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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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»Vielleicht haben sie sich verändert, weil ihre künstlichen Chromosomketten und manipulierten Gene nicht stabil genug zusammengefügt waren.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mag sein. Was für Gründe auch immer zu dieser Mutation geführt haben mögen, jedenfalls war ein Resultat davon die Entwicklung eines Ego, ein Bewußtsein von Unabhängigkeit.«
    »Verdammt gefährlich bei einem biologisch erzeugten psychopathischen Killer«, kommentierte ich schaudernd.
    »Es wurden Versuche unternommen, sie durch Aktivierung der ins Gehirn eingepflanzten Schmerzreize zur Vernunft zu bringen. Manche gaben auf. Andere wurden enttarnt, weil sie sich in unerklärlichen Qualen wanden. Aber wieder andere machten eine weitere Veränderung durch — entweder sie entwickelten eine unglaubliche Schmerztoleranz... oder sie lernten es, Schmerz zu genießen.«
    Ich konnte mir in etwa vorstellen, wie es von da aus weitergegangen war. »In ihren perfekten Verkleidungen als Menschen, mit gleicher Intelligenz wie wir begabt, nur von Haß, Furcht und Blutdurst motiviert, konnten sie nie gefunden werden... es sei denn, man hätte jeden Mann und jede Frau auf der ganzen Welt einer Gehirnkontrolle unterzogen, auf der Suche nach jenen wirkungslos gewordenen Sicherungsmechanismen. Aber es gäbe natürlich genügend Möglichkeiten, eine solche Überprüfung zu vermeiden. Manche würden wahrscheinlich gefälschte Atteste vorlegen. Andere würden sich in abgelegenen Gegenden verstecken und Ortschaften nur aufsuchen, um Lebensmittelvorräte zu stehlen... oder um die Mordlust zu befriedigen. Letztlich würden die meisten Trolle einer Entdeckung entgehen. Habe ich recht? Ist es so gewesen?«
    »Ich weiß es nicht genau. Aber so ähnlich muß es sich abgespielt haben. Und schließlich, während das weltweite Gehirnüberprüfungsprogramm im Gange war, stellte man fest, daß einige der rebellischen Trolle eine weitere wesentliche Mutation durchgemacht hatten...«
    »Sie waren nicht mehr unfruchtbar.«
    Rya blinzelte. »Woher weißt du das?«
    Ich erzählte ihr von dem schwangeren weiblichen Troll in Yontsdown.
    »Die meisten blieben unfruchtbar«, sagte sie, »aber es gab doch sehr viele, die fruchtbar wurden. Der Legende zufolge...«
    »Welcher Legende denn?« Ich konnte meine Neugier nicht länger bezähmen. »Wo hast du diese Dinge gehört? Was sind das für Legenden?«
    Sie ignorierte meine Frage, war nach wie vor nicht bereit, ihre Informationsquellen preiszugeben. »Den Legenden zufolge wurde eine Frau bei der Gehirnkontrolle als Troll entlarvt und gezwungen, ihre wahre Gestalt zu offenbaren. Als sie erschossen wurde, brachte sie im Todeskampf einen Wurf Troll-Babys zur Welt. Danach nahm sie in den letzten Sekunden ihres Lebens wieder menschliche Gestalt an, entsprechend der ursprünglichen genetischen Programmierung, die dazu dienen sollte, Leichenbeschauer und Gerichtsmediziner zu täuschen. Und als ihre Nachkommenschaft ebenfalls liquidiert wurde, verwandelten sich auch die Kleinen in menschliche Babys.«
    »Und da erkannten die Menschen, daß sie den Krieg mit den Trollen verloren hatten.«
    Rya nickte.
    Sie hatten den Krieg verloren, weil Troll-Kinder, die nicht im Labor gezüchtet, sondern durch Paarung gezeugt worden waren, keine Kontrollmechanismen hatten, die man bei Gehirnüberprüfungen entdecken konnte. Es gab keine Möglichkeit, sie zu entlarven. Von diesem Zeitpunkt an mußte sich der Mensch die Erde mit einer Spezies teilen, die ihm intellektuell ebenbürtig war und nur ein einziges Ziel hatte: ihn und all seine Werke zu vernichten.
    Rya leerte ihr Glas.
    Ich hätte liebend gern einen zweiten Scotch getrunken, verzichtete aber darauf, denn in meiner gegenwärtigen Geistesverfassung würde ein zweiter zu einem dritten, ein dritter zu einem vierten führen usw. bis hin zum völligen Blackout. Und das konnte ich mir nicht leisten, denn die düstere Vorahnung drohender Gefahr wurde immer stärker — das psychische Äquivalent schwarzer Gewitterwolken an einem Sommertag. Ich warf einen Blick zur Tür hinüber. Sie war noch verschlossen und verriegelt.
    Ich betrachtete die Fenster.
    Sie waren geöffnet.
    Aber die Jalousien waren heruntergelassen, und es würde auch einem Troll schwerfallen, auf diese Weise einzudringen.
    »Wir waren also nicht zufrieden mit der Erde, die Gott uns gegeben hatte«, sagte Rya leise. »Offenbar hatten wir auch in jener Zeit schon von der Hölle gehört und diese Vorstellung faszinierend gefunden. Wir fanden

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