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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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erwiderte Rya. »Wenn ich richtig verstanden habe, hatte man jedem Troll, der diese Laboratorien verließ, einen Kontrollmechanismus ins Gehirn eingepflanzt, der hin und wieder lähmende Stromstöße aussenden und auf diese Weise die Furcht der Kreatur wachhalten sollte. Mit Hilfe dieser Vorrichtung konnte ein ungehorsamer Krieger in jedem Winkel der Welt, wo auch immer er sich verstecken mochte, empfindlich bestraft werden.«
    »Aber irgend etwas ging schief«, sagte ich.
    »Irgend etwas geht immer schief«, meinte sie.
    »Woher weißt du das alles?« fragte ich wieder.
    »Laß mir Zeit. Ich werde dir alles erklären.«
    »Darauf werde ich auch bestehen.«
    Ihre Stimme war tonlos und wurde immer tonloser, während sie von anderen Schutzvorrichtungen berichtete, die in die Trolle eingebaut worden waren, um Rebellionen und unerwünschtes Blutvergießen zu verhindern. Selbstverständlich waren Trolle unfruchtbar. Sie konnten sich nicht vermehren. Nur in Laboratorien konnten weitere Trolle erzeugt werden. Außerdem durchlief jeder Troll eine intensive Konditionierung, die seinen Haß und seine Mordgelüste auf eine genau definierte ethnische oder rassische Gruppe richtete, so daß er gegen irgendeinen spezifischen Feind eingesetzt werden konnte, ohne daß die Gefahr bestand, daß er die Verbündeten seines Herrn umbrachte.«
    »Und was ist dann schiefgegangen?« fragte ich.
    »Ich brauche noch einen Scotch«, sagte sie, stand auf und ging in die Küche.
    »Schenk mir auch einen ein«, rief ich ihr nach.
    Mir tat alles weh, und meine Hände brannten und juckten, weil ich noch nicht alle Holzsplitter entfernt hatte. Der Scotch würde eine betäubende Wirkung haben.
    Aber das Gefühl einer drohenden Gefahr würde auch der Alkohol nicht betäuben können. Diese Vorahnung wurde immer stärker.
    Ich warf einen Blick zur Tür hinüber.
    Ich hatte vorhin nicht abgeschlossen. Weder in Gibtown, Florida, noch in Gibtown-auf-Rädern wurden die Türen verschlossen, denn Schausteller bestehlen einander nie — oder jedenfalls sehr selten.
    Ich stand auf, ging zur Tür, schloß ab und schob zusätzlich den Riegel vor.
    Eigentlich hätte ich mich danach sicherer fühlen müssen. Aber das war nicht der Fall.
    Rya kam aus der Küche zurück und gab mir ein Glas Scotch on the rocks.
    Ich widerstand dem Verlangen, sie zu berühren, weil ich spürte, daß sie noch immer keine Nähe wünschte. Nicht, bis sie mir alles erzählt haben würde.
    Ich setzte mich wieder und schluckte die Hälfte des Drinks auf einmal.
    Der neue Whisky änderte nichts an Ryas tonloser Stimme. Ich spürte, daß nicht nur die schreckliche Geschichte, die sie zu berichten hatte, sie dermaßen verstörte, sondern auch irgendein innerer Aufruhr. Was aber an ihr nagte, vermochte ich nicht zu erkennen.
    Sie erzählte mir, daß die Züchtung der Trolle nicht lange geheimgehalten werden konnte, weil Wissen sich eben damals wie heute rasch ausbreitet, und schon bald besaß ein halbes Dutzend Nationen eigene Labor-Soldaten, modifizierte und weiterentwickelte Variationen der ersten Trolle. Sie wurden zu Tausenden gezüchtet, und die möglichen Auswirkungen eines Einsatzes dieser Kreaturen im Kriegsfall wurden allmählich als fast genauso katastrophal wie eine atomare Auseinandersetzung eingestuft.
    »Vergiß nicht«, sagte Rya, »ursprünglich sollten die Trolle eine Alternative zum Nuklearkrieg sein, eine weitaus weniger zerstörerische Methode zur Erlangung der Weltherrschaft.«
    »Eine schöne Alternative!«
    »Nun, wenn es der Nation, die als erste Trolle züchtete, gelungen wäre, das Geheimnis zu hüten, hätte sie die Welt in wenigen Jahren erobert, ohne Atomwaffen einzusetzen. Als aber alle großen Nationen solche Troll-Soldaten besaßen, erkannte man bald, daß der Einsatz dieser Krieger ebenfalls zur gegenseitigen Vernichtung führen würde. Deshalb wurde ein Abkommen erzielt, die Troll-Armeen zurückzurufen und zu vernichten.«
    »Aber irgend jemand hielt sich nicht daran.«
    »Nein, so war es nicht«, sagte sie. »Wenn ich nichts mißverstanden habe, ließen sich einige der Soldaten nicht zurückrufen.«
    » O Gott! «
    »Aus Gründen, die nie aufgedeckt wurden, oder zumindest aus Gründen, die ich nicht begreifen kann, hatten sich manche Trolle, sobald sie nicht mehr unter Laborbedingungen standen, grundlegend verändert.«
    Ich hatte mich während meiner ganzen Schulzeit brennend für Naturwissenschaften interessiert und stellte sofort Überlegungen an.

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