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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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aufziehbarer Fahrzeuge und Figuren sowie eine winzige Windmühle, deren Flügel wahrscheinlich in Bewegung versetzt werden konnten. In einer Ecke hingen zwei Marionetten, in einer anderen Ecke saß auf einem Hocker die Puppe eines Bauchredners.
    Als ich wieder zum Schreibtisch hinüberschaute, machte der Hund gerade einen letzten, besonders langsamen Purzelbaum. Dann blieb er auf den Schenkeln sitzen und hob die Vorderpfoten, so als bettle er um Beifall für seine Kunststücke.
    Jelly Jordan grinste mir zu. »Ist das nicht wirklich einmalig?«
    Ich mochte ihn auf Anhieb.
    »Phänomenal«, stimmte ich zu.
    »Sie wollen sich also den Sombra Brothers anschließen?« erkundigte er sich und lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück, sobald ich Platz genommen hatte.
    »Ja, Sir.«
    »Ich gehe doch recht in der Annahme, daß Sie kein Konzessionär mit eigenem Geschäft sind, der für das Privileg eines Standplatzes in unserem Vergnügungspark bezahlen kann?«
    »Ja, Sir. Ich bin erst siebzehn.«
    »Oh, das Alter hat dabei überhaupt nichts zu besagen. Ich kenne Konzessionäre, die genauso jung wie Sie sind. Ein Mädchen hat hier beispielsweise mit fünfzehn ganz klein angefangen, mit einem Stand zum Gewichteraten. Es machte seine Sache wirklich gut und gefiel den Leuten. Bald vergrößerte es sein Imperium um ein paar andere Spiele, und etwa in Ihrem Alter konnte es sich schon eine Schießbude mit beweglichen Entenattrappen leisten, und die sind nicht gerade billig. Fünfunddreißig Riesen muß man dafür allemal hinblättern.«
    »Na ja, im Vergleich zu dieser Geschäftsfrau bin ich wahrscheinlich wirklich ein totaler Versager im Leben.«
    Jelly Jordan grinste. Er hatte ein sehr sympathisches Grinsen. »Dann wollen Sie also ein Angestellter der Sombra Brothers werden?«
    »Ja, Sir. Oder falls einer der Konzessionäre Hilfe irgendwelcher Art benötigt...«
    »Ich nehme fast an, daß Sie außer Ihren Muskeln und Ihrem Schweiß nichts zu bieten haben, daß Sie nur zum Auf- und Abbau von Fahrgeschäften, zum Beladen von LKWs und zum Lastenschleppen zu gebrauchen sind, stimmt's?«
    Ich beugte mich in meinem Sessel vor. »Ich kenne mich mit sämtlichen Arten von Spielbuden aus, kann bei Zaubertricks und sonstigen Vorführungen assistieren und bin kein schlechter Ausrufer. Jedenfalls bin ich besser als zwei Drittel der Kerle, die sich auf den kleinen Jahrmärkten die Kehlen heiser brüllen, obwohl ich nicht behaupte, es mit den geborenen Entertainern aufnehmen zu können, die wahrscheinlich in den erstklassigen Unternehmen wie diesem hier arbeiten. Glauben Sie mir bitte, ich bin zu sehr vielem zu gebrauchen.«
    »So, so«, schmunzelte Jelly Jordan. »Offensichtlich sind die Götter den Sombra Brothers heute besonders gewogen, daß sie uns einen solchen Hansdampf in allen Gassen gesandt haben. Großartig. Einfach umwerfend.«
    »Ziehen Sie mich auf, soviel Sie wollen, Mr. Jordan, aber finden Sie bitte irgendeine Arbeit für mich. Ich schwöre, daß ich Sie nicht enttäuschen werde.«
    Er stand auf und streckte sich, wobei sein Bauch hin und her wackelte. »Also, Slim, ich glaube, ich werde Rya Raines von dir erzählen.« Er duzte mich plötzlich. »Sie ist eine Konzessionärin und braucht jemanden für ihren ›Lukas‹. Hast du so was schon mal gemacht?«
    »Klar.«
    »In Ordnung. Wenn du ihr gefällst, und wenn du mit ihr auskommen kannst, bist du gut untergebracht. Wenn nicht, komm wieder zu mir, dann suche ich was anderes für dich oder setze dich auf die Lohnliste der Sombra Brothers.«
    Ich erhob mich ebenfalls. »Diese Mrs. Raines...«
    »Miß.«
    »Weil Sie es extra erwähnt haben... Ist es schwer, mit ihr auszukommen?«
    Er lächelte. »Das wirst du bald merken. Und nun zur Unterkunft. Ich nehme an, daß du nicht mit deinem eigenen Wohnwagen angefahren kommst, folglich brauchst du einen Platz zum Schlafen. Ich werde mich erkundigen, in welchem unserer Wagen noch ein Bett frei ist, und du kannst die Miete für die erste Woche gleich bei Buchhalter Dooley bezahlen.«
    Ich wurde etwas nervös. »Äh... ich habe einen Schlafsack, und ich möchte viel lieber unter freiem Himmel schlafen. Das ist gesünder.«
    »So etwas ist hier nicht erlaubt«, sagte er. »Wenn wir es nämlich erlauben würden, hätten wir bald einen richtigen Saustall beieinander. Manche Primitivlinge würden nämlich im Freien nicht nur pennen, sondern auch saufen und bumsen, und das würde einen verheerenden Eindruck machen. Wir sind schließlich kein

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