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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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es selbstverständlich zurück.«
    Paul Mühlenkamp winkte generös ab. »Lassen Se ma. Dat Teil könnse behalten.«
     
    32
    Hierbei handelt es sich um Lymphome der Vorläufer (precursor) B-oder T-Zellen. Lymphoblasten sind größer als kleine Lymphozyten, aber deutlich kleiner als die Zellen der großzelligen Lymphome. Morphologisch lassen sie sich gegenüber Lymphomen niedriger Malignität abgrenzen. Eine Korrelation zwischen ihrer Morphologie und einem B-oder T
    Zell-Ursprung der Tumorzellen ist nur mithilfe immunologischer Zusatzuntersuchungen möglich. Die Tumorzellen des lymphoblastischen Lymphoms zeigen darüber hinaus eine intranukleäre Expression der terminalen Desoxynucleotidyltransferase. Die Abgrenzung gegenüber der akuten lymphatischen Leukämie richtet sich nach klinischen Befunden und ist willkürlich. Bei leukämischer Ausschwemmung und erheblichem Knochenmarkbefall wird das Krankheitsbild als akute lymphatische Leukämie bezeichnet; fehlen diese Kriterien, als lymphoblastisches Lymphom.
    Rainer stierte auf den Bildschirm und verstand nur Bahnhof. Er hatte die Webseiten des Tumor Zentrums Berlin in der Annahme aufgerufen, um etwas mehr über die Krankheit erfahren zu können, an der Horst Mühlenkamp gelitten hatte und die er sich auch zuzulegen gedachte – natürlich nur auf dem Papier. Aber diese medizinische Geheimsprache… Seine Vorurteile gegenüber Ärzten und vielen anderen, die üblicherweise weiße Kittel trugen, fanden neue Nahrung. Wer um alles in der Welt verkaufte solche Artikel als Information?
    Und wer verstand das? Esch sah auf die Uhr. Kurz nach sieben. Für halb acht hatte sich Cengiz angekündigt, um mit ihm die Unterlagen durchzugehen, mit denen Rainer bei FürLeben vorsprechen wollte. Zeit genug, für ein Glas Pfälzer Riesling und einen Blick in den Kicker.
    Cengiz war pünktlich.
    »Hast du die Papiere mitgebracht?«, erkundigte sich Rainer, nachdem sie sich gesetzt hatten.
    »Hab ich«, erwiderte Cengiz und machte ein unglückliches Gesicht. »Aber erst möchte ich auch Wein.«
    »Moment.« Rainer verschwand in der Küche. »Nun zeig schon her«, verlangte er, nachdem sein Freund ein Glas Roten vor sich stehen hatte.
    Cengiz machte keine Anstalten, ihm den Umschlag, den er in der linken Hand hielt, auszuhändigen. »Vorher erzählst du mir genau, was du vorhast.«
    »Jetzt mach es doch nicht so spannend.« Rainer streckte fordernd seinen Arm aus.
    Aber Cengiz reagierte immer noch nicht. »Kommt nicht infrage.« Sein Freund klopfte mit dem braunen Umschlag mehrmals auf seinen Oberschenkel. »Was willst du damit?«
    »Mensch, du kennst mich doch.«
    »Eben. Also, raus mit der Sprache.«
    Rainer seufzte. »Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass irgendetwas mit dieser FürLeben nicht in Ordnung ist. Die ganze Geheimniskrämerei…«
    »… die aber eigentlich nicht ungewöhnlich ist. Oder erzählst du jedem Anrufer Details aus vertraulichen Gesprächen mit deinen Mandanten?«
    »Das ist doch wohl etwas völlig anderes.«
    »Ist es nicht. Vertraulichkeit ist die Grundlage aller erfolgreichen Geschäftsbeziehungen.«
    »Und dann dieser Hendrikson, der nur über eine Briefkastenfirma erreichbar ist, die wiederum über ein Postfach mit ihrem Kunden in Kontakt tritt – hältst du das für normal?«
    »Das ist in der Tat ein wenig merkwürdig.«
    »Eben. Und dann residiert FürLeben nur knapp einen Steinwurf von der Industrieservice GmbH entfernt. Das kann doch kein Zufall sein!«
    »Warum nicht?«
    »Warum…?« Rainer war verblüfft. »Weil…« Er nahm einen Schluck Wein und zündete sich eine Zigarette an. »Weil…
    Ach, was weiß ich. Auf jeden Fall stimmt da etwas nicht.«
    »Unterstellen wir, du hättest Recht. Was willst du machen?«
    »Bei FürLeben vorstellig werden, mich als Leukämiekranker ausgeben und anbieten, ihnen meine Lebensversicherung abzutreten.«
    »Und dann?«
    »Ich verstehe nicht ganz…« Rainer zog tief an der Reval.
    »Wie soll das weitergehen?«
    Rainer sprang auf, das Weinglas in der einen, die Kippe in der anderen Hand und tigerte durch das Wohnzimmer. »Was weiß ich. Das werde ich dann schon sehen. Möglicherweise treffe ich diesen Hendrikson. Oder erhalte sonst irgendwelche Informationen. Vielleicht von einer netten Sekretärin, mit der ich…«
    »Das wird Elke sicher freuen.«
    Abrupt blieb Rainer stehen. »Kein Wort zu Elke«, knurrte er.
    »Ich glaubte, du hättest deinen genialen Plan mit ihr besprochen?«, spottete

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