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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bei der Schule, ich empfing überhaupt keine klaren Bilder, aber die Strahlung machte mich frösteln, und ich hatte das Gefühl, als bildeten sich an den Wänden meiner Venen und Arterien nadelfeine Eiszapfen aus Blut. Von jenem Firmenzeichen ging eine Kälte aus, die ungleich schlimmer war als der eisige Wind dieses Märztages.
    Ich spürte, daß hier eine Antwort auf die Frage zu finden war, warum Yontsdown ein Zentrum der Trolle war.
    »Slim?«
    »Wart mal...«
    »Was ist los?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du zitterst.«
    »Etwas... etwas...«
    Der Lastwagen schimmerte, wurde zuerst halb durchsichtig, dann fast völlig transparent, und dahinter erblickte ich eine eigenartige Leere, eine schreckliche lichtlose Öde. Ich konnte den LKW nach wie vor deutlich sehen, aber gleichzeitig starrte ich durch ihn hindurch in eine unendliche Finsternis, schwärzer als die Nacht und leerer als die gewaltigen Räume zwischen fernen Sternen. Mir wurde immer kälter.
    Zuerst die unerträgliche Hitze der Feuersbrunst in der Schule, jetzt die arktische Kälte, die der LKW ausstrahlte — Yontsdown hieß mich wirklich mit Pauken und Trompeten willkommen, wenngleich die Kapelle nur düstere Weisen spielte.
    Obwohl ich nicht begreifen konnte, warum diese ›Kohlen-Handelsgesellschaft Blitz‹ mich derart erschütterte, lähmte mich ein unvorstellbares Entsetzen.
    Zwei als Menschen getarnte Trolle saßen in der Fahrerkabine. Einer von ihnen bemerkte mich und erwiderte meinen Blick, so als hätte er meine unnatürliche Erregung gespürt. Er drehte sich im Vorbeifahren sogar nach mir um und starrte mich mit seinen haßerfüllten roten Augen an. Am Ende des Blocks passierte der LKW eine Ampel, verlangsamte dann aber das Tempo und fuhr an den Straßenrand heran.
    Ich schüttelte heftig den Kopf, um die lähmende Angst zu überwinden. »Schnell«, sagte ich. »Machen wir, daß wir hier wegkommen.«
    »Warum?«
    »Die dort«, erwiderte ich und deutete auf den LKW, der am Straßenrand angehalten hatte. »Nicht rennen... sie dürfen nicht merken, daß wir uns vor ihnen fürchten... aber schnell!«
    Ohne weitere Fragen kehrte sie mit mir zum Wagen zurück und setzte sich ans Steuer, während ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
    Der LKW wendete schwerfällig, obwohl das streng verboten war. Er blockierte den Verkehr in beiden Richtungen.
    »Verdammt, die drehen tatsächlich um und wollen uns näher in Augenschein nehmen«, murmelte ich.
    Rya ließ den Motor an und fuhr im Rückwärtsgang aus der Parklücke heraus.
    Ich versuchte, mir meine Furcht nicht anmerken zu lassen. »Fahr nicht zu schnell, solange sie uns sehen können. Sie sollen nicht glauben, daß wir vor ihnen die Flucht ergreifen.«
    Sie fuhr um das Motel herum, zu einer Ausfahrt, die in eine Seitenstraße führte.
    Als wir um die Ecke bogen, sah ich gerade noch, daß der LKW sein kompliziertes Wendemanöver auf der Hauptstraße beendet hatte.
    Sobald ich ihn nicht mehr sehen konnte, ließ jene schreckliche innere Kälte nach, und die Vision einer unendlichen Leere löste sich auf.
    Aber was hatte sie zu bedeuten? Was war das für eine totale Finsternis?
    Was trieben die Trolle in dieser Kohlen-Handelsgesellschaft?
    »Okay«, sagte ich mit einer nicht ganz sicheren Stimme. »Fahr nur auf Nebenstraßen und bieg möglichst oft ab. Sie dürfen uns nicht noch einmal sehen. Unseren Wagen konnten sie vorhin wahrscheinlich nicht deutlich sehen; jedenfalls bin ich sicher, daß sie sich das Kennzeichen nicht notiert haben.«
    Sie befolgte meine Anweisungen und fuhr im Zickzack durch die Randgebiete von Yontsdown, wobei sie immer wieder nervös in den Rückspiegel schaute.
    »Slim, glaubst du... glaubst du, sie haben gemerkt, daß du ihre Maskerade durchschauen kannst?«
    »Nein. Ich nehme an, ihnen ist nur aufgefallen, wie intensiv ich sie angestarrt habe... wie mitgenommen ich war. Das ist ihnen verdächtig vorgekommen, und deshalb wollten sie mich etwas genauer unter die Lupe nehmen. Trolle sind von Natur aus mißtrauisch. Dieses Mißtrauen grenzt schon an Verfolgungswahn.«
    Ich hoffte, daß dem tatsächlich so war. Ich war noch nie einem Troll begegnet, der meine übersinnlichen Kräfte erkennen konnte. Falls manche von ihnen die Fähigkeit besaßen, Seher aufzuspüren, dann stand es um unsere Chancen noch viel schlechter, als ich bisher angenommen hatte, denn damit würden wir unseren einzigen Trumpf einbüßen.
    »Was hast du diesmal gesehen?« erkundigte sich Rya.
    Ich erzählte ihr

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