Zwielicht
Anzahl von ihnen machte die Erde unsicher, und ich hatte ihnen eine irgendwie, übernatürliche Erscheinung zugeschrieben.
Jetzt mußte ich meine Vorstellung von Grund auf revidieren.
Während Jelly mit Mary Vanaletto schäkerte, und Luke das Getändel von seinem Stuhl neben mir grinsend beobachtete, hatte ich das abscheuliche Bild eines hundsmäuligen Trolls vor Augen, der seinen gräßlich deformierten Penis in die kalte Vagina eines rotäugigen, schweineschnäuzigen weiblichen Trolls rammte, beide keuchend, grunzend und sabbernd, die grotesken Leiber in Ekstase verkrampft, die langen warzigen Zungen hechelnd. Und kaum war es mir gelungen, dieses unerträgliche Bild aus meinem Kopf zu verdrängen, da tauchte ein noch schlimmeres auf: neugeborene Trolle, klein, larvenfarben, glatt und glänzend und feucht, mit glühenden roten Augen, winzigen scharfen Krallen und spitzen Zähnen, die noch nicht zu mörderischen Hauern ausgewachsen waren. Drei kleine Trolle, die aus dem stinkenden Schoß ihrer Mutter herausglitten und das Licht der Welt erblickten...
Nein!
O Gott, bitte, nein! Wenn ich diese Vorstellung nicht sofort verdrängte, würde ich mein Messer zücken und diese Ratsvorsitzende vor Jellys und Lukes Augen erstechen, und dann würde keiner von uns diese Stadt lebend verlassen.
Irgendwie hielt ich durch.
Irgendwie schaffte ich es, aus diesem Büro herauszukommen, ohne den Verstand oder die Beherrschung verloren zu haben.
Unsere Schritte hallten auf dem Marmorboden des Foyers, von dem der große Gerichtssaal abging. Einem Impuls zufolge ging ich auf die schweren, mit Messingklinken versehenen Eichentüren zu, öffnete eine davon einen Spalt breit und spähte hinein. Offenbar wurden gerade die Schlußplädoyers in einem Prozeß gehalten. Der Richter war ein Troll. Der Staatsanwalt war ein Troll. Die beiden uniformierten Justizwachtmeister und der Gerichtsstenograph waren richtige Menschen, aber drei der Geschworenen waren Trolle.
»Was machst du da, Slim?« fragte Jelly.
Ich schloß leise die Tür und holte Jelly und Luke ein, wobei ich nur hoffen konnte, daß meine Erschütterung mir nicht anzumerken war. »Nichts«, antwortete ich. »Ich war nur neugierig.«
An der Ecke überquerten wir die Straße, und ich schaute mir die Fußgänger und die Autofahrer an der roten Ampel genau an. Von den schätzungsweise vierzig Personen identifizierte ich zwei als Trolle — das waren zwanzigmal so viele wie an anderen Orten.
Wir hatten unsere Bestechungsmission beendet und gingen auf den Parkplatz hinter dem Rathaus zu. Als wir nur noch etwa sechs Meter von dem gelben Cadillac entfernt waren, murmelte ich: »Einen Augenblick bitte. Ich muß mir noch schnell was anschauen.« Ich machte kehrt und eilte zurück.
»Wohin willst du denn?« rief Jelly mir nach.
»Ich bin sofort wieder da«, erwiderte ich und fing zu rennen an.
Mit rasendem Herzklopfen und trockener Kehle lief ich zum Haupteingang, hastete eine Granittreppe hinauf, stieß die Glastür auf und stürzte in eine Vorhalle, die nicht so imposant wie die im Gerichtsgebäude war. Rechts ging es zu verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung, links zur Polizeiwache. Ich betrat ein Vorzimmer, das mit einer Holztheke in zwei Bereiche unterteilt war.
Der diensthabende Polizist arbeitete auf einem etwas erhöhten Podest. Er war ein Troll.
Den Kugelschreiber in einer Hand, blickte er von irgendwelchen Papieren auf und fragte: »Kann ich Ihnen helfen?«
Weiter hinten im Raum standen Schreibtische, Aktenschränke, ein Fotokopiergerät und andere Büromaschinen. In einer Ecke klapperte ein Fernschreiber. Drei der acht Stenotypistinnen waren Trolle. Unter den vier Männern, die etwas abseits arbeiteten und Polizeibeamte in Zivil zu sein schienen, waren zwei Trolle. Drei uniformierte Polizisten hielten sich zur Zeit im Zimmer auf, und alle drei waren Trolle.
In Yontsdown mischten sich die Trolle nicht einfach unter die normalen Menschen. Hier waren sie hervorragend organisiert, hier hatten sie die Macht unerkannt an sich gerissen, hier machten sie die Gesetze, und gnade Gott dem armen Menschen, der sich auch nur das geringste zuschulden kommen ließ.
»Was wünschen Sie?« erkundigte sich der Polizist wieder.
»Äh... ich suche das Gesundheitsamt.«
»Das befindet sich auf der anderen Seite der Halle«, sagte er ungeduldig.
»Ach so.« Ich stellte mich dumm. »Das hier muß wohl die Polizeiwache sein.«
»Eine Ballettschule ist es bestimmt
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