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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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sie in seiner Hand, die Sig Sauer P 210, Kriegswaffe, neun Millimeter.
    Einer der Helfer von Hendrikson, ein junger Russe mit dem Vornamen Iwan, hatte ihm die Waffe vor Jahren überlassen.
    Iwan hatte Geld gebraucht. Außerdem hatten er und Schmidt sich gut verstanden. Und so hatte der Russe ihm die Knarre für nur zweihundert Mark verkauft. Schmidt fand damals, dass es eine gute Idee war, eine Schusswaffe im Haus zu haben, und bewahrte die Sig Sauer griffbereit in einer Schublade neben seinem Bett auf. Später kamen ihm Bedenken. Er wusste ja gar nicht, wofür und von wem diese Waffe in der Vergangenheit benutzt worden war. Aber sich wieder ganz davon trennen…?
    So war er auf die Idee gekommen, die Knarre im Muttental zu vergraben. Man konnte ja nie wissen.
    Schmidt prüfte das Magazin. Es war vollständig aufmunitioniert. Aber er musste wissen, ob die Waffe noch funktionierte. Vielleicht blieb ihm später nicht die Zeit für einen zweiten Versuch. Er schaute sich noch einmal um. Sehen konnte ihn hier keiner. Fahrzeuggeräusche waren nicht auszumachen. Trotzdem blieb es ein Risiko. Ein Schuss war noch in weiter Entfernung zu hören. Wenn nun eine Polizeistreife gerade in diesem Moment im Muttental patrouillierte… Schmidt verscheuchte diesen Gedanken. Eine bessere Gelegenheit zur Überprüfung der Waffe bekam er ohnehin nicht. Kurz entschlossen hob er den Arm und drückte ab. Seine Hand wurde durch den unerwartet heftigen Rückstoß nach oben gerissen. Er geriet ins Straucheln. Nur ein schneller Ausfalltritt nach hinten verhinderte, dass er lang hinstürzte.
    Nun verstand Schmidt, was Iwan damals lachend in seinem holprigen Deutsch hatte zum Ausdruck bringen wollen: »Sig Sauer ist wie Panzerkanone. Damit du kannst angreifenden Elefanten mit eine Schlag stehen machen.«
    Der Knall dröhnte in seinen Ohren. Aufgeregt kreischende Vögel flatterten auf. Zufrieden sicherte Schmidt die großkalibrige Waffe, verstaute sie in der Innentasche seiner Jacke und ging langsam zu seinem Wagen zurück. Er machte sich nicht die Mühe, den Spaten, die Holzkiste oder gar den Müllsack mitzunehmen oder zu verstecken. Es war völlig nebensächlich, ob er später anhand der darauf zu findenden Fingerabdrücke zu identifizieren war. Er hatte ohnehin nicht vor zu fliehen. Wohin auch sollte er schon flüchten? Ihm ging es nur darum, nicht festgenommen zu werden, bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Alles andere war völlig nebensächlich. Sie haben nie eine Tochter gehabt.
    Unbehelligt erreichte er sein Fahrzeug. Der erste Teil seines Planes war aufgegangen.
     
    58
    Üblicherweise empfing die Kanzlei Schlüter und Esch morgens ab zehn Uhr ihre Mandanten. Martina Sprembergs Arbeitstag begann in der Regel eine halbe Stunde früher, Elkes um Punkt neun und Rainers meistens etwas später.
    An diesem Montagmorgen jedoch war auch Esch pünktlich.
    Er hatte fast den ganzen Sonntag schlafend auf der Couch zugebracht, um seinen Kater zu vergessen. Als er am gestrigen Morgen aufgewacht war, waren seine Gedanken in einem dichten Nebel versunken. Erst als er Cengiz’ Fotohandy auf seinem Wohnzimmertisch bemerkte, regte sich so etwas wie Erinnerung. Und mit der Erinnerung kam das schlechte Gewissen. Er hätte nicht auf stur schalten dürfen und Elke anrufen müssen. Schließlich waren seine Eskapaden die Ursache ihres Streits gewesen. Er griff zum Telefon. Aber Elke war nicht zu Hause. Und auch alle weiteren Versuche, sie zu erreichen, blieben erfolglos.
    Auch am Abend hatte er noch einen gesunden Widerwillen gegen jede Art von Alkoholkonsum verspürt und war sehr früh schlafen gegangen. Daher war er heute entgegen seiner sonstigen Gewohnheit sehr zeitig aufgestanden.
    Er betrat den Hausflur durch den Hintereingang, der zum Garagenhof führte, und machte sich daran, die Treppe zu den im ersten Stock gelegenen Praxisräumen hochzusteigen. Fast wäre er mit Martina zusammengestoßen, die, zwei oder drei Stufen auf einmal nehmend, von oben herunterstürmte.
    »Morgen«, brummte der Anwalt und versuchte, sich an ihr vorbeizudrücken.
     
    »Gut, dass du da bist!«, stieß sie atemlos hervor.
    »Mühlenkamp ist oben. Er hat Elke als Geisel genommen.«
    Es dauerte eine Weile, bis Rainer die Tragweite dieser Sätze begriff. Auch nach mehr als zehn Stunden Schlaf war er morgens nicht besonders aufnahmefähig.
    »Er hat was?«
    »Der Typ hat eine Pistole. Sie sind in Elkes Büro«, sprudelte es aus Martina heraus. »Ich war gerade in deinem

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