Zwielicht
nicht, dass das möglich ist.«
»Außerhalb des Pilotentrainings wird es selten eingesetzt«, erläuterte sie. »Aber ich habe noch eine Idee. Dafür brauche ich allerdings Ihre Hilfe.«
»Was soll ich tun?«
»Die Hauptenergiezelle der internen Shuttlesysteme wurde zerstört«, antwortete sie. »Das Backup ist intakt, funktioniert jedoch ebenso wenig. Zum Glück haben wir noch das sekundäre Backup.
Damit betreibe ich derzeit den Transporter.«
»Verstehe«, sagte er.
»Wenn wir die Hauptzelle aktivieren können«, fuhr sie fort, »bin ich vielleicht in der Lage, aus ihr, dem Rest der Backups und den Anzügen einen zweiten Transporter zu basteln.«
»Was soll das bringen, wenn uns schon einer nicht weiterhilft?«
»Wir könnten uns, den zweiten Transporter und die Energiezelle wegbeamen«, antwortete sie, »und das erste System mittels des zweiten an unseren neuen Aufenthaltsort befördern. Das wiederholen wir so lange, springen also quasi über die Planetenoberfläche, bis wir eine Stelle erreichen, an der die Wolkendecke Lücken auf-weist.«
Shar schien darüber nachzudenken. Prynn vermutete schon, er sei wieder eingeschlafen, als er schließlich sagte: »Das könnte klappen.«
Seine Tonlage blieb ruhig, doch Prynn hörte die Aufregung in seinen Worten.
»Sehe ich ähnlich«, sagte sie. »Das Problem ist die Backup-Zelle.
Ich kann sie reparieren, aber mir fehlt die Zeit dazu. Einer muss ja auch die Anzüge modifizieren und einen zweiten Transporter bauen.«
»Wie wär’s mit mir?«, fragte Shar. »Wenn Sie mir erklären, wie ich die Raumanzüge bearbeiten muss, kann ich es tun.«
»Gut. Wir fangen morgen früh an.«
Die Stille dieser leeren Welt umfing sie wieder. Prynn löschte das Licht, und die Dunkelheit, die folgte, war nahezu erstickend. Mit geschlossenen Augen wartete die junge Pilotin auf den Schlaf und war selbst überrascht, als Shar fünfzehn Minuten später fragte: »Wie es Commander Vaughn wohl ergeht?«
»Keine Ahnung.« Es lag eine Kälte in ihren Worten, die nicht beabsichtigt gewesen war. »Ich weiß es nicht«, sagte sie sanfter.
»Was auch immer zwischen Ihnen beiden vorgefallen ist – es tut mir leid«, sagte Shar. »Ich weiß, wie es ist, sich mit einem Elternteil zu überwerfen.«
Prynn lachte – ein lautes, hässliches Lachen, das sie umgehend bedauerte. Ihr war, als raube ihr die angespannte Situation die Kontrolle über ihre Regungen. »Entschuldigung, ich wollte wirklich nicht …«
»Schon in Ordnung. Ich hätte es nicht ansprechen dürfen.«
»Nein«, widersprach sie. Er sollte sich nicht schlecht fühlen. »Es ist nur … Sie wissen nicht, was er mir angetan hat.« Mir angetan? , fragte sie sich. Wie müde sie sein musste, um sich derart zu versprechen! »Ich meine, meiner Mutter.«
»Das ist richtig«, sagte er schlicht. »Ich weiß es nicht.« Dann schwieg er wieder, forderte sie weder zu Ausführungen auf, noch hielt er sie davon ab. Prynn mochte das Thema nicht, wusste aber, dass sie nach dem morgigen Tag vielleicht nie wieder darüber wür-de sprechen können.
»Meine Mutter war ein Sternenflottenoffizier«, begann sie. »Vor meiner Geburt arbeiteten sie und mein Vater oft zusammen, doch dann entschied sie, dass sie genug vom Soldatenleben hatte.« Prynn spürte Druck hinter ihren Augen. Die Tränen kamen. Dennoch sprach sie weiter, wollte es. »Sie wünschte sich Kinder, Vaughn aber
… Vaughn konnte sich nie von seinem Beruf lösen. Nicht einmal nachdem ich geboren war. Wir wurden nie zu der Familie, die Mutter sich wünschte, aber sie und Vaughn liebten sich.« Im Geiste sah sie sie vor sich, und die Tränen flossen ihr kühl über die Wangen.
»Ich liebte sie beide. War Vaughn nicht bei uns, vermisste ich ihn, und ich liebte es, wenn er zurückkam. Ich wollte ihm immer nah sein. Deshalb …« Sie hielt inne, verblüfft über das, was sie hatte sagen wollen. Die Erkenntnis war schlicht und kraftvoll. »Deshalb ging ich zur Sternenflotte. Um ein größerer Teil seines Lebens zu werden.«
»Es ist schön, dass Sie so sehr bei ihm sein wollten«, sagte Shar, als sie nicht weitersprach. »Aber ich schätze, dann ist etwas passiert.«
»Meine Eltern bestritten wieder einmal gemeinsam eine Mission«, fuhr sie fort. »Vaughn befahl ihrem Außenteam, sich zu …« Prynn wischte sich über die Augen. Anstatt ihre Tränen zu trocknen, verteilte sie sie über das ganze Gesicht. Es war lange her, dass sie über diese Dinge gesprochen, an sie gedacht hatte. Es
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