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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Satz auf mich zu.
    Gleichzeitig schoß mein Arm nach vorne, und das Messer flog durch die Luft.
    Mitten im Sprung wurde der Unhold in die Kehle getroffen. Die Klinge drang tief ein, aber leider nicht an der idealen Stelle, sondern etwas daneben. Die glänzenden, wabbeligen schweineartigen Nasenflügel bebten vor Schmerz und Wut, und heißes Blut schoß aus seiner Schnauze hervor.
    Er prallte mit aller Kraft gegen mich.
    Ich flog rückwärts an die Wand. Mein Rücken berührte das getrocknete Blut von all den unschuldigen Opfern, und einen Moment lang — bevor ich die Visionen energisch abblockte — spürte ich den Schmerz und das Entsetzen dieser Menschen während ihres Todeskampfes.
    Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Der Atem der Kreatur stank widerlich. Sie bleckte sabbernd ihre großen gebogenen Zähne dicht vor meinen Augen. Die dunkle ölige Zunge schoß auf mich zu.
    Der Unhold umschlang mich mit seinen knochigen Armen, so als wollte er versuchen, mich an seiner Brust zu zermalmen. Vielleicht würde er aber auch seine schrecklichen Krallen tief in mich bohren und mir die Haut zerfetzen.
    Mein rasendes Herzklopfen löste einen plötzlichen Adrenalinstoß aus, und diese chemische Flut verlieh mir das Gefühl, ein Gott zu sein, wenn auch — zugegebenermaßen — ein verängstigter Gott.
    Ich ballte die Hände zu Fäusten und rammte meine Ellbogen mit aller Kraft in die starken Arme des Trolls, um seinen eisernen Griff zu lockern. Die Krallen rissen an meinem Hemd, dann flog einer seiner Arme hoch, und ich hörte, wie die Knöchel gegen die Wand schlugen.
    Das Ungeheuer stieß einen Wutschrei aus. Ich stemmte mich von der Wand ab und stieß den Unhold zurück. Wir taumelten und stürzten zu Boden. Ich landete auf meinem Feind, packte sofort den Griff des Messers, das in seiner Kehle steckte, riß die Klinge heraus, stach wieder zu... immer und immer wieder. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören, obwohl das Zinnoberrot der glühenden Augen sich rasch trübte und matter wurde. Seine Füße trommelten schwach auf dem Linoleum. Die Arme zuckten krampfhaft, und die langen Hornkrallen kratzten über den Boden.
    Keuchend kniete ich über dem sterbenden Troll, der seine letzte schwache Lebensenergie auf die Metamorphose zur Menschengestalt verwandte. Knochen knirschten, Knochen barsten, Knochen schmolzen und sprudelten und fügten sich neu zusammen; Sehnen und Knorpel zerrissen, gingen aber sofort andere Verbindungen ein; die weicheren Gewebe lösten sich mit nassen, schmatzenden Lauten auf und bildeten neue Formen.
    Die gefesselte Frau, Rya und ich beobachteten wie gebannt diese fantastische Verwandlung und bemerkten den zweiten Troll deshalb erst, als er ins Zimmer stürzte und uns genauso überraschte, wie wir den ersten Unhold überrascht hatten.
    Rya reagierte diesmal schneller als ich. Sie schwang schon ihr Brecheisen, während ich noch nicht einmal auf den Beinen war, und sie führte den Schlag mit solcher Wucht und Präzision, daß sie beim Aufprall Mühe hatte, die Waffe festzuhalten. Der Angreifer heulte vor Schmerz und taumelte rückwärts, war aber doch nicht so schwer verletzt, daß er zu Boden gegangen wäre.
    Er fauchte und spuckte, so als könnte er uns mit seinem Speichel vergiften. Dann stürzte er mit erschreckender Geschwindigkeit auf Rya zu, packte sie mit seinen riesigen Pranken, fuhr alle zehn Krallen aus, die aber zum Glück keinen Schaden anrichteten, weil sie sich im dicken Wintermantel verfingen.
    Bevor er sich befreien und ihr mit den Krallen das Gesicht zerfetzen konnte, sprang ich auf ihn zu und rammte das Messer in seinen schuppigen Rücken, zwischen die mißgebildeten Schultern. Es drang tief ein, bis zum Heft, steckte im Knorpel fest, und ich konnte es nicht mehr herausziehen.
    Plötzlich schüttelte sich das Ungeheuer und schlug nach vorne und hinten aus wie ein Rodeo-Pferd, mit so ungeheurer Kraft, daß ich zu Boden geschleudert wurde und mit dem Kopf gegen die Wand schlug.
    Sterne tanzten mir vor den Augen.
    Ich war viel zu benommen, um sofort wieder aufspringen zu können.
    Ich sah verschwommen, daß mein Messer noch immer im Rücken des Trolls steckte.
    Er wollte sich jetzt wieder auf Rya stürzen, aber sie hatte sich inzwischen gefaßt, und anstatt vor dem Angreifer zurückzuweichen, machte sie einen Schritt auf ihn zu und setzte wieder ihre Waffe ein, diesmal allerdings nicht als Knüppel; vielmehr trieb sie das dicke Eisenwerkzeug wie einen

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