Zwielicht
als wolle er ihr die Gelegenheit zu einer Erwiderung einräumen.
»Möglich«, sagte Ro und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Quark erwiderte es. »Ich hab wohl kalte Füße bekommen. Angst, dass du mich besser kennenlernen und die Zeit mit mir nicht länger genießen könntest. Angst, dass … Ich weiß nicht … dass ich tatsächlich mal das bekommen könnte, was ich mir wünsche.«
Diese Aussage kam Ro besonders absurd vor. Sie beugte sich vor und legte die Arme auf den Tisch. »Mhm«, machte sie dann. »Ich verstehe natürlich, wie erschreckend der Gedanke sein kann.«
»Laren, ich bin ein Ferengi«, sagte er. »Mein ganzes Leben drehte sich darum, zu bekommen, was ich wollte.« Er atmete tief durch, als bereite er sich auf etwas Schwieriges vor. »Und meistens scheiterte ich schon beim Versuch. Tatsächlich mal zu gewinnen … insbesondere etwas so Wertvolles wie dich … ist wirklich beängstigend.«
Ro sah in seine Augen und erkannte darin seine Aufrichtigkeit.
Seine Offenheit und seine unzweifelhaft romantisch motivierte Wertschätzung rührten sie. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das alles verstanden habe, aber … danke, Quark.«
»Gern geschehen.« Er wartete auf etwas. Für einen kurzen Moment sahen sie sich einfach schweigend an, und Ro wurde klar, wie froh sie über sein Kommen war. Über das, was er – und wie er es –
gesagt hatte.
Wenn nur …
Sie verdrängte den Gedanken an ihre ungewisse Zukunft, wollte sich die eigene Sorge nicht anmerken lassen. Quark trat zur Tür, kam aber wieder nicht weit. »Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt und sah zu ihr. Es verblüffte sie stets aufs Neue, wie gut er sie zu lesen verstand. Eben noch hatte er um ihre Gnade gebettelt, sie ge-währt bekommen und ihr sein Seelenleben offenbart – und musste ganz nebenbei gespürt haben, dass sie noch etwas anderes bedrück-te.
»Mir geht’s gut«, antwortete sie, denn sie wollte nicht darüber sprechen. »Ich bin nur müde.«
»Verstehe«, sagte Quark, doch seine Skepsis war offensichtlich.
»Wie, äh, läuft eigentlich die Konferenz so?«
»Die Konferenz, so so …« Sie wusste, dass er keine Ahnung von dem Gipfeltreffen hatte und sich über die vielen Offiziellen wundern musste. Kira zufolge wollte der Premierminister dem bajoranischen Volk heute ohnehin alles mitteilen, insofern schadete es sicher nicht, wenn Ro Quark schon vorab einweihte. »Eigentlich nennt man so etwas ein Gipfeltreffen.«
»Ein Gipfeltreffen?«, wiederholte er.
Ro nickte. »Sie verhandeln über Bajors Beitritt zur Föderation, und die Entscheidung scheint kurz bevorzustehen.« Der erschrockene, sogar verletzte Ausdruck auf seinem Gesicht ließ sie innehalten.
Einen Moment lang glaubte sie, er leide unter körperlichen Schmerzen. »Quark, ist alles in Ordnung?«
»Nein«, antwortete er und schaute an ihr vorbei ins Leere. Schwer ließ er sich auf einen der freien Sitze fallen. »Nein, das ist es nicht.«
Allmählich machte sein Verhalten ihr Sorgen. »Was ist denn?
Quark?«
»Wird es dazu kommen?«, fragte er schließlich und sah sie an.
»Wird Bajor tatsächlich Mitglied?«
»Weiß ich nicht. Welchen Unterschied macht das für dich?« Ob er ihre Lage begriffen hatte und ahnte, dass die Übernahme des bajoranischen Militärs durch die Sternenflotte das Ende ihrer Karriere und ihrer Zeit auf Deep Space 9 bedeutete?
»Wenn Bajor sich der Föderation anschließt«, murmelte er, »bin ich ruiniert.«
»Was?«, fragte sie ungläubig. Er und seine Übertreibungen.
»Warum solltest du …« Dann begriff sie. »Die Föderation hat eine weitestgehend geldlose Wirtschaft.«
»Eine geldlose Wirtschaft«, wiederholte er so widerwillig, als sei jedes Wort ein anderes Gift. »Die Bar wird nicht länger Ertrag bringen. In einer rein föderativen Anlage wird niemand etwas bezahlen.«
»Daran habe ich nie gedacht … Es tut mir leid.« Ihrer Sorge um die eigene Zukunft hatte sich nun die Angst um Quark hinzugesellt.
Und sie stellte ihm die eine Frage, die zu beantworten ihr selbst bereits seit Tagen unmöglich schien. »Was wirst du nun tun? Was hattest du vor drei Jahren vor, als es schon einmal so aussah, als stünde Bajor kurz vor einem Beitritt?«
»Vor drei Jahren war ich jünger«, sagte er.
»Was soll das heißen?«
»Vor drei Jahren hieß ich die Situation sogar noch willkommen«, erklärte er. »Ich wollte in der Bar bleiben und unter dem Radar agieren. Wenn das hier eine Föderationsstation wird, kommen
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