Zwielicht
Kohlen-Gesellschaft zu sprechen, schien ihn nervös zu machen. Möglicherweise bildete ich mir das aber auch nur ein, weil ich mich selbst unbehaglich fühlte.
Ich wollte das Thema weiter verfolgen, aber Horton rief seinen Hund, der Growler hieß, und gab ihm ein Stück Walnußkuchen, und wir kamen auf die Vorzüge von Mischlingen gegenüber reinrassigen Hunden zu sprechen. Growler war ein Mischling, ein mittelgroßer schwarzer Hund mit braunen Flecken an den Flanken und um die Augen herum. Seine Abstammung war nicht festzustellen. Er hieß Growler — ›Knurrer‹ —, weil er ein besonders wohlerzogener und stiller Hund war, der so gut wie nie bellte; Ärger und Unruhe drückte er durch ein tiefes bedrohliches Knurren aus, Freude durch ein viel weicheres Knurren, begleitet von eifrigem Schwanzwedeln.
Growler hatte Rya und mich ausgiebig beschnuppert, als wir hereingekommen waren, und schließlich hatte er uns akzeptiert. Das war ein ganz normales Hundeverhalten. Ungewöhnlich war hingegen, wie aufmerksam Horton seinen Hund beobachtete, während dieser uns inspizierte. Er schien größten Wert auf Growlers Meinung zu legen, und ich hatte das Gefühl, daß wir ihm erst willkommen waren, nachdem der Mischling mit dem Clownsgesicht uns ein gutes Zeugnis ausgestellt hatte.
Jetzt aß Growler seinen Kuchen auf, leckte sich das Maul und trottete zu Rya, um sich streicheln zu lassen. Danach kam er auch zu mir. Er schien zu wissen, daß die Unterhaltung sich um ihn drehte und alle Anwesenden sich darin einig waren, er wäre allen Rassehunden mit Stammbaum haushoch überlegen.
Später bot sich mir eine Gelegenheit, noch einmal auf die Kohlen-Gesellschaft zu sprechen zu kommen, und ich erwähnte, daß ich den Firmennamen und das Firmenzeichen seltsam fände.
»Seltsam?« wiederholte Horton stirnrunzelnd. »Mir kommt es überhaupt nicht seltsam vor. Sowohl Kohle als auch Blitze sind Energieformen. Und Kohle ist schwarz — also eine Art schwarzer Blitz. Das ergibt doch einen Sinn, oder etwa nicht?«
Unter diesem Gesichtspunkt hatte ich die Sache noch nicht betrachtet. So gesehen, ergab sie tatsächlich einen Sinn. Trotzdem wußte ich, daß das Symbol — weißer Himmel, dunkler Blitz — eine tiefere Bedeutung haben mußte, denn schließlich hatte ich es ja als Ikone auf einem Altar gesehen. Die Dämonen maßen diesem Zeichen offenbar mystische Kräfte zu. Aber woher sollte Horton wissen, daß es viel mehr als nur ein einfaches Firmenzeichen war?
Wieder spürte ich, daß dieses Thema ihn nervös machte. Er gab dem Gespräch rasch eine neue Wendung, so als wollte er weiteren Fragen ausweichen. Und als er seine Kaffeetasse zum Mund führte, zitterten seine Hände so stark, daß die Flüssigkeit über den Rand schwappte. Vielleicht war das nur ein kurzer Schwächeanfall — in seinem Alter nichts Ungewöhnliches. Vielleicht.
Als Rya und ich eine halbe Stunde später wegfuhren, während Horton und Growler uns von der Terrasse aus nachblickten, sagte sie: »Er ist ein netter Mann.«
»Ja.«
»Ein guter Mann.«
»Ja.«
»Aber...«
»Ja?«
»Er hat Geheimnisse.«
»Was für Geheimnisse?« fragte ich.
»Das weiß ich nicht. Aber er ist nicht einfach ein offener, gastfreundlicher alter Mann. Er verheimlicht etwas. Und... nun ja... ich glaube, er hat Angst vor dieser Kohlen-Gesellschaft.«
Gespenster.
Wir glichen Gespenstern, die im Gebirge spukten, und wir versuchten, uns wirklich so lautlos wie Geister zu bewegen. Unsere Tarnkleidung bestand aus weißen Skijacken mit Kapuzen, weißen Skihosen und weißen Handschuhen. Wir kämpften uns durch kniehohen Schnee auf offenen Hügeln, so als wollten wir mühsam dem Land der Toten entfliehen; wir gingen an einer schmalen Schlucht entlang, in deren Tiefe ein gefrorener Bach glitzerte; wir huschten durch die kalten Schatten des Waldes. Doch obwohl wir uns bemühten, so unauffällig wie körperlose Wesen zu sein, hinterließen wir Fußspuren im Schnee und streiften gelegentlich die Äste von ausladenden Nadelbäumen.
Wir hatten unser Auto an der Landstraße geparkt und waren etwa vier Kilometer zu Fuß gegangen, bis wir auf Umwegen den Zaun erreichten, der das Grundstück der Kohlen-Gesellschaft umgab. An diesem Nachmittag wollten wir uns nur einen Überblick verschaffen — die Verwaltungsgebäude aus der Ferne betrachten, feststellen, wie viele Fahrzeuge ankamen und wegfuhren, und eine Stelle im Zaun finden, wo wir am nächsten Tag leicht eindringen konnten.
Doch als
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