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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Jelly, wobei er natürlich Kelsko im Sinn hatte. »Irgendwo auf dem nächsten Kilometer...«
    Wir hatten die Stadt nun schon zwei Kilometer hinter uns gelassen.
    »Er wollte uns in Sicherheit wiegen«, meinte Jelly, »nur um dann mit besonderer Wucht loszuschlagen. Sie werden uns total zur Schnecke machen. Diese Jungs vom Kohlerevier müssen schließlich ihren Spaß haben.«
    Drei Kilometer.
    »Es würde ihnen so gar nicht ähnlich sehen, sich ihren Spaß entgehen zu lassen. Paßt auf, jetzt ist's bestimmt gleich soweit...«
    Vier Kilometer.
    Jetzt vermutete Jelly, daß sie uns bei der verlassenen Zeche auflauerten, wo die Reste der Kipphalde in den grauen Himmel emporragten.
    Aber wir passierten auch diese Stelle ohne jeden Zwischenfall.
    Fünf Kilometer.
    Sechs.
    Fünfzehn Kilometer hinter der Stadtgrenze entspannte sich Jelly endlich. »Sie lassen uns diesmal in Ruhe«, seufzte er erleichtert.
    »Warum?« fragte Luke mißtrauisch.
    »Na ja, in früheren Jahren ist es ja hin und wieder auch schon ohne Prügelei abgegangen«, erwiderte Jelly. »Einen Grund dafür haben sie uns nie genannt. Und dieses Jahr... vielleicht liegt es an dem Brand in der Schule und an der Tragödie beim gestrigen Picknick. Vielleicht hat sogar Kelsko in diesem Jahr schon genug Schlimmes gesehen und will nicht riskieren, uns zu vergraulen. Wie gesagt, diese armen geplagten Menschen brauchen den Rummelplatz diesmal noch mehr als je zuvor.«
    Wir beschlossen, an der nächsten Raststätte ein verspätetes Mittagessen einzunehmen. Jelly und Luke wurden zusehends fröhlicher. Ich nicht. Ich wußte, warum Kelsko uns die übliche Prügelei erspart hatte. Er plante für die nächste Woche, wenn wir alle auf dem Jahrmarktgelände versammelt sein würden, etwas viel Schlimmeres. Das Riesenrad... Ich wußte nicht genau, wann es geschehen würde, und ich wußte auch nicht genau, was sie im Schilde führten, aber ich wußte, daß die Trolle einen Sabotageakt am Riesenrad ausführen wollten, daß meine bestürzenden Visionen von Blut auf dem Rummelplatz bald grausige Realität werden würden.

9 -  Kontraste
     
    Es wollte mir einfach nicht gelingen, die deprimierenden Erinnerungen an Yontsdown abzuschütteln; und es fiel mir immer schwerer, über Jellys amüsante Geschichten zu lachen, weshalb ich mich während der letzten anderthalb Stunden Fahrt schließlich schlafend stellte.
    Fieberige Gedanken schwirrten mir durch den Kopf...
    Was sind Trolle? Woher kommen sie?
    Ist jeder Troll so etwas wie ein Puppenspieler, der an den Fäden seiner menschlichen Marionette zieht? Ist er ein Parasit, der sich im Menschen einnistet, die Kontrolle über den Geist seines Wirtes an sich reißt und den usurpierten Körper so benutzt, als wäre er sein eigener? Oder sind die menschlichen Körper nur perfekte Imitationen, Kostüme, in die ein Troll genauso leicht schlüpfen kann wie wir in einen neuen Anzug?
    Diese Fragen — und tausend andere — hatte ich mir über die Jahre hinweg schon unzählige Male gestellt. Das Problem bestand darin, daß es zu viele mögliche Antworten gab. Jede konnte im Prinzip die richtige sein, aber keine ließ sich wissenschaftlich nachprüfen — und keine dieser Erklärungen stellte mich auch nur halbwegs zufrieden.
    Ich hatte mir genügend Filme über fliegende Untertassen angeschaut, um die fantastischsten Ideen in Betracht zu ziehen. Und seit ich zum erstenmal einen Troll gesehen hatte, verschlang ich gierig jeden Science-fiction-Roman, der mir in die Hände fiel, in der Hoffnung, daß irgendein Autor sich etwas Derartiges schon ausgedacht und eine einleuchtende Erklärung dieser Erscheinung geliefert haben könnte. Aus diesen Geschichten schöpfte ich viele Theorien. Möglicherweise waren die Trolle fremdartige Wesen von einem fernen Stern, deren Raumschiff bei der Landung auf der Erde zerschellt war. Vielleicht waren die Außerirdischen aber auch hier gelandet, um uns zu unterwerfen oder um unsere Fähigkeit zur vollen Partnerschaft in der galaktischen Regierung zu testen oder um unser Uran zu stehlen, das sie zum Antrieb ihrer Raumschiffe benötigten, oder ganz einfach, um uns in Plastikröhren zu verpacken, als eine Art schmackhafte Tiefkühlkost auf ausgedehnten, eintönigen Reisen durch die Milchstraße. Ich zog all diese — und viele andere — Möglichkeiten in Erwägung, verwarf keine einzige von vornherein, so absurd oder albern sie mir auch vorkommen mochte, konnte mich aber mit keiner so recht anfreunden. Es fiel mir

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