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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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sein.«
    »Einhundert Rezepte im Monat?«, fragte Brischinsky ungläubig zurück. »Verstehe ich Sie da richtig?«
    »Ja.«
    Baumann pfiff anerkennend. »Schöner Nebenverdienst.«
    Der Hauptkommissar dachte einen Moment nach. »Und Sie haben wieder Ihre Kollegen aus den anderen Städten an dem Deal beteiligt, damit Ihre Apotheke nicht auffällig viele solcher Rezepte einreichen musste, oder? Sonst wären die Krankenkassen doch sicher misstrauisch geworden.«
    Lehmann senkte den Kopf.
    »Habe ich Recht?«
    »Ja.«
    »Waren diese Apotheken identisch mit denen, die die reimportierten Medikamente verkauft haben?«
    Der Befragte schwieg.
    »Herr Lehmann!«
    Der Apotheker nickte.
    »Ich rate Ihnen dringend, bei der Wahrheit zu bleiben. Eben haben Sie ausgesagt, dass die anderen Apotheker in gutem Glauben bei dem Reimport der Medikamente mitgemacht haben. Aber dass der Handel mit den Rezepten nicht legal war, musste Ihren Kollegen doch auffallen?«
    »Wir sind da reingerutscht…«
    »Wir? Also wussten die anderen von dem Betrug?«
     
    »Die Geschäfte liefen nicht besonders gut. Bei uns allen nicht. Und als dann keine billigen Medikamente mehr verfügbar waren…«
    »… haben Sie nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht.«
    Lehmann ließ die Schultern hängen. »Ja.«
    »Eine Art Anschlussgeschäft, nachdem Ihr Deal mit den Reimporten beendet war«, stellte Brischinsky fest. »Ist das so korrekt, Herr Lehmann?«
    Der Beschuldigte sah auf. Ein leises Stöhnen war zu hören.
    »Ja, das ist korrekt.«
    »Wusste Ihr Auftraggeber davon, dass Sie andere Apotheker in Ihre Geschäfte einbezogen haben?«
    »Ja. Ich habe es ihm erzählt.«
    »Er hatte keine Einwände?«
    »Nein, im Gegenteil. Wenn ich weitere Kollegen anwerben könnte, würde das den Umsatz steigern, hat er gesagt.«
    Und er brauchte sich nicht selbst die Hände schmutzig zu machen, dachte Brischinsky. Für jemanden, der so auf Konspiration bedacht war und mit solcher Vorsicht operierte wie dieser Hendrikson, waren die kriminellen Energien der Lehmanns geradezu ideal. Da hatten sich zwei Parteien gesucht und gefunden. »Und in der Folgezeit ist dann alles über Sie gelaufen?«
    Der Apotheker quittierte die Frage mit einem stummen Nicken.
    »Gut. Wir werden das später noch vertiefen.« Brischinsky beugte sich zu ihm hinüber. »Kommen wir zur Kernfrage. Sie haben sich mit Hendrikson zerstritten und der hat Ihnen eine Warnung zukommen lassen. Aber das war nicht 2001, sondern erst kürzlich. Und der Grund war nicht Ihre Weigerung, weiter mit ihm zusammenzuarbeiten, sondern Sie haben versucht, ihn auszubooten.« Brischinskys Stimme wurde schärfer. »Sie konnten den Hals nicht voll genug bekommen und haben das Geschäft auf eigene Faust gemacht. Nicht wahr, Herr Lehmann?«
    Der Hauptkommissar bekam keine Antwort.
    »War es so, Herr Lehmann?«
    Lehmann schluchzte auf. Dann nickte er. »Das war vor drei Monaten. Meine Frau kam auf die Idee… Ich wollte Schluss machen. Mit allem. Aber es ging nicht. Erst hat Hendrikson uns erpresst. Er würde die Kassen informieren. Einer genauen Überprüfung hätten unsere Bücher nicht standgehalten. Wir hatten ja keine Wareneingänge in dieser Größenordnung. Wir wären unsere Zulassung losgeworden. Wir alle. Unsere Existenz.«
    Baumann dachte an den luxuriösen Lebensstil des Apothekerpaares. An sein eigenes monatliches Einkommen.
    Und seine Existenz. Schlagartig sah er die Diskussion über eine Gesundheitsreform mit ganz anderen Augen.
    »Dann bedrohte er uns persönlich. Und als sich die Explosion ereignete… Ich habe Angst. Deshalb bin ich hier.«
    Es piepste. Ein Warnsignal. »Das Band?«
    »Gleich. Ich lege ein neues ein.« Baumann hantierte einen Moment mit der Kiste und gab dann seinem Chef zu verstehen, dass die Aufnahme fortgesetzt werden konnte.
    »Funktionierte die Übergabe der Rezepte genau wie die der zurückimportierten Medikamente?«, machte der Hauptkommissar weiter.
    »Ja. Es lief immer nur über den Helfer. Und immer erfolgte die Übergabe an der Raststätte Hohenhorst. Es war stets das gleiche Muster. Ein Helfer Hendriksons teilte uns telefonisch mit, wann wir uns treffen sollten.«
    »Ein Helfer?«
    »Ja. Hendrikson selbst haben wir schon seit einiger Zeit nicht mehr gesprochen.«
     
    »Bitte schildern Sie den Ablauf dieser Treffen. Möglichst genau.«
    »Sie fanden an einem Werktag statt, immer um fünf. Der Anrufer meinte, dass unsere Verabredungen dann wegen des Berufsverkehrs weniger auffallen

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