Zweyer, Jan - Rainer
Versicherungssumme?«
Rainer hatte gewonnen.
Auf der Heimfahrt freute er sich zwar darüber, dass er Schmidt ausgetrickst hatte. Aber es plagten ihn auch leise Zweifel. Was war, wenn Jörg Deidesheim auffliegen würde, bevor er diesen Kunden kennen gelernt hatte? Und was, wenn es sich nicht um diesen Hendrikson handelte? Und selbst wenn Hendrikson tatsächlich der Investor war – brachte ihn das weiter? Die Geschäftsidee von FürLeben war ja, gewisse ethische Bedenken ignorierend, nicht dumm. Und auch legal. Warum sollte dann ein Investor nicht mehrmals zugreifen und Gewinne einstreichen? Das allein wäre kein Grund, diesen Hendrikson für geldgierig und skrupellos zu halten. Und die Namensgleichheit mit dem Hintermann im Fall Lehmann, von dem ihm sein Freund Losper erzählt hatte? Das konnte Zufall sein, auch wenn der skandinavisch klingende Name Hendrikson im Ruhrgebiet nicht ganz so häufig war wie der urdeutsche Name Koslowski. Schließlich: War Hendrikson wirklich – nur weil er ein mögliches Motiv hatte –
verantwortlich für Mühlenkamps Tod?
Esch musste sich eingestehen, dass sein Plan nicht mit Sicherheit zu einem Beweis führen würde, dass es bei FürLeben nicht mit rechten Dingen zuging.
42
Nach dem Unfall verzichtete Brischinsky auf jede Diskussion mit Baumann, wer fahren sollte. Und so saß Baumann hinter dem Steuer des schon etwas altersschwachen Golf, der üblicherweise nicht mehr im Einsatz war und nur noch als Reserve zum Fuhrpark der Recklinghäuser Kripo gehörte.
Baumann fragte sich, welches Fahrzeug wohl der Polizeipräsident in den nächsten Wochen benutzen würde. Der Anschiss, dem sich der Hauptkommissar hatte stellen müssen, war nicht so heftig wie erwartet gewesen. Wie ein Kollege aus der Verwaltung, der für Beschaffungen zuständig war, hinter vorgehaltener Hand kolportierte, war der PP nicht besonders unglücklich über den Vorfall. Zweimal schon war sein Antrag auf einen neuen Wagen von der übergeordneten Behörde abgelehnt worden und nun witterte der Präsident die große Chance, diesen Widerstand elegant zu überwinden. Schließlich standen, meinte auch der Beschaffungsfuzzi, der Listenpreis des alten Fahrzeugs und die zu erwartenden Reparaturkosten in keinem vernünftigen Verhältnis.
Heiner Baumann lenkte den Golf in die Herner Schadeburgstraße und fuhr, peinlich genau die Geschwindigkeitsbegrenzung beachtend, durch die Teutoburgia-Siedlung. Kurz vor den Neubauten am Ende der Straße bremste er und parkte rechts ein.
»Wir sollten dort links anfangen«, schlug Baumann vor und zeigte auf zwei Häuser, die im rechten Winkel zur Straße an dem Waldweg standen, auf dem vor zwei Wochen Ilse Popenka den toten Horst Mühlenkamp gefunden hatte.
»Hm«, brummte Brischinsky und bewegte vorsichtig seinen verletzten Fuß.
Baumann wertete den Laut als Einverständnis und sagte beim Aussteigen: »Du nimmst das erste Gebäude, ich das zweite.
Okay?«
Sein Chef antwortete nichts, sondern machte Anstalten, den Golf zu verlassen. Vorsichtig schraubte er sich aus dem Wagen, stützte sich auf die Krücke und folgte seinem Mitarbeiter mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Heiner«, rief er, als Baumann bereits die andere Straßenseite erreicht hatte. »Warte. Wir sollten die Befragungen gemeinsam durchführen. Ich kann mich schlecht auf die Krücke stützen und mit nur einer Hand Notizen machen.«
Baumann nickte und blieb stehen. Gemeinsam überquerten sie dann die Straße.
»Entweder hat der Täter Mühlenkamp von der Schadeburgstraße aus in das Wäldchen geschleppt oder er ist über die Bruchstraße an die Kleingärten herangefahren«, meinte Heiner Baumann. »Wenn er über die Bruchstraße gekommen ist, haben wir schlechte Karten. Da steht weit und breit kein Haus. Sehr unwahrscheinlich, dass da jemandem etwas aufgefallen ist.«
»Wenn sich nach über zwei Wochen überhaupt noch jemand an etwas erinnert«, maulte Brischinsky. »Du hättest dich auch etwas eher um die Befragung der Anwohner kümmern können.«
»Wie denn das? Du warst im Krankenhaus…«
»Nur zwei Tage!«
»Und dann diese Beschattungsaktion an der Raststätte. Hat uns einen ganzen Tag gekostet. Du weißt doch, wie die Personaldecke im Moment aussieht«, verteidigte sich der Angegriffene. »Außerdem gehen wir ja erst seit gestern davon aus, dass bei dem Tod Mühlenkamps Fremdverschulden vorliegt.«
»Schon gut«, beschwichtigte Brischinsky. »War ja nicht so gemeint.«
Sie standen mittlerweile vor
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