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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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gegangen. Dort hatte ihn wieder der Russe angerufen und ihn angewiesen, sich vier Hunderter aus dem Briefumschlag zu nehmen und das restliche Geld im Papierkorb zu deponieren.
     
    Das hatte er getan. Dann sei er in den Audi gestiegen und habe sich auf den Weg Richtung Heimat gemacht. Immer an die Verkehrsvorschriften halten, war ihm eingeschärft worden.
    Den Mietwagen sollte er in Frankfurt an der Oder wieder abgeben.
    Prüchler war sich sicher, dass der Russe die Wahrheit sagte.
    »Ein typischer Auftragstäter. Weiß nichts, kennt keinen und fragt nicht viel. Ein kleiner Fisch, wenn Sie meine Meinung hören wollen«, berichtete er dem Recklinghäuser Hauptkommissar.
    Sehe ich auch so, dachte der, bedankte sich und ging zurück zu seinen wartenden Kollegen.
    »Ist noch was in der Dose?« Brischinsky verspürte immer mächtigeren Durst.
    Baumann verneinte. Manfred Kossler drehte zum Beweis das Gefäß um und zuckte bedauernd mit den Schultern. Dann deutete er mit dem Kopf zur Tankstelle. »Da drüben kannst du dir…«
    Hauptkommissar Rüdiger Brischinsky dachte daran, dass Hendrikson, oder wie immer der Typ hieß, sie augenscheinlich ausgetrickst hatte, an die Schmerzen in seinem Fuß, an Prüchler und die Dienstvorschriften und an seine trockene Kehle. Danach an seinen Dienstgrad. Und dann an den Baumanns.
    Fünf Minuten später saß er auf dem Beifahrersitz, das kalte Bier in der Hand, welches er sich von seinem Assistenten hatte holen lassen, und streckte seinen schmerzenden Fuß durch die geöffnete Tür.
    »Heiner, du fährst«, ordnete er an. »Manfreds Karre bleibt hier. Der fährt auch mit uns. Den Wagen können unsere Kollegen morgen überführen.«
    »Und der Bote?«, erkundigte sich der Kommissar.
     
    »Nehmen wir natürlich mit. Drei Bewacher dürften wohl reichen. Alles ganz nach Vorschrift.« Brischinsky grinste, nahm noch einen Schluck, lehnte sich im Sitz zurück, sehnte sich nach einer Zigarette und schloss wie am Nachmittag die Augen. Nur für länger. »Und jetzt Abmarsch.«
     
    34
    »Brauchen Sie sonst noch etwas, Herr Schmidt?« Karin Semmler steckte ihren Kopf durch den Türspalt und wartete auf eine Antwort.
    »Wie?« Peter Schmidt sah von den Unterlagen auf, die er vor sich liegen hatte, und fragte barscher als beabsichtigt: »Sie wollen schon gehen?«
    Die Sekretärin wirkte enttäuscht. »Ja. Es ist kurz vor zwölf.
    Ich habe Ihnen doch erzählt, dass meine Mutter… Aber, wenn es nicht möglich sein sollte…«
    Schmidt schüttelte den Kopf. »Nein, machen Sie ruhig Feierabend.«
    Die Frau blieb noch einen Moment zögernd in der geöffneten Tür stehen. Dann zog sie sich zurück.
    »Frau Semmler?«
    »Ja?«
    »Bitte bringen Sie mir noch die Eingangspost von heute.«
    »Sofort.« Sie verschwand in ihrem Büro, schloss aber die Tür nicht.
    Heute waren zwei weitere Anfragen eingegangen. Zusammen mit denen der letzten Tage hatte FürLeben fünf neue Interessenten. Drei davon machten auf den ersten Blick einen recht lukrativen Eindruck. Zwei Fälle von HIV, ein Lungenkrebs. Die Kranken schienen es besonders eilig zu haben, da sie bereits Kopien ärztlicher Gutachten eingereicht hatten. Ihre Lebenserwartung betrug keine zwölf Monate mehr.
    Die Versicherungssumme belief sich auf insgesamt etwa fünfhunderttausend Euro. Schmidt würde den drei in einem ersten Schritt siebzig Prozent des Versicherungsbetrages anbieten und, sofern erforderlich, auf fünfundsiebzig erhöhen.
    Die HlV-Infizierten waren auf Empfehlung eines Klienten gekommen, mit dem sie im letzten Jahr einen Vertrag geschlossen hatte. Armin Ludgerus war sein Name gewesen.
    Homosexuell. Hatte Aids im Endstadium. Ludgerus war drei Tage nach Vertragsunterzeichnung an einer plötzlich aufgetretenen Lungenentzündung gestorben. Konnte sein Geld nicht mehr ausgeben, das arme Schwein.
    Der an Lungenkrebs Leidende war Rentner mit einer guten Pension. Wie er schrieb, beabsichtigte er mit dem Erlös aus der Versicherung eine Weltreise zu machen.
    Peter Schmidt wischte sich einen Schweißtropfen von der Stirn und griff zum Schalter, der den Ventilator mit Strom versorgte. Der Tag drohte heiß zu werden.
    Er blätterte wieder in den Unterlagen. Nach seiner Erfahrung konnten sie weitere Geschäfte nur mit den beiden HIV-Infizierten machen. Den Rentner schloss er definitiv aus.
    Möglicherweise waren die beiden schwul und hatten sich bisher nicht als Homosexuelle geoutet. Vielleicht wollten sie, dass ihre sexuellen Präferenzen auch zukünftig

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