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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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nach Sven fragte. Aber die mehrmalige Versicherung, dass ihr Sprössling wirklich nichts ausgefressen hatte, beruhigte sie ein wenig. Auch Schwarze Feder musste erst durch gutes Zureden überzeugt werden, Baumanns Fragen zu beantworten.
    Schließlich ließ der Hinweis von Svens Mutter, dass bei wahrheitsgemäßen Antworten sein Hausarrest aufgehoben sei, sein Misstrauen schwinden. Der Kommissar vermutete, dass der Häuptling mehr auf dem Kerbholz hatte, als seine Mutter ahnte. Deshalb bat er auch darum, den Jungen allein befragen zu dürfen.
    »Und ihr habt öfter in Mühlenkamps Garten gespielt?«
    »Klar. Abba immer mit Erlaubnis.«
    »Horst Mühlenkamp hat euch das gestattet?«
    Sven nickte zur Bestätigung.
    »Und er war immer dabei?«
    Kopfschütteln.
    »In diesen Fällen gab es Ärger mit seinem Bruder?«, vermutete Baumann.
    »Dat is ‘n Arsch.«
    »Deshalb hast du ihn auch mit dem Blasrohr beschossen, was?«
    Schwarze Feders Gesicht glühte vom Kinn bis zu den Haarwurzeln. »Bitte, sagen Se dat nich meiner Mutter. Dann krich ich noch mehr Hausarrest.«
    »Versprochen. Wann habt ihr denn das letzte Mal mit Horst Mühlenkamp gespielt?«
    »Vorletzten Samstach.«
    »Woher weiß du das denn so genau?«
    »Am Dienstach war dat Bild von Horst inne Zeitung. Un am Sonntach war Formel 1. Um zwei. Schumi hat gewonnen. Un am Samstach Qualifikationstraining. Um vier. Dat hab ich mit dem Lars geguckt. Un vorher mit dem gewettet, dat Schumi wieder die Pole holt. Dat hamma im Garten von Mühlenkamp gemacht. Als wir den annen Marterpfahl gebunden haben.«
    »Womit habt ihr Mühlenkamp festgebunden?«
    »Mit die Leine, die der Bruder uns gegeben hat.«
    Der Kommissar war wie elektrisiert. »Paul Mühlenkamp hat euch eine Leine gegeben?«
    »Ja. Die Wäscheleine, aussem Keller. So ‘n richtiges Seil.
    Also nich so wat mit Plastik drum. Wir ham uns auch gewundert, weil der war ja sonst immer dagegen. Dat mit dem Indianerspielen, mein ich.«
    »Und das weißt du genau? Das ist nämlich wichtig.«
    »Dat könnte ich beschwören«, erklärte Sven Gröner altklug und hielt die rechte Hand auf seine Herzgegend. »Trotzdem.
    Der Paul bleibt ‘n Arsch.«
    »Wieso?«
    »Wir wollten gerade anfangen, den Horst zu martern, da hat der Blödmann uns wieder wechgeschickt.«
    »Paul?«
    »Wer denn sonst? Abba dat kricht der wieder, dat sach ich Ihnen.«
    »Und ihr seid dann gegangen?«
    »Wat sollten wir denn sonst tun? Horst hat zwar gesacht, dat wir bleiben könn’, aber Paul hat en Riesenaufstand gemacht.«
    »Und dann?«
    »Nix mehr. Ich war zu spät zu Hause und hab Hausarrest gekricht.«
    »Scheint bei dir ja häufiger vorzukommen.«
    Sven griente. »Leider. Aber wenigstens darf ich inne Glotze gucken.«
     
    36
    »Elke hat eben angerufen.« Martina Spremberg knallte eine Kanne Kaffee auf Rainers Schreibtisch. »Sie kommt heute etwas später. Ihr ist übel.« Sie grinste. »Außerdem muss sie noch einkaufen. Vermutlich hat sie Heißhunger auf Salzheringe mit Schokoladenpudding«, bemühte sie ein Klischee.
    Ihr Chef sah sie gedankenverloren an.
    »Vergiss es. War nun so ‘ne Bemerkung von mir. Denk an den Juristenstammtisch. Heute um sieben. Im Drübbelken.«
    »Mache ich.« Obwohl ihre Kanzlei schon seit einigen Jahren in Herne angesiedelt war, trafen sich Elke und Rainer immer noch regelmäßig mit ihren Recklinghäuser Kollegen in der anderen Stadt.
    »Noch was: Du bekommst heute Nachmittag Besuch. Ein Heiner Baumann von der Kripo Recklinghausen. Es geht um Mühlenkamp.«
    »Wann?«
    »Ich habe gesagt, um drei wärst du zu sprechen.«
    »Danke.«
    »Hast du eigentlich schon Radio gehört?«
    »Heute? Nee, hab ich nicht. Warum fragst du?«
    »Du erinnerst dich doch noch an die Explosion vor vierzehn Tagen?«
    »In Suderwich, nicht?«
    »Genau. Jemand hat bei der Feuerwehr angerufen und vor der Explosion gewarnt. Den suchen sie jetzt als Zeugen. Deshalb kann man sich die Stimme am Telefon anhören. Die Nummer geben sie ständig durch. Meine Mutter hat da angerufen. Sie meint, die Stimme klänge wie die von meinem Onkel Albert.«
    Rainer schenkte sich Kaffee ein und hörte nur mit einem Ohr zu. Manchmal nervte Martinas Geschwätz ein wenig. »Dann soll sie bei der Polizei anrufen.«
    »Hätte keinen Zweck«, lachte die Sekretärin und ging Richtung Tür. »Onkel Albert ist seit drei Jahren tot.«
    Rainer quittierte die Geschichte mit einem müden Lächeln und nahm einen Schluck. Dann loggte er sich ins Internet ein und rief eine

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