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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wir uns über James Dean, dessen Leben durch einen Autounfall auf einer kalifornischen Straße vor mehr als sieben Jahren abrupt geendet hatte. Dann begann sich Rya über die Ungerechtigkeit früher Tode auszulassen, kaute beharrlich darauf herum, bis ich spürte, daß ihre Schwermut sie wieder eingeholt hatte. Ich versuchte dem Gespräch schnell eine erfreulichere Wendung zu geben, hatte damit aber wenig Erfolg, denn sie schien plötzlich nicht nur fasziniert von morbiden Themen zu sein, sondern regelrecht Gefallen daran zu finden.
    Als schließlich auch die letzte Spur von Freude aus ihrer Stimme verschwunden war, rückte sie etwas von mir ab und fragte: »Was hast du letzten Oktober empfunden? Wie hast du dich gefühlt?«
    Im ersten Augenblick wußte ich nicht, was sie meinte.
    »Kuba. Im Oktober«, erklärte sie. »Die Blockade, die Raketen, die Machtprobe. Es heißt, wir hätten uns am Rande eines Atomkriegs befunden. Harmageddon. Wie hast du dich gefühlt?«
    Jener Oktober war ein Wendepunkt für mich gewesen, wie vermutlich für alle, die alt genug waren, um die Bedeutung dieser Krise zu verstehen. Mir persönlich war plötzlich bewußt geworden, daß die Menschheit nun imstande war, sich selbst vollständig auszulöschen. Ich begriff auch, daß die Trolle — die ich damals schon seit einigen Jahren beobachtete — über die Spirale technologischer Errungenschaften und über die zunehmende Kompliziertheit unserer Gesellschaft entzückt sein mußten, lieferten diese Entwicklungen ihnen doch die Möglichkeit, die Menschheit auf immer spektakulärere Weise zu martern. Was würde geschehen, wenn ein Troll entweder in den USA oder in der UdSSR in eine hohe Machtposition aufsteigen würde und die Möglichkeit hatte, auf DEN KNOPF zu drücken? Natürlich wären sie sich darüber im klaren, daß ihre Spezies zusammen mit unserer vernichtet würde; und die Apokalypse würde sie der Möglichkeit berauben, uns langsam zu quälen, was ihnen offenbar besonderen Genuß bereitete. Das schien auf den ersten Blick die Wahrscheinlichkeit zu verringern, daß sie einen Atomkrieg entfesseln würden. Aber welches Festmahl von Leiden gäbe es in jenen letzten Tagen und Stunden! Die gewaltigen Explosionen, die ganze Städte einebneten, die Feuerstürme, die radioaktiven Aschenregen: Wenn die Trolle uns so intensiv und geradezu besessen haßten, wie ich glaubte, war dies das Szenarium, das sie sich letztendlich wünschen würden, ungeachtet der Konsequenzen für ihr eigenes Überleben. Die Kubakrise machte mir klar, daß ich früher oder später gezwungen sein würde, gegen die Trolle zu kämpfen, so hoffnungslos und absurd mein Ein-Mann-Krieg auch sein mochte.
    Die Krise — der Wendepunkt. Im August 1962 hatte die Sowjetunion heimlich mit dem Bau von Abschußrampen für Mittelstreckenraketen begonnen. Präsident Kennedy verlangte im Oktober den Abbau dieser provozierenden Rampen und den Rücktransport bereits gelieferter Raketen.
    Nachdem die Russen sich geweigert hatten, diese Forderung zu erfüllen, verhängte Kennedy am 22. Oktober eine Blockade über Kuba. Am Samstag, dem 27. Oktober, wurde eines unserer U-2-Flugzeuge von einer sowjetischen Rakete abgeschossen, und für Montag, den 29. Oktober wurde — wie wir später erfuhren — eine Invasion in Kuba durch US-Truppen angeordnet. Der Ausbruch des Dritten Weltkriegs schien unmittelbar bevorzustehen. Am 28. Oktober erklärte sich Chruschtschow aber bereit, die Raketen abzuziehen. Während jener kritischen Oktoberwoche wurden in allen amerikanischen Schulen Luftalarm-Übungen durchgeführt; Luftschutzbunker wurden mit zusätzlichen Lebensmittel-Vorräten ausgestattet; die Streitkräfte wurden in Alarmbereitschaft versetzt; in den Kirchen wurden Bittgottesdienste abgehalten, die von ungleich mehr Menschen als gewöhnlich besucht wurden. Und falls die Trolle bis dahin die totale Zerstörung der Zivilisation noch nicht erwogen hatten, so begannen sie mit Sicherheit während der Kubakrise darüber nachzudenken, denn in jenen Tagen bekamen sie einen kleinen Vorgeschmack auf die unvorstellbaren Genüsse, die ihrer im Ernstfall harrten, waren doch schon unsere Ängste in Erwartung der Katastrophe ein Leckerbissen.
    »Wie hast du dich gefühlt?« fragte Rya wieder, während wir dort auf dem Riesenrad saßen.
    Erst einige Tage später verstand ich, wie bedeutsam diese Unterhaltung gewesen war. Damals kam es mir noch so vor, als wären wir rein zufällig auf dieses morbide Thema zu

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