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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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irgendwelche Gerüche, die der andere wahrnehmen konnte und auf die er reagierte. Sie verständigen sich mit Hilfe einer besonderen Art von Telepathie, die nicht auf Gedankenübertragung basierte, sondern auf der Erzeugung und Wahrnehmung komplizierter Gerüche.
    »Euer Geruch«, fuhr Horton fort, »schien nichts Böses zu bedeuten, im Gegensatz zum Gestank dieser... Trolle. Aber er beunruhigte mich, weil ich nie zuvor etwas Derartiges gerochen hatte. Und dann habt ihr versucht, mich über die Kohlen-Gesellschaft auszuquetschen, und das hat mir einen Mordsschrecken eingejagt.«
    »Warum?« fragte Rya.
    »Seit das Bergwerk Mitte der 50er Jahre von neuen Leuten aufgekauft und der Name geändert wurde, stinkt jeder, der dort beschäftigt ist — ausnahmslos jeder, dem ich begegnet bin. In den letzten sieben oder acht Jahren reifte in mir immer stärker die Erkenntnis, daß diese Gesellschaft etwas Übles im Schilde führt, und ich habe mich oft gefragt, was sie dort im geheimen treiben mögen.«
    »Das fragen wir uns auch«, sagte Rya.
    »Und wir werden es herausfinden«, fügte ich hinzu.
    »Nun ja«, sagte Horton, »jedenfalls machte ich mir Sorgen, daß ihr eine Gefahr für mich darstellen könntet, daß ihr vielleicht etwas Übles gegen mich im Schilde führen könntet, und deshalb war es der reinste Selbstschutz, herzukommen und hier herumzuspionieren.«
     
    Wir bereiteten in der Küche zu dritt aus unseren bescheidenen Vorräten das Abendessen zu: Rühreier, Würstchen, Bratkartoffeln und Toast. Rya machte sich Sorgen, womit sie Growler füttern sollte, der sich das Maul leckte, als köstliche Düfte die Küche erfüllten.
    Horton beruhigte sie. »Oh, er bekommt einfach das gleiche wie wir. Manche Leute behaupten zwar, das wäre für einen Hund ungesund, aber ich hab's bei ihm immer so gehalten, und es scheint ihm nicht geschadet zu haben. Schaut ihn euch nur mal an — ist doch ein Prachtkerl, oder? Gib ihm Eier, Wurst und Kartoffeln — nur Toast ist ihm zu trocken. Was er allerdings für sein Leben gern ißt, sind Brötchen mit Fruchtfüllung — mit Brombeeren, Äpfeln, am liebsten aber mit Blaubeeren. Sie müssen nur schön saftig sein.«
    »Bedaure« lachte Rya. »So was haben wir leider nicht in der Speisekammer.«
    »Macht nichts, er kommt auch mit dem anderen Zeug aus, und später gebe ich ihm zu Hause noch ein paar Plätzchen.«
    Wir stellten Growlers Teller in die Ecke neben der Hintertür und setzten uns an den Küchentisch.
    Flaumige Schneeflocken wirbelten vor den Fenstern vorbei. Es schneite zwar noch nicht stark, aber der Wind nahm immer mehr zu und imitierte Wölfe, Züge und Kanonen.
    Während des Essens erfuhren wir mehr über Horton Bluett. Durch seine seltene Gabe, die Trolle zu riechen — man könnte das vielleicht › Ö lfaktopathie‹ nennen —, hatte er ein relativ sicheres Leben geführt. Er war den Unholden nach Möglichkeit aus dem Wege gegangen und hatte sie mit größter Vorsicht behandelt, wenn ein Umgang sich nicht vermeiden ließ. Seine Frau Etta war 1934 an Krebs gestorben, im Alter von vierzig Jahren. Horton war damals vierundvierzig gewesen. Sie hatten nie Kinder gehabt, weil er — wie er unumwunden zugab — unfruchtbar war. Seine Ehe war so glücklich, so harmonisch gewesen, daß er nie eine andere Frau fand, die seiner verstorbenen Etta hätte das Wasser reichen können. Seit drei Jahrzehnten teilte er sein Leben mit Hunden — Growler war der dritte.
    Horton betrachtete liebevoll den Mischling, der seinen Teller säuberlich abschleckte. »Einerseits hoffe ich, vor ihm zu sterben, denn es würde mir verdammt schwerfallen, ihn beerdigen zu müssen. Es war bei den beiden anderen — Jeepers und Romper — schon schlimm genug, aber bei Growler wäre es noch schlimmer, denn er ist der beste Hund, der je gelebt hat.« Growler schaute von seinem Teller auf und legte den Kopf schief, so als wüßte er genau, welches Kompliment ihm sein Herr gemacht hatte. »Andererseits will ich nicht vor ihm sterben, weil ich ihn nicht allein lassen möchte. Er soll nicht auf die Gnade irgendwelcher Leute angewiesen sein. Er verdient es, einen schönen Lebensabend zu haben.«
    Rya und ich tauschten einen Blick, und ich wußte, daß sie in etwa das gleiche wie ich dachte: daß Horton Bluett nicht nur liebenswert war, sondern auch einen ungewöhnlich starken Charakter hatte. Sein Leben lang war er sich bewußt gewesen, daß die Welt voll von Menschen war, die anderen Leid zufügen wollten, sein

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