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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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dir?«
    »Blendend, wirklich.«
    »Freut mich. Und dein Fuß?«
    »Wird schon wieder.« Das war die Übertreibung des Jahres.
    Die Verletzung hatte sich erneut entzündet und er war nur mit Mühe in seine Schuhe gekommen. Brischinsky musste sich eingestehen, dass er das Krankenhaus nicht so früh hätte verlassen dürfen. Wenn die beiden Fälle, die sie im Moment bearbeiteten, abgeschlossen waren, würde er sein Leiden auskurieren, und zwar gründlich. »Hier, das ist für dich gekommen.« Er warf seinem Assistenten ein Blatt Papier zu.
    Es war die Antwort der Krankenkasse auf das Fax vom Freitag. Kurz und knapp teilte ihnen der Versicherer mit, dass nur der Arzt in Recklinghausen-Süd in den letzten Monaten Leistungen für Mühlenkamp abgerechnet hatte. Für den Zeitraum davor war allerdings eine stattliche Liste von Ärzten aufgeführt, bei denen der Leukämiekranke in Behandlung gewesen war. Vermutlich hingen die weniger gewordenen Arztbesuche mit Mühlenkamps verbessertem Gesundheitszustand zusammen. Wenn man unterstellte, dass Mühlenkamp keine Arztbesuche aus eigener Tasche finanziert hatte, blieb also nur die Schlussfolgerung, dass ihm das Atracuriumbesilat nicht in Zusammenhang mit einer Erkrankung gespritzt worden war. Und das wiederum begründete einen starken Verdacht auf Fremdverschulden.
    Leider war die Seilspur im Sande verlaufen. Baumann stand wieder am Anfang und nun folgte der eher unerfreuliche Part ihres Jobs: Klinkenputzen und Anwohnerbefragungen in der Umgebung des Tatortes, das übliche Puzzle. Das war nun wirklich Routine.
    »Was sagt denn dieser Esch?«, wollte der Hauptkommissar wissen.
    »Mauert. Er hat die Unterlagen, rückt sie aber nicht raus. Er beruft sich auf seine Schweigepflicht. Allerdings…«
    »Was?«
    »Ich habe den Eindruck, dass er uns Einblick gewähren würde, wenn wir ihn bei seinem Antrag auf Akteneinsicht unterstützten.«
    Brischinsky sprang halb auf, ließ sich aber sofort wieder stöhnend auf seinen Stuhl zurückfallen. »Verdammt…«
    »Scheint ja doch nicht so viel besser geworden zu sein«, bemerkte Baumann.
    »Das ist nichts.« Brischinskys Gesichtsausdruck strafte ihn Lügen. »So weit kommt das noch. Wir lassen uns doch nicht von so einem kleinen Anwalt erpressen. Wir beantragen einen Gerichtsbeschluss«, entschied er. »Das wollen wir doch einmal sehen.« Mühsam erhob er sich. »Reichst du mir bitte die Krücke?«
    »Was für eine Krücke?«, wunderte sich Heiner Baumann.
    »Die da hinten in der Ecke steht«, gab Brischinsky ungehalten zurück.
    »Seit wann hast du…«
    »Samstag. Ich habe mir das Teil von einem Nachbarn geliehen. Der hatte sich die Bänder im Knie gerissen. Im Krankenhaus haben sie ihm zwei Gehhilfen gegeben. Jetzt braucht er aber nur noch eine. Und da hat er mir ausgeholfen.
    Ist aber nur für kurze Zeit. Damit das mit dem Gehen etwas leichter fällt.«
    Baumann reichte seinem Chef die Stütze. »Rüdiger, du solltest dich wirklich noch einmal untersuchen lassen.«
     
    »Mache ich ja«, erwiderte der Hauptkommissar. »Später.«
    »Wohin willst du eigentlich?«
    »Amtsgericht. Mir den Beschluss besorgen.«
    »Soll ich nicht besser…«
    »Nein.« Brischinskys Tonfall duldete keinen Widerspruch.
    »Wo sind die Autoschlüssel?«
    Wortlos griff Baumann in seine Tasche und hielt ihm die Schlüssel hin. Der Hauptkommissar humpelte zur Tür.
    Baumann blickte ihm, besorgt den Kopf schüttelnd, noch einen Moment nach und machte sich dann daran, die Berichte über seine letzten Vernehmungen in den Computer zu tippen.
    Zehn Minuten später kehrte Brischinsky schon wieder zurück.
    »Das ging aber schnell«, wunderte sich Baumann.
    Sein Chef knallte die Passatschlüssel auf den Tisch. »Der Wagen muss in die Werkstatt«, brummte er verärgert.
    »Wieso? Der ist doch heute Morgen noch gefahren.«
    »Aber jetzt fährt er nicht mehr«, blaffte der Hauptkommissar.
    »Was hat er denn?«
    »Er ist kaputt.«
    »Wie kann denn das…« Erst jetzt bemerkte Baumann das Blutgerinnsel auf der Stirn seines Chefs. »Was ist passiert?«, fragte er streng.
    »Murphys Gesetz. Was schief gehen kann, geht schief. Ich habe mich in die blöde Karre gesetzt, den Motor gestartet und natürlich mit dem rechten Fuß Gas gegeben. Das hat so verdammt wehgetan, dass ich den Fuß reflexartig zurückgezogen habe. Dabei bin ich zwischen Gas-und Bremspedal geraten, die Hacke immer noch auf dem Gas.«
    Baumann war klar, was folgte.
    »Die Mistkarre macht einen Satz nach vorn und ich

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