann herausfordernd an.
    Sein Assistent tat ihm den Gefallen: »Und?«
    »Medikamente.«
     
    »Wirklich überraschend bei einem Apotheker.«
    Brischinsky ignorierte den Einwand. »Hunderte Packungen.
    Das Zeug heißt Zerit. Es wird in der Behandlung von Aids-Kranken eingesetzt. Zerit wurde kürzlich in einem der Memos, die uns regelmäßig aus Bochum geschickt werden, erwähnt.«
    »Habe ich nicht gelesen.«
    »Solltest du aber. Dient der Fortbildung.« Brischinsky grinste.
    »Von mir aus. Was stand drin?«
    »Kürzlich haben unsere Kollegen von der Zollfahndung bei einer Razzia in einer Spedition das Medikament beschlagnahmt und untersuchen lassen. Die Gelatine, aus der die Kapselhülle hergestellt wurde, ist nicht vom eigentlichen Produzenten gefertigt worden, auch die Packung und der Beipackzettel waren gefälscht. Überraschenderweise stammte der Wirkstoff eindeutig aus der Chemieküche des Originalherstellers. Vielleicht wurde also die Rezeptur geklaut, vielleicht hat sich aber auch jemand im Lager des Herstellers bedient und den Wirkstoff mitgehen lassen. Lehmann hat uns also wohl nicht alles erzählt.«
    »Gefälschte Medikamente? Ich dachte immer, Produktpiraten nähmen sich nur Software, Platten, Uhren oder so etwas vor.«
    »Irrtum. Im Medikamentenbereich werden jedoch in der Regel nur die Umverpackungen und die Beipackzettel kopiert.
    Seltener gleich das ganze Medikament. Auf den Beipackzetteln stehen dann Verfallsdaten, die unkorrekt sind, oder auch fehlerhafte Angaben über Wirkstoffkombinationen.«
    »Und was für Medikamente befinden sich dann in den gefälschten Verpackungen?«
    »Günstigenfalls harmlose Vitaminprodukte. Manchmal leider auch zusammengepantschte Wirkstoffe.«
    »Na toll. Und das Zeug hatte Lehmann im Keller?«
     
    Brischinsky nickte. »Der Vertrieb erfolgt über seriös auftretende Vertreter. Die sprechen gezielt Apotheker an und verkaufen die gefälschten Pillen zu einem Bruchteil des eigentlichen Einkaufspreises. Dürfte für alle Beteiligten ein Bombengeschäft sein.«
    »Wer verkauft das Zeug? Hendrikson?«
    »Eher Lehmann. Schließlich lagerten die Fälschungen in seinem Keller.«
    »Schöpfen denn die Apotheker keinen Verdacht, wenn ihnen Produkte zu einem erheblich günstigeren Preis als üblich angeboten werden?«
    Brischinsky zuckte mit den Schultern. »Bestimmt gibt es auch Apotheker, die gutgläubig gehandelt haben. In dem Memo stand, dass auch Vertreter renommierter Pharmaunternehmen versucht haben, sich durch den Vertrieb solcher Fälschungen einen lukrativen Nebenverdienst zu sichern.«
    »Kontrolliert denn keiner, was in den Apotheken über den Ladentisch geht?«
    »Doch, schon. Aber das ist wie beim Gewerbeaufsichtsamt und den Pommesbuden. Da wird geschaut, dass der Laden halbwegs sauber, das Frittieröl nicht zu alt und der Kartoffelsalat im Eimer noch nicht vollständig verschimmelt ist. Woher der ganze Kram stammt, interessiert nicht das Gewerbeaufsichtsamt, sondern nur das Finanzamt. Und die Jungs kommen, wenn überhaupt, nur alle drei oder vier Jahre.«
    »Scheiße.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    Die Apotheke Sutthoffs alias Hendriksons befand sich in einem Eckhaus mit der Nummer 22. Ihre beiden Kollegen waren froh, abgelöst zu werden. Sie hatten nichts Interessantes zu berichten. Kurz nach Beginn der Observation hatte Pauly Sutthoffs Nummer gewählt und sofort aufgelegt, als sich dieser gemeldet hatte. Der Gesuchte war also anwesend. Seitdem hatte niemand das Haus betreten oder verlassen.
    Baumanns schlimmste Befürchtungen wurden wahr. Es war heiß an diesem Sonntagnachmittag, sehr heiß sogar. Unter seinen Achseln

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