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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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glauben konnte, es wären Konstruktionen aus Kohle. Die Fenster waren schmal und teilweise vergittert, und die Leuchtstoffröhren hinter den schmutzigen Scheiben spendeten ein kaltes Licht, das der Szenerie nichts Anheimelndes zu verleihen vermochte. Die Schieferdächer und die übertrieben schweren Balken über Fenstern und Türen — sogar über den breiten Garagentüren — trugen noch das ihre zur düsteren Gesamtatmosphäre bei.
    Dicht nebeneinander, so daß unsere Atemwolken sich in der unnatürlich stillen Luft vermischten, starrten Rya und ich mit wachsendem Unbehagen auf die Anlage hinab. Männer und Frauen kamen aus den Garagen und aus den lärmenden Maschinenfabriken oder gingen hinein, und alle wirkten sehr geschäftig, so als wollten sie für ihren Lohn hundertzehnprozentige Arbeit leisten. Niemand bummelte herum, niemand rauchte gemütlich eine Zigarette an der frischen Luft. Sogar jene Männer, die Anzüge, weiße Hemden und Krawatten trugen — Leute in höheren Positionen, die sich anderswo oft nicht gerade ein Bein ausrissen —, eilten zwischen ihren Autos und den Verwaltungsgebäuden hin und her, als könnten sie es gar nicht erwarten, wieder an ihre Arbeit zu kommen.
    Jeder dort unten war ein Troll. Sogar auf diese Entfernung hatte ich keinerlei Zweifel an ihrer Zugehörigkeit zu jener dämonischen Bruderschaft.
    Auch Rya durchschaute ihre Tarnung, denn sie flüsterte mir zu: »Wenn Yontsdown eine Brutstätte von ihnen ist, dann ist dies hier die Brutstätte innerhalb der Brutstätte.«
    »Ein verdammter Bienenstock ist das«, knurrte ich. »Die sausen da unten herum wie emsige Bienen.«
    Mit Kohle beladene Lastwagen rumpelten von Norden her durch das Tal auf das Haupttor zu. Leere Lastwagen fuhren in der Gegenrichtung, zur Mine, um neu beladen zu werden. Alle Fahrer und Beifahrer waren Trolle.
    »Was treiben sie hier nur?« fragte Rya.
    »Etwas Wichtiges.«
    »Aber was?«
    »Etwas verdammt Ungutes. Und ich glaube nicht, daß es in diesen Gebäuden geschieht.«
    »Wo dann? In der Mine?«
    »Ja.«
    Das trübe, durch Wolken gefilterte Tageslicht wurde noch schwächer. Die frühe Winterdämmerung war nicht mehr fern.
    Den ganzen Tag über war es windstill gewesen, doch während dieser Zeit schien der Wind sich so gut erholt zu haben, daß er jetzt mit neuer Kraft durch den Maschenzaun zu pfeifen und in den Bäumen zu heulen begann.
    »Wir werden morgen früh zurückkommen müssen«, sagte ich, »um in nördlicher Richtung am Zaun entlangzugehen, bis wir den Mineneingang sehen können.«
    »Du weißt, was dann passieren wird«, murmelte Rya tonlos.
    »Ja.«
    »Wir werden nicht genug sehen, und deshalb werden wir hineingehen.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Unter die Erde.«
    »Ich nehme es an.«
    »In die Schächte.«
    »Nun ja...«
    »Wie in dem Traum.«
    Ich schwieg.
    »Und wie in unserem Traum werden sie uns entdecken und verfolgen.«
    Um nicht auf dem Bergrücken von der Nacht überrascht zu werden, machten wir uns auf den Rückweg zur Landstraße. Dunkelheit schien aus dem Waldboden aufzusteigen, von den schweren Ästen der Tannen und Kiefern zu tropfen, aus dem Unterholz zu sickern. Als wir unbewaldete Abhänge erreichten, war die Schneedecke heller als der Himmel. Wir entdeckten unsere alten Fußspuren, die auf dieser Alabasterhaut wie Wunden aussahen.
    Wir saßen kaum in unserem Kombi, als es zu schneien begann. Anfangs nur leicht. Die Flocken rieselten vom fast schon dunklen Himmel herab. Doch wir spürten, obwohl wir es nicht hätten erklären können, daß ein schwerer Sturm drohte.
    Es schneite während der ganzen Rückfahrt zur Apple Lane; dicke Schneeflocken, die auf der Straße undurchsichtige Schleier bildeten, so daß sich mir absurderweise der Gedanke aufdrängte, das schwarze Pflaster wäre in Wirklichkeit eine dicke Glasplatte und die Schneeschleier wären Vorhänge. Wir fuhren über ein riesiges Fenster, zerrissen mit unseren Reifen die Vorhänge, belasteten das Glas übermäßig. Vielleicht war es ein Fenster, das diese Welt von der nächsten trennte. Und wenn es zerbrach, würden wir vielleicht in die Hölle hinabstürzen.
    Wir parkten in der Garage und betraten das Haus durch die Küchentür. Alles war dunkel und still. Wir machten im Vorbeigehen in allen Räumen Licht und stiegen in den ersten Stock hinauf, um uns umzuziehen, bevor wir uns an die Zubereitung eines frühen Abendessens machen würden.
    Doch in unserem Schlafzimmer saß auf einem Stuhl, den er in eine besonders dunkle

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