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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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beiden Trollen stammen konnten, die wir gerade umgebracht hatten. Sie waren tot, daran bestand überhaupt kein Zweifel — zumindest jetzt waren sie tot. Vielleicht würden sie — wenn wir sie nicht enthaupteten — schließlich ihren Weg ins Reich der Lebenden zurückfinden, aber das würde Wochen oder Monate in Anspruch nehmen.
    Rya sprang auf und griff nach etwas, das nicht da war — ihrem Brecheisen, nehme ich an. »Was ist das für ein Lärm?«
    Auch ich war aufgesprungen und hatte mein Messer gezückt.
    Das unheimliche vielstimmige Geheul vermochte Blut in Eiswasser zu verwandeln. Falls es das personifizierte Böse gab, in Gestalt Satans oder eines anderen Teufels, so würde seine Stimme so klingen — wortlos aber bösartig, die Stimme von all dem, was nicht gut und nicht richtig war.
    Ich war mir zunächst nicht klar darüber, aus welchem Raum oder auch nur aus welcher Etage das gräßliche Geräusch kam.
    Cathy Osborn erhob sich langsam, so als wollte sie nicht mit einem weiteren Horror konfrontiert werden. »Ich... habe dieses Geräusch vorhin schon einmal gehört«, stammelte sie, »als ich gefesselt in jenem Zimmer saß und die beiden anfingen, mich zu quälen. Aber dann ist soviel passiert, daß ich es... ganz vergessen habe.«
    Rya starrte auf den Boden.
    Ich ebenfalls, denn inzwischen hatte ich begriffen, daß diese schrillen Töne — sie hatten Ähnlichkeit mit elektronischen Schwingungen, waren aber viel fremdartiger — aus dem Keller kamen.

24 -  Der Käfig und der Altar
     
    Der Polizist, der jetzt tot in seinem eigenen blutbefleckten Schlachthaus lag, hatte einen Dienstrevolver getragen — eine Smith & Wesson .357 Magnum. Ich nahm die Waffe an mich, bevor ich in die Küche ging und die Tür zum Keller öffnete.
    Das gespenstische trillernde Winseln hallte von den Wänden wider und enthielt eine unmißverständliche Botschaft: Not, Zorn — Hunger. Es war ein unvorstellbar übles Geräusch, das seine Fühler nach mir ausstreckte, und ich bildete mir sogar ein, daß dieser Schrei mit feuchten Geisterhänden nach mir griff, daß klamme Finger über mein Gesicht und meinen Körper glitten.
    Der unterirdische Raum war nicht völlig dunkel. Weiches, züngelndes Licht — vielleicht von Kerzen — flackerte in einer Ecke, die von oben nicht einzusehen war.
    Cathy Osborn und Rya bestanden darauf, mich zu begleiten. Rya war nicht willens zuzulassen, daß ich mich der unbekannten Gefahr allein aussetzte, und Cathy hatte Angst, allein im Wohnzimmer zu bleiben.
    Ich drückte auf den Lichtschalter, und unten im Keller wurde der Kerzenschein von hellem elektrischem Licht verdrängt.
    Das Geheul hörte auf.
    Ich erinnerte mich an die psychischen Dämpfe längst vergangenen menschlichen Leidens, die noch immer von den Kellerwänden des Hauses in der Apple Lane ausgingen, und versuchte die Antennen meines sechsten Sinnes auf Empfang zu stellen, um eine eventuell auch hier vorhandene Strahlung ähnlicher Art wahrnehmen zu können. Doch obwohl ich tatsächlich Bilder und Gefühle hellseherischer Natur registrierte, glichen sie keiner der Visionen, die ich bisher je gehabt hatte. Sie ergaben für mich keinen Sinn: vage bizarre Schatten, die ich nicht identifizieren konnte, alle nur in Schwarz und Weiß und verschiedenen Grautönen. Sie sprangen in hektischem Rhythmus umher, um im nächsten Moment langsame wellenförmige Bewegungen auszuführen; dazwischen plötzliche Explosionen von buntem Licht in ominösen Farben, dessen Quelle ich nicht zu erkennen vermochte.
    Ich begriff nur, daß ich ungewöhnlich starke Emotionen auffing, die einem völlig verwirrten Geist entströmten — wie Abwasser aus einem kaputten Rohr. Es waren keine menschlichen Emotionen; sie waren noch viel düsterer als die perversesten Wünsche und Träume der allerschlimmsten Menschen. Aber es war auch nicht die typische Ausstrahlung eines Trolls. Vielmehr handelte es sich um so etwas wie das emotionale Äquivalent zu verwesendem Fleisch. Ich spürte, daß ich in den Pfuhl der chaotischen Innenwelt eines mörderischen Irren geriet. Der Wahnsinn — und die darunter verborgene Blutrünstigkeit — war so abstoßend, daß ich hastig versuchte, meinen sechsten Sinn wie einen Radioapparat auszuschalten, um mich vor den unwillkommenen Wellen zu schützen.
    Ich mußte auf der Treppe ein wenig geschwankt haben, denn Rya legte mir von hinten eine Hand auf die Schulter und flüsterte: »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    Die Treppe war steil, und von

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