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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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einen Teddybär und bunte Holzwürfel vom Sofa geräumt hatte, auf dem die Polizisten schließlich Platz nahmen.
    Die Beamten verneinten.
    Kirsten Schubert setzte sich in einen Sessel gegenüber. »Was ist mit meinem Vater?«
     
    Der Hauptkommissar hob bedauernd die Schultern. »Wir wissen leider noch nichts Definitives. Wir…«
    »Sie haben einen Toten gefunden, nicht wahr?« Ihre Stimme war kaum zu hören. »Ist er es?«
    Brischinsky holte tief Luft. »Es tut mir Leid, aber… Ja, wir gehen davon aus, dass es sich bei der Leiche um Ihren Vater handelt.«
    Sie schluchzte auf.
    »Wir haben aber noch keine endgültige Gewissheit«, setzte der Kommissar schnell hinzu. »Deswegen sind wir hier.«
    Der Kleine war an den Tisch herangerobbt und begann damit, einen Legostein zu verspeisen. Kirsten Schubert holte das Teil aus seinem Mund und schob die übrigen Klötzchen aus seiner Reichweite. Prompt begann das Kind mit einem Protestgeheul, das erst verstummte, als ihm seine Mutter einen Schnuller in den Mund steckte. Zufrieden widmete der Kleine sich wieder den Bauklötzen, die zu groß zum Verschlucken waren.
    »Entschuldigung«, meinte die Frau und wischte sich die Hände an ihrer Jeans ab. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich entnehme Ihrer Reaktion, dass sich Ihr Vater in der Zwischenzeit nicht gemeldet hat. Um den Toten zweifelsfrei identifizieren zu können, haben wir die Obduktion der Leiche veranlasst.«
    »Kann ich ihn…« Sie straffte sich. »Ich möchte ihn sehen.«
    »Nein, das wird nicht möglich sein. Ich dachte eher…«
    »Was ist passiert?« Ihre Stimme klang leicht hysterisch.
    »Warum lassen Sie mich nicht zu meinem Vater?«
    Brischinsky beugte sich vor und sagte beruhigend: »Es gab eine heftige Explosion, Frau Schubert. Und anschließend einen Brand. Sie sollten sich das ersparen.«
    Kirsten Schubert war sichtbar erschüttert. »Verbrannt?«
    Brischinsky nickte.
     
    Sie griff zur Zigarettenschachtel und hantierte unsicher mit dem Feuerzeug. Baumann kam ihr zu Hilfe.
    »Danke.« Sie inhalierte tief. »Wie kann ich Ihnen helfen?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »Wissen Sie, bei welchem Zahnarzt Ihr Vater in Behandlung war?«
    Sie dachte einen Moment nach. »Bei Doktor Semering, glaube ich.«
    »In Recklinghausen?«
    »Ja, in Suderwich.«
    Sie blies den Zigarettenrauch in Brischinskys Richtung. Der verspürte sofort ein heftiges Verlangen und fixierte mit seinen Augen die Zigarettenschachtel.
    Kirsten Schubert bemerkte den Blick. »Oh, es stört Sie, wenn ich rauche?«
    »Nein, nein«, versicherte Brischinsky.
    »Möchten Sie vielleicht auch?« Sie reichte dem Beamten die Schachtel.
    Bevor der Hauptkommissar reagieren konnte, schaltete sich Baumann ein. »Nein, danke. Wir rauchen nicht. Eine Frage noch.«
    »Ja?«
    »Hat Ihnen Ihr Vater in letzter Zeit von Streitigkeiten erzählt?
    Mit Nachbarn zum Beispiel. Oder mit Freunden und Bekannten?«
    »Nein, nie. Warum fragen Sie?«
    Die beiden Kriminalisten antworteten nicht.
    Sie sah von einem zum anderen. »Von welcher Polizei sind Sie eigentlich?« Ihre Stimme klang beherrscht.
    »Wir sind von der Mordkommission«, erwiderte Brischinsky ruhig.
    »Ich dachte, die Gasexplosion war ein Unfall.«
    Baumann schüttelte den Kopf.
     
    Ihre mühsam gewahrte Selbstbeherrschung brach zusammen.
    »Wer hat meinen Vater umgebracht?«, schrie sie so heftig und unvermittelt, dass sich der Kleine erschrak, zu seiner Mutter schaute und ebenfalls das Gesicht verzog. »Wer?«
    »Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen, Frau Schubert. Wir wissen ja noch nicht einmal mit Sicherheit, ob es sich bei dem Toten wirklich um Ihren Vater handelt.«
    Brischinsky tätschelte ihre linke Hand. Viel half diese Geste nicht. Kirsten Schubert weinte heftig. Ihre Stimme war kaum zu verstehen. »Wer soll es denn sonst sein?«
    Als sie wieder in ihrem Wagen saßen, telefonierte der Hauptkommissar mit der Staatsanwaltschaft Bochum, die in Recklinghausen eine Nebenstelle unterhielt. Die sollte eine richterliche Verfügung beantragen, damit der Zahnarzt von seiner ärztlichen Schweigepflicht entbunden und zur Herausgabe der Patientenunterlagen Theo Bauers veranlasst werden konnte.
    »Manchmal denke ich darüber nach, meine Versetzung zu beantragen«, sinnierte Rüdiger Brischinsky, als Baumann den Passat auf die Autobahn steuerte.
    »Und wohin?« Baumann sah belustigt zu seinem Chef hinüber.
    »Wirtschaftssachen. Keine Leichen, keine trauernden Angehörigen. Nur Akten, Kontoauszüge und

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