Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
dritt- oder viertklassiges Unternehmen.«
    »Oh...«
    Er betrachtete mich mit schiefgelegtem Kopf. »Ebbe in der Kasse?«
    »Na ja...«
    »Kannst du die Unterkunft nicht bezahlen?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Für die ersten zwei Wochen übernehmen wir die Kosten. Danach mußt du dann bezahlen wie alle anderen auch.«
    »Oh... danke, Mr. Jordan.«
    »Nenn mich ruhig Jelly, nachdem du jetzt zu uns gehörst.«
    »Danke, Jelly, aber Sie brauchen nur die Kosten für eine Woche zu übernehmen. Danach werde ich schon klarkommen. Soll ich von hier aus direkt zum ›Lukas‹ gehen? Ich weiß, wo das ist, und ich weiß auch, daß die Tore um elf geöffnet werden, das heißt, in zehn Minuten.«
    Er ließ mich noch immer nicht aus den Augen und zog die Nase kraus, so daß sie nunmehr wie eine Dörrpflaume aussah. »Hast du schon gefrühstückt?«
    »Nein, Sir. Ich hatte keinen Hunger.«
    »Es ist doch schon fast Mittag.«
    »Ich habe noch immer keinen Hunger.«
    »Ich habe immer Hunger«, sagte er. »Hast du gestern abend etwas gegessen?«
    »Ich?«
    »Du.«
    »Na klar.«
    Er runzelte skeptisch die Stirn, wühlte in seiner Hosentasche, zog zwei Dollarscheine heraus und kam mit ausgestreckter Hand um den Schreibtisch herum auf mich zu.
    »O nein, Mr. Jordan...«
    »Jelly!«
    »Nein, Jelly, das kann ich nicht annehmen.«
    »Nur ein Darlehen«, meinte er, während er mir die Scheine in die Hand drückte. »Du wirst es mir zurückzahlen, das weiß ich.«
    »Aber ich bin nicht so abgebrannt. Ein bißchen Geld habe ich noch.«
    »Wieviel?«
    »Na ja... zehn Dollar.«
    Er grinste wieder. »Zeig sie mir.«
    »Häh?«
    »Lügner! Wieviel hast du in Wirklichkeit?«
    Ich starrte verlegen auf meine Schuhspitzen hinab.
    »Na? Sag die Wahrheit.«
    »Äh... zwölf Cents.«
    »Na so was, da bist du ja ein richtiger Rockefeller. Wie konnte ich mich nur erdreisten, dir Geld leihen zu wollen? Schon mit siebzehn ein reicher Mann, ein Erbe des Vanderbilt-Vermögens!« Er gab mir zwei weitere Dollarscheine. »Hör mir zu, Mr. Krösus, du gehst jetzt zu Sam Trizers Stehimbiß neben dem Kinderkarussell. Er hat so ziemlich das beste Essen auf dem Platz, und er öffnet früh, um Schausteller bedienen zu können. Iß ordentlich zu Mittag, bevor du dich Rya Raines an ihrem ›Lukas‹ präsentierst.«
    Ich nickte verlegen. Meine Armut war mir äußerst peinlich, denn ein Stanfeuss verließ sich auf niemanden, außer auf einen anderen Stanfeuss. Trotzdem war ich dankbar für die Großzügigkeit des fetten Mannes.
    Ich hatte die Türklinke schon in der Hand, als er rief: »Wart einen Moment.«
    Ich drehte mich um und sah, daß er mich anders als bisher musterte. Er hatte mich die ganze Zeit über forschend betrachtet, um meinen Charakter, meine Fähigkeiten und mein Verantwortungsgefühl einzuschätzen, doch jetzt begutachtete er mich so, als wäre ich ein Pferd, auf das sich eventuell zu setzen lohnte.
    »Du bist ein kräftiger Bursche«, sagte er. »Guter Bizeps, breite Schultern, geschmeidige Bewegungen. Du siehst so aus, als könntest du dich in einer schwierigen Situation deiner Haut wehren.«
    Da er eine Antwort zu erwarten schien, murmelte ich: »Na ja... das stimmt.«
    Ich überlegte, wie er reagieren würde, wenn ich ihm erzählte, daß ich schon vier Trolle umgebracht hatte — vier dämonische Hunde-Schweine-Wesen mit Schlangenzungen, mörderischen roten Augen und rasiermesserscharfen Krallen.
    Er betrachtete mich schweigend und erklärte schließlich: »Hör zu, wenn du mit Rya zurechtkommst, sollst du für sie arbeiten. Aber morgen hätte ich selbst einen Spezialjob für dich. Wahrscheinlich wird es dabei keine Schwierigkeiten geben, aber möglich wäre das immerhin. Schlimmstenfalls wirst du deine Fäuste gebrauchen müssen. Aber ich nehme an, daß du nur herumstehen und einschüchternd dreinschauen mußt.«
    »Ich stehe ganz zu Ihren Diensten«, sagte ich.
    »Willst du gar nicht wissen, worum es geht?«
    »Das können Sie mir ja auch morgen noch erklären.«
    »Möchtest du denn nicht wenigstens die Möglichkeit haben abzulehnen?«
    »Nein.«
    »Die Sache ist nicht ganz risikolos.«
    Ich hielt die vier Dollar hoch. »Sie haben einen Mann für riskante Jobs engagiert.«
    »Du bist aber billig.«
    »Es waren nicht die vier Dollar, Jelly, sondern die Freundlichkeit.«
    Das Kompliment machte ihn sichtlich verlegen. »Verdammt, mach, daß du hier rauskommst, iß etwas — und dann nichts wie an die Arbeit! Wir haben für Schmarotzer nichts

Weitere Kostenlose Bücher