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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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hab nix mehr zu verliern.«
    Er stapfte an Rainer vorbei Richtung Fenster, schob die Gardine ein wenig zur Seite und sah nach unten. »Keine Bullen. Dat is gut. Dat is sehr gut.«
     
    »Kommen Sie, Herr Mühlenkamp.« Rainer zeigte auf Elke.
    »Sie hat doch mit der ganzen Sache nichts zu tun. Lassen Sie sie laufen. Wir beide werden uns schon einigen.«
    »Erst will ich die Bilder.«
    Rainer verfluchte seine Vergesslichkeit. Cengiz’ Fotohandy lag auf seinem Wohnzimmertisch. »Die sind in meiner Wohnung. Wir können zusammen hinfahren, um sie zu holen.«
    »Kommt nich infrage. Du willst mich doch bloß linken.«
    Mühlenkamp hob seine Stimme und fuchtelte noch wilder mit der Waffe umher. »Ihr alle wollt mich linken. Wie mein Bruder und seine Schlampe. Abba dem hab ich et gezeigt. Ich werd et allen zeigen. Mir nimmt keiner mein Eigentum wech.
    Er nich und ihr auch nich. Allet ham dem unsere Eltern in den Arsch geschoben. Abba dat hat er nun davon.«
    »Ihr Bruder hatte bestimmt nicht vor, Sie zu übervorteilen.«
    »Red nich so geschwollen. Wat weißt du denn schon davon!«
    »Eines weiß ich ganz sicher: Er wäre nicht einverstanden gewesen mit dem, was Sie hier abziehen. Wenn Ihnen das Andenken Ihres Bruders etwas wert ist, sollten Sie uns jetzt gehen lassen.«
    Mühlenkamps Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Und Rainer erkannte schlagartig, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    Mühlenkamp rastete nun völlig aus. »Halt die Klappe!«, tobte er. »Sonst mach ich euch beide sofort kalt. Auf einen mehr oder weniger kommt et sowieso nich mehr an. Kein Wort mehr über mein’ Bruder, verstehse? Kein Wort mehr.«
    Eschs Ahnung wurde zur Gewissheit. Jetzt war klar, wer Horst Mühlenkamp auf dem Gewissen hatte.
    Der auf-und abschwellende Ton eines Martinshorns kam näher, wurde ganz laut und erstarb direkt unter Elkes Fenster.
     
    »Du hast ja doch die Bullen geholt.« Mühlenkamp wirkte auf einmal ganz ruhig. »Na gut. Abba euch nehm ich mit.« Er hob die Waffe und zielte auf Elke.
    Rainer kam es vor, als würde vor seinen Augen ein Film ablaufen. Mit einem Schrei der Verzweiflung stürzte er sich nach vorne.
    »Lauf«, rief er seiner Freundin zu und versuchte, den Waffenarm seines Gegners zu packen. Elke zögerte keine Sekunde und flitzte aus dem Zimmer. Mühlenkamp reagierte zu langsam. Mit voller Wucht prallte Rainer auf den massigen Körper. Der Dicke wich einen Schritt zurück und geriet ins Straucheln. Rainer bekam mit seiner Rechten die Pistole zu fassen und drückte sie nach unten. Mit der freien anderen Hand schlug er zu und traf Mühlenkamps Nase. Der schrie auf. Esch hörte einen lauten Knall und verspürte im selben Augenblick einen stechenden Schmerz an seiner rechten Seite. Voller Wut schlug er weiter zu. Irgendetwas knirschte unter seiner Faust.
    Polternd fiel erst die Pistole, dann Mühlenkamp zu Boden. Der Dicke hatte sich jedoch so in Rainers Jacke verkrallt, dass dieser auch mit nach unten gerissen wurde. Mühlenkamp streckte seinen Arm aus, um wieder an die Waffe zu gelangen.
    Noch im Fallen traf Rainers Fuß die Wumme, die einige Meter weiterrutschte. Der Anwalt landete auf dem Fettkloß. Aber seine Schlaghand war wieder frei. Ohne nachzudenken, trommelte er weiter auf den Dicken ein, bis dieser ihn losließ.
    Rainer sprang auf, knallte die Tür hinter sich zu, griff nach dem Stuhl, der rechts daneben stand, und klemmte die Lehne eilig unter die Klinke. Das Hindernis würde Mühlenkamp zumindest für kurze Zeit aufhalten. Rainer flüchtete durch den Flur ins Treppenhaus. Den Rest erlebte er wie in Trance.
    Mit gezogener Waffe stürmten zwei uniformierte Beamte von unten die Treppe hoch.
     
    »Halt, Polizei!«, riefen sie überflüssigerweise. Und dann:
    »Stehen bleiben!«
    Der Anwalt kam dem Befehl nach und hob sicherheitshalber beide Arme. Nachdem er gerade dem einen Bewaffneten entkommen war, wollte er nicht von anderen in Putativnotwehr umgelegt werden.
    Von unten rief jemand – Elke?: »Nein! Nicht! Das ist er nicht!« Unmittelbar darauf war aus ihren Kanzleiräumen ein Schuss zu hören. Die Polizisten gingen sofort in Deckung.
    Eine gespenstische Stille trat ein.
    Rainer war nun alles egal. Er plumpste völlig erschöpft auf die Treppenstufen und ließ beide Arme sinken.
     
    59
    Sutthoff blinzelte durch die Gardinen auf die Straße. Schon wieder stand ein Wagen mit Recklinghäuser Kennzeichen in der Nähe seines Geschäfts, heute jedoch etwa dreißig Meter entfernt und auf der anderen

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