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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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oder auf der Flucht mit dem Widerstand – wann immer Kira Als die Propheten weinten gelesen hatte, war es in dieser Position geschehen: mit dem Rücken gegen einen Zaun, einen Baum oder eine Höhlenwand gelehnt. Selbst nach der Befreiung hatte sie diese Gewohnheit nicht abgelegt und sich, wann immer sie darin las, in eine Ecke ihres Quartiers oder Büros verzogen. Bis zu ihrer Bestrafung.
    Sie musste lachen, als sie sich an den Tag erinnerte, an dem Captain Sisko sie unangemeldet früh morgens in ihrem Quartier aufgesucht und auf dem Boden hockend angetroffen hatte. Wie lange war das her? Drei Jahre? Vier? Damals war sie deswegen beschämt gewesen, doch der Captain hatte ihr dieses Gefühl zu nehmen gewusst und ihr verraten, wie gern er sich zur Entspannung in die Mitte des Baseballfelds legte, das er in der Holosuite erschaffen hatte. Das Bild des auf dem grünen Spielfeld ausgestreckten Sisko war für Kira ein Anlass zum Schmunzeln – damals wie heute.
    Sie vermisste ihn. Nicht nur als Abgesandten oder Kommandanten Deep Space 9s, obwohl sie auch diese Aspekte seiner Person vermisste, sondern als Freund. Sisko war ein ungewöhnlicher Mann, weil die Propheten ihn berührt hatten – und weil er es wert gewesen war, diese Berührung zu erfahren. Er war prinzipientreu, reaktions-schnell, loyal und stark. Kira war überzeugt, dass er eines Tages aus dem Himmlischen Tempel wiederkehren würde, ganz wie es Kasidy in einer Vision versprochen worden war. Und sie hoffte, diesen Tag noch zu erleben. Sie vermisste ihren Freund.
    Ein akustisches Signal durchschnitt die Stille, dann erklang Ensign Lings Stimme. »Ops an Colonel Kira.«
    »Hier Kira. Sprechen Sie, Ensign.«
    »Colonel, die U.S.S. Mjolnir ruft die Station« , sagte Ling. »Sie bitten um Zuweisung einer Anflugroute und um Andockerlaubnis.« Das Zögern in Lings Stimme deckte sich mit Kiras eigenem Empfinden.
    »Die Mjolnir ?«, wiederholte sie. Captain Hoku und ihre Besatzung sollten erst in drei Wochen eintreffen. Kira stellte den Raktajino zu-rück in den Replikator, trat hinter ihren Tisch, setzte sich und ging abermals die Nachrichten der vergangenen Nacht durch. Eine Mit-teilung der Sternenflotte fand sie nicht. »Ensign, haben sie gesagt, weshalb sie so früh hier eintreffen?«
    »Nein, Sir« , antwortete Ling sofort. »Wünschen Sie, dass ich nachha-ke?«
    Kiras erste Reaktion bestand aus einem Ja und erinnerte sie an ihre Zeit beim Widerstand, wo selbst der kleinste Informationshappen den entscheidenden Unterschied hatte bewirken können. Als Erster Offizier hatte sie sich stets bemüht, bestens über eine Situation informiert zu sein – das war nun als Kommandantin DS9s nicht anders.
    Doch sie wusste: Hätte Captain Hoku diese Auskunft geben wollen, wäre es längst geschehen.

    »Nein«, antwortete sie. »Richten Sie ihnen meinen Gruß aus und lassen Sie sie andocken.«
    »Aye, Sir.« Die Verbindung wurde getrennt.
    Kira lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und ließ die Arme über die glatte Tischoberfläche gleiten, bis ihre Handgelenke auf der Kante ruhten. Die Mjolnir hatte in drei Wochen eintreffen und eine Woche später den Posten der Defiant übernehmen sollen, die den Gamma-Quadranten erforschen wollte. Hatten sich diese Pläne geändert?
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke: Vielleicht brachte die Mjolnir einen weiteren Drehkörper nach Bajor! Sie wusste, wie gewagt die Vermutung war, fühlte sich jedoch gleich an Vedek Syntas Buch erinnert.
    Einer der darin gesammelten Texte hieß »Bajors Aufbruch«. Geläufigen Interpretationen zufolge, verhieß er eine neue Blütezeit, sobald die Drehkörper wiederkehrten.
    Wenn alle Kinder ausgeweint , zitierte Kira aus der Erinnerung, erstrahlt ihr Schicksal im Glanze neuen Zwielichts. Mit einem Mal erkannte sie, dass niemand ihr Als die Propheten weinten nehmen konnte. Sie hatte es so oft gelesen, kannte es so gut – da war das unmöglich.
    Wenn alle Kinder ausgeweint , wiederholte sie, erstrahlt ihr Schicksal im Glanze neuen Zwielichts. Dieser eine Satz hatte zu mehr Kontroversen geführt, als alles andere in Syntas Buch. Bezog sich das Weinen auf die Tränen der Propheten? Spielte Schicksal auf persönliche Schicksale an, oder auf den Drehkörper des Schicksals? War mit Zwielicht ein Sonnenaufgang, also ein Anfang, gemeint – oder ein Untergang?
    Selbst die Sprache der Textpassage führte zu Debatten, wie die zahlreich existierenden Übersetzungsvarianten bewiesen.
    Kira beugte sich vor und sprach in den

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