Zwielicht
Geschmack im trockenen Mund hatte und eine große Leere in mir spürte.
»Verdammt, was sind sie?« rief ich. »Woher kommen sie? Und warum verfolgen sie das Menschengeschlecht?«
»Ich weiß es«, sagte sie.
Im ersten Moment ging mir die volle Bedeutung ihrer Worte nicht auf, doch als ich dann begriff, daß sie gesagt hatte, sie wüßte die Antwort auf meine drei Fragen, war ich wie elektrisiert. Atemlos rutschte ich auf dem Stuhl nach vorne. »Woher weißt du es? Wie hast du es herausgefunden?«
Sie starrte schweigend auf ihre Hände hinab.
»Rya?«
»Sie sind unsere Schöpfung«, murmelte sie.
»Wie könnte das möglich sein?« fragte ich bestürzt.
»Nun ja, weißt du... es gibt schon viel länger Menschen auf dieser Welt, als die Wissenschaft annimmt. Tausende von Jahren vor unserer Zivilisation gab es bereits eine andere — vor der schriftlich bezeugten Geschichte —, und sie war sogar fortgeschrittener als unsere.«
»Du meinst... eine vergessene Zivilisation?« Sie nickte. »Vergessen... zerstört. Krieg und Kriegsgefahr waren für die Menschen jener Zivilisation ein genauso großes Problem wie für uns. Jene Nationen entwickelten Atomwaffen und kamen schließlich zu einer Pattsituation, die unserer heutigen nicht unähnlich war. Aber jenes Kräftegleichgewicht führte nicht zu einem erzwungenen Waffenstillstand oder zum Frieden aus Notwendigkeit. Nein, in dieser Sackgasse wurde verzweifelt nach neuen Methoden der Kriegsführung gesucht.«
Ein Teil von mir fragte sich, woher sie diese Dinge wußte, aber ich zweifelte keinen Augenblick an der Wahrheit dessen, was sie sagte, denn mein sechster Sinn — und vielleicht auch irgendwelche tief im Unterbewußtsein vergrabenen Rassenerinnerungen — sagten mir, daß das, was andere Zuhörer möglicherweise als verrücktes Fantasiegespinst oder Märchen abgetan hätten, schreckliche Realität war. Ich brachte es nicht über mich, sie zu unterbrechen und noch einmal nach ihrer Informationsquelle zu fragen. Zum einen war sie offenbar noch nicht bereit, mir das zu verraten. Und zum anderen war ich fasziniert und konnte es kaum erwarten, diese erstaunliche Geschichte zu hören — und sie schien genauso begierig, sie zu erzählen. Kein Kind hat jemals einer Gutenachtgeschichte so aufmerksam gelauscht, kein Angeklagter hat den Urteilsspruch des Richters jemals mit so großer Spannung vernommen wie ich in jener Nacht die Worte von Rya Raines.
»Mit der Zeit gelang es ihnen, die genetische Struktur von Pflanzen und Tieren zu verändern. Sie konnten sogar Verbesserungen vornehmen, ein Gen mit dem anderen verbinden, nach Belieben irgendwelche Eigenschaften hinzufügen oder weglassen.«
»Das ist doch Science-fiction.«
»Für uns, ja. Für sie war es Realität. Dieser Durchbruch verbesserte die Lebensbedingungen der Menschen erheblich, denn es waren bessere Ernten gewährleistet... und die Lebensmittelvorräte waren von größerer Haltbarkeit... und es gab eine Menge neuer Arzneimittel. Aber dieser enorme Fortschritt barg auch große Gefahren in sich. Man konnte ihn nämlich zu bösen Manipulationen mißbrauchen.«
»Und das wurde bald gemacht«, stellte ich trocken fest, nicht aufgrund irgendwelcher hellseherischer Erkenntnisse, sondern aus der zynischen Überzeugung heraus, daß die menschliche Natur vor Zehntausenden von Jahren nicht anders — oder besser — gewesen war als in unserem Zeitalter.
»Der erste Troll wurde ausschließlich für militärische Zwecke gezüchtet, als unübertrefflicher Krieger in einer Sklavenarmee.«
»Aber welches Tier haben sie denn manipuliert, um dieses... dieses Ding zu züchten?«
»Das weiß ich nicht genau, aber ich glaube, es ist keine abgeänderte Version von etwas bereits Vorhandenem, sondern... eine völlig neue Spezies auf der Erde, eine von Menschen erschaffene Rasse mit einer uns ebenbürtigen Intelligenz. Wenn ich richtig verstanden habe, ist der Troll ein Wesen mit zwei genetischen Kodes für jedes Detail seiner körperlichen Erscheinung — einem menschlichen Kode und jenem anderen. Von entscheidender Bedeutung ist außerdem ein Verbindungen, das die Metamorphose ermöglicht, so daß diese Kreatur nach Belieben entscheiden kann, ob sie in ihrer menschlichen Identität in Erscheinung treten will oder aber als Troll — je nachdem, was günstiger ist.«
»Aber es ist kein wirkliches menschliches Wesen, auch wenn es uns äußerlich gleicht«, warf ich ein.
Dann fiel mir Abner Kady ein, und ich dachte
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