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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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Weinflasche vor das Gesicht und zeigte grinsend auf das Etikett.
    »Verstehe. Und wem soll FürLeben antworten? Jörg Deidesheim oder Rainer Esch?«
    Es dauerte einen Moment, bis Rainer kapiert hatte. »Ich bringe einen Zettel an meinem Briefkasten an. Jörg Deidesheim wohnt quasi bei mir zur Untermiete.«
    »Gute Idee. Und was ist mit den Versicherungsunterlagen?«
    »Was soll damit sein?«, fragte Rainer zurück, die Ironie überhörend.
     
    »Die werden bei dem Lebensversicherer nachfragen, ob Jörg Deidesheim tatsächlich versichert ist. Und auch bei dem behandelnden Arzt. Und dann stellen sie sehr schnell fest, dass es keinen Jörg Deidesheim gibt. Es folgen Strafanzeige, ein Besuch der Polizei unter der angegebenen Adresse, die die deine ist, eine Befragung deiner Wenigkeit durch die Beamten, Zusammenbruch des Delinquenten, Geständnis, Bitte um Gnade, Verurteilung…«
    »Hör schon auf. Ich hab’s ja kapiert. Dann nehmen wir eben meinen richtigen Namen.«
    »Das ist ja noch bescheuerter! Im Übrigen: Seit wann hast du eine Lebensversicherung?«
    »Seit einigen Tagen. Genau genommen, seit ich weiß, dass ich Vater werde. Samstag habe ich einen Versicherungsfritzen angerufen.«
    Cengiz sah seinen Freund mit einer Mischung aus Belustigung und Mitleid an. »Rainer Esch macht sich Gedanken über die Zukunft. Ich fass es nicht.« Dann wurde er wieder ernst. »Rainer, lass die Finger davon.«
    »Aber…«
    »Lass es bleiben!«
    Esch dachte nach. Dann erwiderte er: »Es bleibt bei Jörg Deidesheim. Aber der tritt nicht selbst in Erscheinung, sondern nur sein Freund.«
    Cengiz hob beide Hände. »Kommt nicht infrage!«
    »Jetzt mach dir nicht ins Hemd. Der Freund bin ich, nicht du.
    Ich trete FürLeben gegenüber als Vermittler auf, als Ansprechpartner. Ohne irgendwelche Unterlagen herauszugeben. Nein, warte. Noch besser: Als sein Anwalt.
    Genau. Das ist es. Ich bin der Anwalt von Jörg Deidesheim.
    Und verhandle in seinem Namen mit FürLeben. Keine Urkundenfälschung, keine Verurteilung. Alles streng legal.«
     
    »Wenn man von der Tatsache absieht, dass du keinen Mandanten namens Jörg Deidesheim hast.«
    »Aber das weiß doch keiner.«
    »Doch. Ich.«
    »Du bist mein Freund. Du zählst nicht.«
    »Vielen Dank. Trotzdem wird FürLeben nur auf dein freundliches Gesicht hin nicht lange mit dir verhandeln wollen.
    Die wollen Fakten sehen.«
    »Eben. Deshalb benötige ich die Dokumente. Ausgestellt auf Jörg Deidesheim. Aber mit meiner Anschrift versehen.
    Schließlich muss ich wissen, welche Post mein neuer Freund so bekommt, nicht wahr? Und das Beste ist: Nicht ich bin der Fälscher, sondern Jörg.«
    »Und wenn herauskommt, dass du keinen Mandanten dieses Namens hast?«
    »Kommt nicht heraus.«
    »Wieso bist du dir da so sicher? Die Polizei könnte dich befragen.«
    »Das schon. Aber ich muss nicht antworten. Anwaltliche Schweigepflicht.«
    »Rainer, das geht nicht gut.«
    »Bis FürLeben dahinter kommt, dass die Unterlagen gefälscht sind, vergehen einige Tage. Da bin ich mir sicher.
    Außerdem werden sie bestimmt bei mir nachfragen, bevor sie etwas unternehmen. Dann erhalten sie einen freundlichen Brief, alles sei ein Missverständnis gewesen, und das war es dann. Du siehst, kein Risiko.«
    Cengiz war nicht überzeugt. Und wenn Rainer ganz ehrlich zu sich war, er selbst auch nicht. Dabei dachte er vor allem an das Telefonat, welches er am Freitag mit diesem Schmidt geführt hatte. Und nun wurde er wieder dort vorstellig – was für ein Zufall! Aber das Gespräch beichtete er seinem Freund nicht. »Wann kann ich die Unterlagen haben? Morgen?«
     
    33
    Es war kurz vor vier am Mittwochnachmittag. Brischinsky kramte in der Tüte und fand einen letzten Drops, den er sich in den Mund steckte. Er überlegte einen Moment, ob er sich an der Tankstelle Nachschub besorgen sollte, ließ es aber. Das Risiko, etwas nicht mitzubekommen, war zu groß.
    Seit einer Stunde saß er in seinem Passat auf dem Parkplatz der Raststätte Hohenhorst und beobachtete den Eingang.
    Manfred Kossler sicherte die Zufahrt kurz hinter der Autobahn, Kollege Pauly die Abfahrt. Gernot Müller von den Drogenfahndern hockte in einem VW-Bus mit getönten Scheiben und lichtete mit einer Digitalkamera alle Personen ab, die die Raststätte betraten oder verließen. Es war schwieriger gewesen, die Freigabe der einzigen modernen Kamera, die der Recklinghäuser Kripo zur Verfügung stand, zu erwirken, als den Bus zu bekommen.
    Heiner Baumann schließlich

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