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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Eintonner-Chevrolet angekoppelt ist. Wenn du keine krummen Touren machst, wirst du es nicht bereuen, für mich zu arbeiten. Ich besitze noch ein paar andere Konzessionen, und ich bin immer auf der Suche nach ehrlichen, verantwortungsbewußten Leuten. Ich entlohne dich am Ende eines jeden Arbeitstages, und falls du ein geschickter Ausrufer bist und mehr als sonst üblich einnimmst, bekommst du einen Anteil von diesen zusätzlichen Einnahmen. Wenn du zuverlässig arbeitest, wirst du nirgends bessere Bedingungen finden als bei mir. Aber — hör bitte gut zu und laß es dir als Warnung dienen — falls du mich übers Ohr zu hauen versuchst, wirst du es bitter bereuen, das schwöre ich dir. Verstehen wir uns?«
    »Ja.«
    »Ausgezeichnet.«
    Mir war während ihrer strengen Rede jenes Mädchen eingefallen, das — Jelly Jordan zufolge — mit siebzehn bereits eine große Konzession erworben hatte. Deshalb fragte ich: »Äh... gehört dir zufällig auch eine Schießbude?«
    »Eine Schießbude, ein Stand zum Gewichteraten, eine Wurfbude, ein Stehimbiß, der auf Pizza spezialisiert ist, und 70% einer Schaubude namens ›Wunderliche Tiere‹«, gab sie schroff Auskunft. »Nebenbei gesagt — ich bin weder zwölf noch neunzig, sondern einundzwanzig, und ich habe mich in verdammt kurzer Zeit aus dem Nichts hochgearbeitet. Das schafft man nicht, wenn man naiv, weich oder ungeschickt ist. Ich bin alles andere als eine leichtgläubige, verträumte dumme Pute, und solange du das nicht vergißt, Slim, werden wir ausgezeichnet miteinander auskommen.«
    Sie entfernte sich, ohne zu fragen, ob ich noch irgendwelche Fragen hätte. Bei jedem energischen Schritt zeichnete sich ihr kleiner, fester Hintern prächtig unter den engen Jeans ab.
    Ich blickte ihr nach, bis sie in der Menschenmenge untertauchte. Dann bemerkte ich plötzlich meinen Zustand, griff hastig nach dem Holzhammer und ließ ihn siebenmal hintereinander auf den Block niedersausen, wobei sechsmal die Glocke ertönte. Danach konnte ich mich den Besuchern wieder zuwenden, ohne mich wegen einer starken Erektion genieren zu müssen.
     
    Nachmittags machte es mir richtig Spaß, Reklame für den ›Lukas‹ zu machen. Die Besucherströme schwollen immer mehr an, ergossen sich im warmen Sommerlicht über die Straße, und ich nahm den Leuten Münzen und Scheine fast so erfolgreich ab, als hätte ich mich direkt aus ihren Taschen bedient.
    Sogar als ich den ersten Troll sah, einige Minuten nach zwei, beeinträchtigte das meine gute Laune und meine Arbeitsfreude nicht. Ich war daran gewöhnt, sieben oder acht Trolle pro Woche zu sehen, und es waren noch wesentlich mehr, wenn ich mich irgendwo aufhielt, wo besonders viele Menschen versammelt waren, sei es nun auf Jahrmärkten oder in Großstädten. Meiner Schätzung nach war unter vier- bis fünfhundert Personen ein als Mensch getarnter Troll zu finden, was bedeutete, daß es allein in den USA mindestens eine halbe Million solcher Kreaturen gab. Wenn ich mich also nicht damit abgefunden hätte, ihnen überall zu begegnen, wäre ich verrückt geworden, lange bevor ich zu den Sombra Brothers kam. Ich wußte inzwischen, daß die Unholde sich der außerordentlichen Gefahr, die ich für sie darstellte, nicht bewußt waren; sie ahnten nicht, daß ich ihre Maskerade durchschaute, und hatten deshalb an mir kein spezielles Interesse. Am liebsten hätte ich freilich jeden Troll getötet, den ich irgendwo sah, denn ich wußte aus Erfahrung, daß sie Feinde der Menschen waren, daß ihr einziger Lebenszweck darin bestand, auf der Erde Schmerz und Not zu verursachen. Ich begegnete ihnen jedoch nur selten an einsamen Orten, die einen Angriff ermöglichten, und wenn ich nicht ein Gefängnis von innen kennenlernen wollte, durfte ich keine der verhaßten Kreaturen in Anwesenheit von Zeugen umbringen, die den Teufel unter dem Menschenkostüm ja nicht sehen konnten.
    Der Troll, der kurz nach zwei am ›Lukas‹ vorbeischlenderte, verbarg sich im Körper eines Bauernjungen, eines großen, flachshaarigen achtzehn- oder neunzehnjährigen Burschen mit offenem, gutmütigem Gesicht. Er war in Begleitung von zwei anderen Jungen seines Alters, die keine Trolle waren, und er machte einen völlig unschuldigen Eindruck, wie er so seine dummen Späße machte, ein bißchen aufschnitt und sich bestens amüsierte. Aber unter dem lachenden Menschengesicht lauerte ein Troll mit Feueraugen.
    Der Bauernjunge blieb am ›Lukas‹ nicht stehen, doch keine zehn Minuten später

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