Zweyer, Jan - Rainer
saß im Restaurant und schüttete auf Staatskosten einen Kaffee nach dem anderen in sich hinein.
Brischinsky seufzte. Fünf Leute für eine Observation. Fünf!
Und auch nur deshalb, weil er mit dem Präsidenten persönlich verhandelt hatte. Wenigstens der war nicht im Urlaub gewesen.
Verbrechen während der Ferienmonate sollten verboten werden.
Brischinsky griff zum Funkgerät und erkundigte sich schon zum dritten Mal innerhalb einer Viertelstunde bei seinen Kollegen, ob sie auf Position waren.
»Wo soll ich denn sonst sein?«, fragte Kossler zurück. »Hier wird einem nicht besonders viel Abwechslung geboten.«
Uwe Pauly schnaubte etwas durch den Äther, was sich wie
»Hier alles klar« anhörte, und Heiner Baumann flüsterte:
»Verstanden«, in das Minimikrofon, welches unter seinem Jackenkragen steckte. Müller, dessen Bus direkt links neben dem Passat stand, streckte nur kurz seine Hand durch einen Fensterspalt.
Brischinsky lehnte sich zurück. Warten, sie konnten nur warten. Der Hauptkommissar rutschte tiefer in seinen Sitz und schloss für einen Moment die Augen.
»Lehmann kommt«, meldete sich Kossler um zehn vor fünf.
Brischinsky setzte sich auf. »Achtung. An alle. Lehmann trifft ein.«
Es war nicht einfach gewesen, den Apotheker dazu zu bewegen, die Geldübergabe durchzuführen. Obwohl seine Frau ihn hintergangen und verlassen hatte, hatte Lehmann die Nachricht von ihrem Unfalltod doch stark getroffen. Und der Verlust der einen Million, die mit Maria Lehmann im Porsche verbrannt war, dürfte seine Motivation auch nicht besonders gehoben haben.
Brischinsky sah in den Rückspiegel. Lehmanns Wagen rollte langsam über den Parkplatz. Dann setzte der Fahrer den Blinker und bog in eine freie Parklücke. Kurz darauf stieg der Apotheker aus. Brischinsky schaltete den zweiten Empfänger ein. Zuerst hörte er nur Rauschen. Eilig justierte er die Frequenz nach, bis aus dem Lautsprecher das Geräusch des vorbeirasenden Autobahnverkehrs zu vernehmen war.
Zufrieden lehnte sich der Hauptkommissar zurück. Wenigstens funktionierte die Technik.
Ein Mikrofon befand sich in Lehmanns linkem Jackenärmel, ein kleineres wie bei Baumann unter dem Kragen. Der Sender, der alles übertrug, steckte in seiner Tasche. Müller würde die Gespräche aufzeichnen.
Lehmann verschwand im Rasthaus.
»Achtung. Lehmann betritt das Restaurant.« Diese Meldung war in erster Linie für Baumann bestimmt.
»Verstanden.«
Aus dem Empfänger hörte Brischinsky Schritte, das Klappern von Geschirr. Jemand sagte: »Sieben Euro achtzig, bitte.«
Dann wieder Schritte. Und dann einen Moment nichts mehr.
»Lehmann geht zu einem der hinteren Tische«, flüsterte Baumann aus dem anderen Funkempfänger.
»Hier ist das Geld«, war Lehmann laut und deutlich zu hören.
»Er übergibt den Umschlag an einen Typen, der schon seit etwa dreißig Minuten hier ist«, meldete sich Baumann wieder.
»Kontaktperson identifiziert.«
»Sagen Sie Hendrikson, er soll mich in Ruhe lassen. Für immer.«
Schritte. Kein weiteres Wort. Kurz darauf trat Lehmann wieder auf den Parkplatz. Er schaute sich suchend um.
»Warum steigt der Idiot nicht in seinen Wagen?«, fluchte Brischinsky leise.
»Kontaktperson steht auf«, berichtete Baumann. »Geht Richtung Ausgang. Bleibe dran.«
Lehmann sah nun zu Brischinskys Passat und machte immer noch keine Anstalten weiterzugehen.
»Kontaktperson geht zur Toilette. Kontaktperson ist dunkelhaarig, etwa eins achtzig groß. Trägt blaue Jeans, weißes T-Shirt.«
»Nun verschwinde endlich«, schnaubte Brischinsky.
Als ob der Apotheker ihn gehört hätte, drehte er sich um und steuerte auf sein eigenes Fahrzeug zu.
Der Hauptkommissar atmete auf.
»Betrete jetzt die Toilette.« Das war wieder Baumann.
Irgendwas rauschte. Dann trat Ruhe ein.
Brischinskys linke Hand suchte nach der Zigarettenschachtel, fand aber natürlich keine. Und die Drops waren auch verfrühstückt. Der Hauptkommissar trommelte mit den Fingern ein Solo auf das Armaturenbrett. Was war da auf dieser verfluchten Toilette los? Warum meldete sich Baumann nicht?
Im Schritttempo näherte sich von rechts ein Bus, wurde langsamer, die Warnleuchten blinkten. Schließlich hielt der Fahrer trotz Halteverbot genau zwischen den Polizeifahrzeugen und dem Eingang der Raststätte. Die Sicht war versperrt.
»Fotos kannst du vergessen.« Das war Müller.
Der Bus spuckte eine Gruppe älterer Frauen und Männer aus.
Einige steckten sich eine Zigarette an,
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