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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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würden. Hendriksons Bote hat seinen Namen nie genannt und auch sonst das Gespräch nur auf das Notwendigste beschränkt. Wir trafen uns in der Raststätte. Der Bote war regelmäßig vor uns da und wartete an einem der hinteren Tische. Er trank Kaffee. Es war vereinbart, dass wir, wenn keine Tasse vor ihm stand, die Raststätte ohne Kontaktaufnahme verlassen sollten. Aber dazu ist es nie gekommen. Die Tasse stand immer da. Das Geld hatten wir in eine Plastiktüte gepackt, die wir neben eine andere auf einen der freien Stühle am Tisch stellten. In der anderen Tüte befand sich die Ware, später die Rezepte. Dann gingen wir wieder.
    Das war alles.«
    »Und der Bote? Was machte der?«, wollte Brischinsky wissen.
    »Keine Ahnung. Wir sind in unseren Wagen gestiegen, zurück auf die Autobahn, an der Abfahrt Herten ab-und in entgegengesetzter Richtung wieder aufgefahren und zu unserer Apotheke zurückgekehrt.«
    »Sie haben diese Fahrten gemeinsam mit Ihrer Frau gemacht?«
    »Nein. Entweder sie oder ich. Aber die Prozedur war stets gleich. Das wurde zu Routine. Wie Einkaufen.«
    Baumann dachte an seinen Kontostand zum Monatsende. Bei ihm wurde dann jeder Einkauf zum Abenteuer. Auch das war Routine.
    »Wann fand Ihr letztes Treffen statt?«
    »Vor etwa acht Wochen. Meine Frau hat dann versucht in Dortmund selbst… äh… Mitarbeiter zu gewinnen.«
     
    »Mitarbeiter gewinnen? Sie meinen, sie wollte Drogenabhängige für Ihre Betrügereien anheuern?«, hakte Brischinsky nach.
    »Ja. Wenn Sie das so nennen wollen.«
    »Das will ich. War sie erfolgreich?«
    Lehmann schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Das war es ja gerade. Trotzdem hat Hendrikson irgendwie Wind davon bekommen. Gestern hat er bei uns angerufen und fünfzehntausend von uns verlangt. Quasi eine Strafgebühr.«
    »Haben Sie bezahlt?«
    »Nein. Ich wollte ja erst… Aber meine Frau war dagegen.«
    »Aha.«
    »Sie hat gedroht, mich zu verlassen. Ich wollte sie nicht verlieren.«
    »Weiß Hendrikson, dass Sie auspacken wollten?«
    »Natürlich nicht. Er bringt mich um, wenn er davon erfährt.«
    »Und Ihre Frau?«
    »Ich habe es ihr gegenüber angedeutet.«
    »Sie weiß also, dass Sie hier sind.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Was heißt das: Sie glauben nicht?«
    »Wir hatten Streit. Ich habe gestern etwas getrunken. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war sie fort. Ein Koffer und ein Teil ihrer Sachen fehlen. Ich habe keine Ahnung, wo sie steckt.«
    »Meinen Sie, dass sie mit Hendrikson wieder ins Geschäft kommen will?«
    Der Apotheker dachte einen Moment nach. »Sicher nicht.
    Unter keinen Umständen.«
    »Wann sollte die Übergabe der fünfzehntausend Euro erfolgen?«
    »Nächsten Mittwoch. In der Raststätte.«
     
    Der Hauptkommissar beschloss: »Herr Lehmann, Sie werden das Geld übergeben.«
    Lehmann wirkte verunsichert. Schließlich rang er sich doch zu einer Antwort durch: »Wenn Sie meinen.«
    Brischinsky nickte. »Dann wäre das ja geklärt. Bei unserem Besuch in Ihrem Haus haben wir Ihnen ein Tonband vorgespielt. Sie erinnern sich?«
    »Natürlich. Der Anrufer, der vor der Explosion gewarnt hat.«
    »Genau. Sie haben beide behauptet, die Stimme nicht zu kennen. Bleiben Sie bei dieser Aussage?«
    Lehmann nickte langsam.
    »Also ist diese Stimme nicht die von Hendrikson?«
    »Nein. Bestimmt nicht. Hendrikson hat einen leichten norddeutschen Akzent.«
     
    30
    Wolfgang Diek, den seine Freunde einfach Dieki nannten, klemmte seinen Oberschenkel unter das Lenkrad der Zugmaschine, beugte sich nach rechts, griff zur Thermoskanne und goss schon das fünfte Mal Kaffee in den Becher, der in der Halterung neben dem Schaltknüppel stand. Den Schraubverschluss in der linken, die Kanne in der rechten Hand genoss er den Geruch, der die Fahrerkabine durchzog.
    Eine Bodenwelle ließ die schwere Maschine kurz erzittern, ein leichter Hopser, kaum spürbar, aber dennoch stark genug, dass etwas von dem Heißgetränk über Diekis Handrücken lief. Er stieß einen Fluch aus. Sein Bein verlor für einen Moment die Kontrolle über das Lenkrad und der Vierzigtonner zog leicht nach links. Ein wildes Hupen ertönte. Dieki schmiss die leere Kanne auf den Beifahrersitz und brachte das Gefährt wieder auf die rechte Spur. Die schwere Mercedes-Limousine zog an ihm vorbei und dessen Fahrer warf ihm böse Blicke zu.
    »Du mich auch«, rief ihm Dieki hinterher und ließ seine Vier
    Klang-Fanfare ertönen.
    Er griff zum Becher und trank hastig zwei, drei Schluck.
    »Verdammte Scheiße«,

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